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    Mark Hamill im Interview: FILMSTARTS spricht mit dem letzten Jedi aus "Star Wars 8"

    „Star Wars 8“ ist das bestgehütete Geheimnis Hollywoods. Aber Mark Hamill hat auch genug anderes zu erzählen: Im Interview geht’s um Skywalker-Zahnbürsten, ein gebrochenes Versprechen an Carrie Fisher und darum, wie man Fans so richtig anpisst...

    Lucasfilm / John Wilson

    Für „Star Wars 7“ kehrte Mark Hamill nach 32 Jahren endlich wieder als Luke Skywalker auf die Leinwand zurück – und sagte kein Wort. In „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ wird sich das ändern – und auch im Interview mit FILMSTARTS redet der 66-Jährige viel und mit großem Elan. Nachdem Hamill sich zu Beginn des Gesprächs direkt und ungefragt für Donald Trump entschuldigt, gegen den er auch regelmäßig auf Twitter austeilt, kommt die Sprache zum Glück schnell auf ein anderes weltbewegendes, aber deutlich schöneres Thema...

    FILMSTARTS: Wie ist das, wenn Luke Skywalker dein Leben bestimmt?

    Mark Hamill: Zunächst mal habe ich nicht erwartet, dass es so lange anhält. „Star Wars“ ist beliebt, dachte ich, aber irgendwas anderes würde kommen. Dann stellte sich heraus: Es blieb. Aber ich finde es schön, mit etwas verbunden zu werden, das die ganze Familie zusammen genießen kann. Ich glaube, das ist eine der Sachen, die am erfreulichsten sind. Die Fans der Originale sind mittlerweile erwachsen und haben ihre eigenen Kinder. Und ich weiß, wie das mit meinen Kindern war: Ich wollte ihnen „A Hard Days Night“ und die „Marx Brothers“-Filme und „Laurel & Hardy“ und alle diese Sachen zeigen, die ich als junger Mann mochte. Es ist ein großer Spaß, das durch ihre Augen zu sehen. Keines meiner Kinder wollte den „Peanuts“-Film sehen – meine Frau und ich haben uns also sieben und neun Jahre alte Kinder von einem meiner Freunde geschnappt und sind mit ihnen ins Kino gefahren. Diese Kinder wissen wahrscheinlich nicht mal, wer Charly Brown und Snoopie sind...

    FILMSTARTS: Aber diese Kids haben bestimmt mit deinen Action-Figuren gespielt!

    Mark Hamill lachend: Ja. „Star Wars“ ist ein optimistischer, positiver Film. Ich habe ihn immer mehr als Märchen und weniger als Science-Fiction gesehen. Als ich das Drehbuch zum ersten Mal las, dachte ich, dass das mehr „Zauberer von Oz“ ist als „Alarm im Weltall“ oder ähnliches. Und eine der Sachen, die für mich echt herausstach, war der Humor! Die meiste Science-Fiction ist sehr trocken und ernst. Ich meine, „2001“ ist ein Klassiker, aber garantiert nicht lustig. Doch bei „Star Wars“ dachte ich: „Großartig, Roboter streiten sich darüber, wer Schuld hat und beschweren sich, wie sehr sie Weltraumreisen hassen!“ Es hatte einfach eine charakteristische Albernheit. Natürlich gab es ernste Elemente, aber war auch sauwitzig. Die Sache, die ich am meisten an „Star Wars“ mag, ist der Humor.

    FILMSTARTS: Hast du dich eigentlich selbst als Action-Figur gesammelt?

    Mark Hamill: Nein. Aber mein Sohn Nathan, der während des Drehs von „Das Imperium schlägt zurück“ geboren wurde, ist ein großer „Star Wars“-Fan. Was das Merchandise angeht, dachte ich damals, dass es T-Shirts geben wird und ähnliches – aber ich habe bestimmt nicht gedacht, dass ich eine elektrische Zahnbürste werde und ein Paar Kinderunterhosen und ein Schlafsack und all dieser Quatsch.

    Nicht falsch verstehen, ich liebe diesen ganzen Kram. Ich weiß noch, wie ich Harrison gesagt habe: „Schau mal, mein Gesicht ist auf der Rückseite einer C-3PO-Kornflakespackung, man kann es ausschneiden und tragen.“ Und er so [Hamill imitiert die Stimme von Harrison Ford]: „Mir doch egal.“ Ihn hat das nicht wirklich interessiert, aber ich mag diesen ganzen Kram.

    Um auf die Frage zurückzukommen: Ich sammle „Star Wars“ nicht, aber mein Sohn Nathan tut es. Er lag noch in den Windeln, als die die Spielfiguren von Kenner herauskamen. Ich schwöre, sein drittes Wort war „Kenner“! Ich wusste, wenn ich die Boxen einfach auf den Dachboden packen würde, wären sie 15 Jahre später einiges wert. Doch was für ein Vater wäre ich gewesen, wenn ich gesagt hätte: „Nein, lass sie uns wegpacken, um damit später dein College zu bezahlen.“ Heute schaut Nathan natürlich in die Sammlerbücher und sagt: Warum hast du mich der Prinzessin-Leia-Figur, die jetzt 1.400 Dollar wert ist, eine Sinéad-O'Connor-Kurzhaarfrisur machen lassen?

    Wie geht „Star Wars“ ohne Carrie Fisher?

    FILMSTARTS: Stichwort „Leia“: Lucasfilm versprach nach Carrie Fishers Tod, sie für die Filme nicht digital zu rekreieren. Glaubst du das?

    Mark Hamill: Was Lucasfilm und Leia angeht, nehme ich sie beim Wort – andererseits gab es in „Rogue One“ eine CGI-Leia und Peter Cushing wurde ebenfalls digital gestaltet. Das wirft ethische Fragen auf, du musst die Erlaubnis der Nachkommen einholen. Irgendwie enervierend, wenn du hörst, wie deine Kinder darüber diskutieren, ob Papa nach seinem Tod wiederhergestellt werden kann und du direkt daneben stehst!

    Irgendwann wird die Technik perfekt sein. Noch sehen die Figuren irgendwie nicht ganz richtig aus. Wenn du dir Carrie in „Rogue One“ anschaust... es funktioniert gut genug, aber... irgendwann wird es so gut sein, dass sie wieder John-Wayne-Filme und Bob-Hope-Filme machen können. Bei „Star Wars“ ist es wahrscheinlich das Richtige, Carrie nicht als CGI-Figur zurückzubringen. Aber wer weiß...

    2017 Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved.

    FILMSTARTS: Du hast „Star Wars“ zusammen mit Carrie Fisher gemacht. Wie wird es für dich sein, ohne sie den nächsten Film zu sehen?

    Mark Hamill: Wie man es dreht und wendet: Es ist traurig. Am Anfang war ich so wütend, denn normalerweise hatte Carrie großartiges Timing. Sie wurde für den Emmy nominiert, ist wunderbar in „Die letzten Jedi“. In „Das Erwachen der Macht“ ist der Part von Harrison größer, im aktuellen Film meiner und in „Star Wars 9“ sollte Carrie an der Reihe sein. Es ist einfach niederschmetternd. Sie ist nicht zu ersetzen.

    Sie brachte mich immer zum Lachen. Sie nach so vielen Jahren wiederzutreffen, lief sehr entspannt. Sie kannte mich so lange, sie wusste, dass ich mich nicht groß verändert habe und ich habe nicht versucht, irgendwas von ihr zu bekommen. Ich weiß, sie würde wollen, dass wir glücklich sind und lachen. Wir sprachen mal über eine unserer Lieblingsstellen in „Huckleberry Finn“, wo die Leute denken, Huck und Tom seien tot – und sich die beiden in der Kirche auf ihre eigene Beerdigung schleichen. Ich sagte Carrie: „Versprich mir: Wenn ich zuerst sterbe, komm auf meine Beerdigung und schrei unanständige Sachen.“ Sie fand das lustig. Wir versprachen es uns gegenseitig – aber nachdem Carrie gestorben ist, wusste ich: Das ist ein Versprechen, das ich brechen muss.

    Der Film bekommt nun eine Art Melancholie, die er nie hätte bekommen sollen. Carrie war einzigartig und es wird ohne sie nie mehr dasselbe sein.

    FILMSTARTS: Welchen Luke sehen wir in „Star Wars 8“?

    Mark Hamill: Nun, er ist auf jeden Fall nicht, was ich erwartet habe. Als ich das Skript las, dachte ich: „Oh Gott, das wollen sie machen?“ Luke war schließlich immer die optimistischste, hoffnungsvollste Figur der Saga. Im ersten Trailer wird verraten, dass die Zeit der Jedi in „Star Wars 8“ vorbei ist – über diesen Plotpunkt war ich schockiert. Ich habe mich gefragt, was zwischen Episode 6 und 8 passiert sein muss.

    FILMSTARTS: Es geht um das Ende der Jedi, wie wir sie kennen...

    Mark Hamill: Ja, genau. Eines der Probleme mit den neuen Filmen ist, dass du die Elemente liefern willst, die Leute mögen – Action, Kameradschaft, die Figuren und, nochmal, den Humor. Aber du willst dich auch nicht wiederholen. Du willst das Publikum ein bisschen herausfordern. Das fand ich in „Das Imperium schlägt zurück“ so gelungen. Er war tiefer, spiritueller, zerebraler als der Vorgänger. Es war nicht einfach noch mal „Eine neue Hoffnung“.

    Ich war über Luke in „Die letzten Jedi“ überrascht. Man wird besitzergreifend und meint, „Luke würde das nicht sagen“, aber es ist nicht Mark Hamills Film, es ist der von Rian Johnson. Wenn Luke ein wohlwollender, gutartiger Mentor wäre, hätten wir das schon gesehen, denn wir kennen das von Obi-Wan. Ich hätte nicht Obi-Wan sein wollen. Und ich hätte nicht auch nur annähernd so wunderbar sein können wie Alec Guinness. Dass sie bei Luke also eine radikale Entscheidung getroffen haben, ist stellvertretend für den ganzen neuen Film. Leute fragen, ob „Star Wars 8“ so ist wie „Das Imperium schlägt zurück“. Aber tatsächlich erinnert er mich an nichts. Es ist ein wirklich eigener Film. Und weil er so episodisch ist und alle diese unterschiedlichen Handlungsstränge enthält, gibt's viele Schauspieler, mit denen ich sehr gerne gearbeitet hätte, aber nicht habe. Das sind fantastische Schauspieler. Domhnall Gleeson ist als Hux so lustig.

    Meine Szenen stehen in großem Kontrast zu Finns Szenen oder denen von Poe Dameron. Natürlich kann ich nicht viel sagen. Es ist merkwürdig: Ich promote einen Film, über den ich nicht reden soll. Was für ein Paradox! Ich habe nur die Szenen gesehen, in denen ich mitspiele, der Synchro wegen. Manche davon habe ich in Schwarzweiß gesehen und zu Rian gesagt: Das ist wunderschön so. Das sollte auf die DVD-Extras.

    Was Fans zu tun bereit sind

    FILMSTARTS: Alle wollen wissen, wie die Geschichte von Luke und Rey weitergeht. Was sind Fans bereit zu tun, damit du ihnen ein paar Details verrätst?

    Mark Hamill: Fans sind so enthusiastisch, sie wissen so viel über „Star Wars“. Ich dagegen sehe die Filme nicht täglich, in meinem Haus erinnert nichts daran. Und dann geht man auf eine Convention und da sind 2.000 Leute im Publikum. Das fantastische an diesem Projekt ist, dass die Fans über die Jahre Geschichten darüber geteilt haben, wie sie von „Star Wars“ beeinflusst wurden.

    Übrigens gibt es einen Satz, den man vermeiden sollte, wenn man vor 2.000 Fans steht. Ich habe mal über was anderes geredet und dann gesagt: „Aber egal, es ist nur ein Film.“ Oh mein Gott! Es war, als hätte ich den Papst angespuckt. Sie haben wütend geschrien! Und ich meinte nur: „Wisst ihr, dass ich hier nur George Lucas zitiert habe?“ George sagte das mehrfach. Er kam damit durch, ich nicht. Ich werde es nie wieder sagen.

    Die Fans sind so leidenschaftlich. Als ich gefragt wurde, ob ich für die neue Trilogie zurückkommen will, meinte ein Teil von mir, „Ja, das wird spaßig.“ Und der andere Teil hatte Riesenangst. Es mussten drei Teile werden und ich dachte: „Wie groß ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Fans wieder zufriedenstellen können?“ Reunions sind immer enttäuschend, so wie bei deiner Lieblings-Sitcom. Andererseits dachte ich: „Wenn ich es nicht mache, werde ich der meistgehasste Mann im Fandom.“ Wütende Fans werden vor meinem Haus stehen, wie die Dorfbewohner in „Frankenstein“, mit Lichtschwertern anstelle von Fackeln. Ich hatte also keine Wahl.

    Als Rian Johnson zu Besuch kam, um über die bevorstehende Arbeit zu sprechen, sagte ich zu ihm, dass der Film fast schon zu sehr in der Öffentlichkeit steht. Ich habe gerade einen Film namens „Brigsby Bear“ mit Leuten von Saturday Night Live gemacht. Es ist ein kleiner Film über einen Jungen, der eine Fernsehserie über alles liebt, ich spiele seinen Vater. Die Handlung spielt in einem Haus in einem Vorort. Aber in „Star Wars“ ist alles gigantisch und monumental. An einem der Sets dachte ich: „Damit könnte man 50 ‚Brigsby Bears‘ finanzieren!“ Ich habe Rian gesagt, dass ich riesige Angst habe.

    2017 Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved.

    FILMSTARTS: Vor 40 Jahren veränderte Luke Skywalker dein Leben. Wird das nun wieder passieren?

    Mark Hamill: Nein. Damals hatten wir übrigens keine Ahnung, was auf uns zukommen wird. Wir haben einfach diesen spaßigen Film gedreht, von dem ich dachte, dass er vielleicht 30 Millionen Dollar einspielen wird. Die ganze Aufregung ist dann um uns herum passiert, wir waren sozusagen im Auge des Orkans. Als „Star Wars“ ins Kino kam, waren Carrie, Harrison und ich auf Promo-Termin in Kanada. Als wir dann in Chicago ankamen, waren da diese vielen Leute am Flughafen und ich meinte zu den anderen: „Da ist vielleicht ein Star an Bord, vielleicht Mick Jagger oder so.“ Als wir näher ran kamen, habe ich gesehen, dass da jemand wie Prinzessin Leia verkleidet war und Kinder Luke-Outfits trugen. Es ist ein Unterschied, ob man sich einen Film ansieht und danach einfach wieder zum Alltag zurückkehrt – oder ob man sich wie die Figuren anzieht. Damit hatten wir nicht gerechnet.

    Bei den neuen Schauspieler ist wie Daisy Ridley oder Oscar Isaac ist das anders. Sie wussten, was passieren würde. Sie wussten: Sobald sie mitmachen, wird sich ihr Leben für immer verändern.

    Tipps für die nächste Generation

    FILMSTARTS: Hast du den Neuen Ratschläge gegeben? Es ist nicht einfach, so jung zu sein und mit einem so großen öffentlichen Interesse umzugehen.

    Mark Hamill: Wenn sie Fragen gehabt oder irgendwelche Ratschläge gewollt hätten, klar. Aber diese jungen Leute waren emotional so ausgeglichen und viele von ihnen schon etabliert, ich denke an Oscar Isaac und Domhnall Gleeson. Da habe ich angefangen, mich zu fragen, ob ich es nicht sein sollte, der sie nach Rat fragt. Als ich zum ersten Mal „Star Wars“ drehte, war ich nicht so gefestigt.

    FILMSTARTS: Wenn es darum geht, dich von „Star Wars“ zu emanzipieren – welche Rolle spielt der Joker dabei, den du in den „Batman“-Animationsfilmen sprichst?

    Mark Hamill: Es ist eine 180-Grad-Wendung von Luke, also genieße ich es. Ich wollte immer ein Charakterdarsteller sein, musste aber an den Broadway gehen und zum Beispiel Mozart spielen, um das zu erreichen, denn im Fernsehen und im Kino haben sie mir diese Rollen nicht gegeben. Was am Joker so toll ist: Sie haben mich mit ihren Ohren besetzt, nicht mit ihren Augen. Das ist befreiend – ich kann Sachen machen, die ich vor der Kamera niemals machen würde. Als Comic-Fan kann ich kaum sagen, wie dankbar ich bin und welche Freude es mir bereitet, diese Figur zu spielen. Das wird für mich nie langweilig, denn der Joker ist verrückt – und weil er verrückt ist, ist er unvorhersehbar. Immer wenn ich denke, dass wir das nicht mehr toppen können und ich mich etwas anderem widmen sollte, fragen sie mich, ob ich zurückkomme. „Es gibt zwanzig Leute, die es machen könnten, wenn du es nicht machst“, denke ich dann. Es gibt so viele großartige Versionen des Jokers. Aber am Ende muss ich immer an das berühmte Zitat aus „Brokeback Mountain“ denken: „Wenn ich doch nur wüsste, wie ich von dir loskomme.“

    Er kommt nicht vom Joker los – und von Luke schon gar nicht. „Star Wars 8“ mit Mark Hamill als letztem Jedi startet am 14. Dezember 2017 in den deutschen Kinos.

     

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