Top 10 von Antje Wessels
(freie Kritikerin)
10. „Bibi & Tina: Tohuwabohu total“
Wenn all die Zuschauer, die in der „Bibi & Tina“-Reihe lediglich ein austauschbares Kinderfilmfranchise vermuten, bloß wüssten, was ihnen entgeht… Im Falle des vierten Teils von Detlev Bucks Herzensprojekt nicht weniger als der wohl cleverste Beitrag zum kinematografischen Flüchtlingsdiskurs, inklusive Donald-Trump-Karikatur und natürlich jeder Menge Hexerei.
9. „Get Out“
Ein aus dem Ruder laufender Antrittsbesuch bei den Schwiegereltern wird zum hintersinnigen Kommentar auf geheuchelte Toleranz und vermeintlich „positiven Rassismus“: „Get Out“ offenbart bei jeder neuen Sichtung mehr Morbidität und ist darüber hinaus auch noch richtig lustig, selbst wenn einem mehr als einmal das Lachen im Halse steckenbleibt.
Eigentlich ist „Spider-Man: Homecoming“ nur eine weitere x-beliebige Originstory aus dem Marvel-Superheldenuniversum. Zugleich ist er aber auch die kurzweiligste, charmanteste und modernste dieser Geschichten. Hier liegt der Fokus auf dem, worauf es gerade im Blockbusterkino am meisten ankommt: pures Entertainment!
7. „A Cure For Wellness“
Altmodisches Schauerkino von Gore Verbinski – das bedeutet herausragend fotografierte Bilder, eine abwechslungsreiche Geschichte und Beklemmung pur. Mehr sollte man über den zweieinhalbstündigen Psychothriller „A Cure for Wellness“ vor dem Schauen und Staunen gar nicht wissen.
6. „mother!“
Das gilt auch für diesen Arbeit von Vorzeige-Mindfucker Darren Aronofsky, mit der er die Zuschauer reihenweise aus den Kinos getrieben hat. Sein symbolisch aufgeladener Home-Invasion-Schocker „mother!“ (nur echt in klein und mit Ausrufezeichen) trifft aber auch wirklich voll in die Magengrube.
5. „Es“
Darauf haben Kinofans auf der ganzen Welt gewartet – und dann ist die Neuauflage von Stephen Kings Horrorklassiker „Es“ auch noch richtig stark geworden. Die Kombination aus anrührender Coming-of-Age-Geschichte und fiesem Schocker ist spannend, emotional und zeitweise überraschend lustig.
4. „La La Land“
Das Musical „La La Land“ hat reihenweise Herzen gestohlen – meines auch! Virtuos inszeniert und untermalt mit einem der eingängigsten Soundtracks des Kinojahres, schmachteten sich Emma Stone und Ryan Gosling auch in mein Herz. Da wünscht man sich fast (!) eine Fortsetzung!
3. „Paddington 2“
Eine solche findet sich auf dem Bronzetreppchen – und mit „Paddington 2“ eine, die sich gewaschen hat. Das Familienfilmabenteuer übertrifft den bereits äußerst starken Vorgänger noch einmal und legt die Messlatte in Sachen Kreativität und Herzensgüte auf Rekordhöhe. Jeder sollte einen Paddington haben!
2. „Kingsman: The Golden Circle“
Höher, schneller, weiter – das „Kingsman“-Sequel „Kingsman: The Golden Circle“ setzt in jeder Hinsicht noch einen drauf, doch während das bei den meisten Blockbustern auf Kosten der erzählerischen Finessen geht, gibt es hier einen überbordenden Ideenreichtum. Kein Film hat mir im vergangenen Jahr mehr Spaß bereitet als dieser unkonventionell-harte Popcorn-Film.
1. „Sieben Minuten nach Mitternacht“
J.A. Bayonas Fantasydrama „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist nicht bloß mein liebster Film des Jahres 2017, sondern hat sich inzwischen gar zu meinem Lieblingsfilm aller Zeiten gemausert! So echt, wahrhaftig, anrührend und kraftvoll hat sich bisher kaum jemand mit den Themen Verlust und Trauer auseinandergesetzt – am Ende wünscht sich wohl jeder einen Baummonster-Freund.
Besondere Erwähnungen:
„Der unsichtbare Gast“ (Oriol Paulo, Spanien 2016)
„The Meyerowitz Stories“ (Noah Baumbach, USA 2017)
„Super Dark Times“ (Kevin Phillips, USA 2017)
