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    Ong Bak 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Ong Bak 2
    Von Björn Becher

    Es war ein Drama, das ganz Thailand in Aufruhr versetzte: Actionsuperstar Tony Jaa verschwand urplötzlich vom Set des Films „Ong Bak 2“, bei dem er die Hauptrolle verkörpert und erstmals auch auf dem Regiestuhl Platz nahm. Zwei Monate war Jaa weg, in denen wilde Spekulationen aufkeimten. Es wurde nicht nur berichtet, dass Jaa entführt worden sei, einige Zeitungen behaupteten sogar, der Schauspieler habe sich in eine Höhle zurückgezogen, um dort die Künste der schwarze Magie zu erlernen. Als Jaa wieder auftauchte, brach er bei einer Pressekonferenz, in deren Verlauf er zur Beruhigung aller die Schwarze-Magie-Gerüchte dementierte, in Tränen aus. Die simple Erklärung des Stars für sein Verhalten: Er sei der Doppelbelastung als Hauptdarsteller und Regisseur des bis dato teuersten thailändischen Films einfach nicht gewachsen gewesen und hätte zudem das Budget überzogen. Die Geschichte trieb noch weitere absurde Blüten: Jaa stellte eine Liste mit ziemlich unverschämten Forderungen an die Produktionsfirma auf und drohte damit, bei deren Nichterfüllung für immer zu verschwinden. Außerdem wird von einem sehr surreal anmutenden Aufenthalt auf einer Polizeistation berichtet, bei dem Jaa behauptete, von einem riesigen Auto voller Abgesandter des Filmstudios in Safarianzügen verfolgt worden zu sein. Schließlich kam es zur großen medienwirksamen Versöhnung und zu dem Beschluss, dass Jaas Mentor Panna Rittikrai (Born To Fight) seinen Schützling als Co-Regisseur bei den restlichen Dreharbeiten unterstützen werde. Eine so wilde Entstehungsgeschichte kann einem Film eigentlich nicht gut tun. Und tatsächlich ist „Ong Bak 2“ deutlich schwächer als sein Vorgänger, wobei die Ursachen aber wohl an ganz anderer Stelle zu suchen sind.

    Thailand im 15. Jahrhundert: Bereits als Kind erlebt Tiang (Tony Jaa) Schlimmes. Ein ihn beschützender Reiter wird von einem feindlichen Pfeilhagel durchbohrt. Anschließend landet der kleine Junge in den Händen von Sklavenhändlern, zu deren Unterhaltung er gegen ein Krokodil antreten muss. Zu seinem Glück taucht in diesem Moment eine berüchtigte Piratenbande auf und befreit Tiang aus den Händen seiner Peiniger. Weil er sich beim Kampf mit dem Krokodil eines Piraten würdig erwiesen hat, nimmt der Anführer (Sorapong Chatree) den Jungen als seinen Ziehsohn bei sich auf. In den folgenden Jahren lernt Tiang den Umgang mit allerlei Waffen, stärkt seinen Geist und steigt nach allerhand Prüfungen sogar zum zweiten Anführer der Bande auf. Doch über all dem schwebt Tiangs Herkunft und eine Sache, die er noch zu Ende bringen muss: Er will unbedingt Rache für den Tod seiner Eltern nehmen...

    „Ong Bak 2“ knüpft inhaltlich nicht an den Vorgänger an, sondern erzählt eine ganz und gar unabhängige Geschichte. Von einer Story im hier und jetzt wechselt Tony Jaa ins 15. Jahrhundert. Nach dem Motto „höher, schneller, weiter“ nutzt er das neue Setting, um dem Zuschauer das deutlich gestiegene Budget unter die Nase zu reiben. Das funktioniert in den ersten Minuten erstaunlich gut. Die prächtigen Landschaftsaufnahmen, hervorgehoben von gediegenen Kamerafahrten, zeigen sofort, dass hier eine Menge Geld drinsteckt. Aber der Umzug ins Mittelalter hat auch seine Schattenseiten. Den meisten westlichen Zuschauern dürfte es nun deutlich schwerer fallen, sich zwischen rivalisierenden Fürsten, Piraten und Sklavenhändlern zu Recht zu finden. Zudem dauert es außergewöhnlich lange, bis die eigentliche Rachegeschichte endlich in Gang kommt. Fast eine ganze Stunde nimmt die Erzählung von Tiangs Werdegang - unterbrochen nur von ein paar Rückblenden in seine Kindheit - ein. Erst dann lässt Tony Jaa sich und seine überragenden Kampfkünste endgültig von der Leine.

    Das Prunkstück von Ong-Bak und dem Quasi-Nachfolger Revenge Of The Warrior waren die ohne Netz, Seil und doppelten Boden gedrehten Martial-Arts-Szenen. So gibt es etwa in „Revenge Of The Warrior“ eine atemberaubende Szene, in der sich Tony Jaa vier Minuten (!) lang ohne einen einzigen Schnitt durch eine Horde von Widersachern prügelt. Diese Sequenz gehört sicher zu den eindrucksvollsten Actionszenen überhaupt. In „Ong Bak 2“ wartet der Zuschauer auf solche Momente ziemlich lange. Dass Tony Jaa diesmal auch zu Schwertern, Säbeln und Sicheln greift, macht das Geschehen zwar blutiger, kostet den Film aber auch einiges an Spannung. Herausragend ist in dieser Hinsicht allein die finale Schlacht. Sowieso legt der Actioner gen Ende ungemein zu. Ein später Twist erweist sich zwar nicht als Geniestreich, aber als nette Aufwertung der bis dato recht gesichtslosen Bösewichter. Das Ende stößt den Zuschauer dann zwar ein wenig vor den Kopf, ist aber ein – auch angesichts der Produktionsgeschichte – netter, amüsanter und mutiger Abschied, das zudem das Tor zu einem echten Sequel weit aufstößt.

    Positiv fallen immer wieder die amüsanten Einschübe und Reminiszenzen auf. Ein Drunken Fight erweist sich als nettes Comedy-Schmankerl für zwischendurch und wie in den Vorgängern spielen auch Elefanten wieder eine wichtige Rolle: Diesmal muss Tiang eine ganze Herde zähmen, um sich eines Anführers als würdig zu erweisen, was ihm auch später noch zugute kommt, wenn ihm einer der Dickhäuter eine helfende Hand reicht, was hier durchaus wörtlich zu verstehen ist.

    Fazit: „Ong Bak 2“ kann mit der Qualität der ersten beiden Tony-Jaa-Filme nicht mithalten. Sicherlich gibt es im Finale wieder akrobatische Haudrauf-Action vom Feinsten, bis dahin ist der Weg für Tiang wie für den Zuschauer aber lang und steinig. Ob daran aber wirklich die problematische Entstehungsgeschichte schuld ist, darf bezweifelt werden. Es wirkt eher so, als ob das höhere Budget zwar die optischen Schauwerte vermehrt, aber auch die Kreativität der Beteiligten gelähmt hätte.

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