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    Fido
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Fido
    Von Ulf Lepelmeier

    Das Fantasy Filmfest 2007 bot wieder ein sehr breit gefächertes Spektrum an Filmen, sowohl was Genre, Herkunftsland, als auch die jeweilige filmische Qualität anbelangte. Einer der unbestrittenen Festivallieblinge war dabei die Horror-Komödie „Fido“ von Regisseur Andrew Currie. Der in einem amerikanischen Bilderbuchvorort der 50er Jahre spielende, schwarzhumorige Film, in dem mit Halsbändern domestizierte Zombies zu den gehorsamen Bediensteten der Menschen werden, konnte volle Kinosäle und zudem nach den Vorstellungen viel Applaus für sich verbuchen. Doch trotz positiver Resonanz fand die gewitzte Kombination aus lieblichem 50er-Jahre-Dekor und morbidem Zombiecharme leider nicht ihren Weg über das Fimfest hinaus in die deutschen Lichtspielhäuser.

    Willard ist ein perfektes Örtchen, in dem die von der Arbeit in blitzenden Karossen zurückkehrenden Männer von ihren in bunten Kleidern gewandeten Vorzeigeehefrauen mit einem Kuss und einem bereits wartenden Festmahl begrüßt werden. Doch trotz an sich sorgenfreiem Leben hat Frau Robinson (Carrie-Anne Moss) mit zwei Problemen zu kämpfen, die ihre Familie ins Gerede bringen. Zum einen ist ihr Sohn Timmy (K’Sun Ray) zu neugierig für eine Welt, die nach Meinung der Gesellschaft nicht hinterfragt werden sollte, zum anderen ist sie die einzige Hausfrau in ihrer Straße, die noch keinen Zombie ihr Eigen nennt. Kurzerhand besorgt sie sich einen Hauszombie, den der kleine, von seinem Vater vernachlässigte Timmy schon bald in sein Herz schließt und ihm den Namen Fido gibt. Mr. Robinson (Dylan Baker) ist hingegen von dem neuen, untoten Haushaltsgehilfen alles andere als angetan. Schließlich hat er seit seiner Kindheit eine Höllenangst vor Zombies. Als Fidos Halsband für einen kurzen Moment ausfällt und er ein Stück aus der alten Nachbarin Mrs. Henderson (Mary Black) herausbeißt, wird eine Kette von Ereignissen ausgelöst…

    „Fido“ entführt den Zuschauer in ein „Was-wäre-wenn-Szenario“, welches zu Beginn in einer kurzen, reißerischen Schuldokumentation vorgestellt wird. In diesem vergnüglichen Filmchen weist die mächtige Firma ZomCon auf ihre Verdienste in den Zombiekriegen hin, auf die Erstellung von Sicherheitszonen, in denen die Bevölkerung sich nicht mehr vor den nach Menschenfleisch gierenden Zombies zu fürchten braucht, sowie auf die Entwicklung des elektronischen Halsbandes, das es ermöglichte, die Zombies den Menschen Untertan zu machen. Die ehemals gefürchteten Menschenfresser sind nun aufs Wort gehorchende Arbeiter, die ohne Bezahlung und Verköstigung im Haushalt helfen, Rasen mähen, Zeitungen austragen oder die Parkanlagen in Schuss halten. Sie gehören wie Kühlschrank, Fernsehgerät und Auto zum Alltag eines mittelständischen Amerikaners dazu.

    Regisseur Andrew Currie verquickt auf gewitzte Weise Familienfilm und Zombieszenario und sorgt mit aberwitzigen Einfällen und teils politisch unkorrekten und boshaften Anspielungen für satirischen Zombiespaß. Der Blutgehalt wird dabei sehr gering gehalten, so dass „Fido“ gegenüber anderen Zombie-Komödien eher brav, beinahe familienfreundlich, daherkommt. Doch dies tut dem Vergnügen dank innovativer Ideen und erfrischendem 50er-Jahre-Flair keinen Abbruch und wird nur hartgesottene Zombiefans stören. Gibt es doch trotzdem noch genügend Querverweise auf die Filme von George A Romero zu entdecken. Leider geht trotz der hörbar bemühten Synchronsprecher in der deutschen Version etwas von dem Wortwitz der Originalversion verloren, weswegen der englischen Tonspur der Vorzug gegeben werden sollte.

    Neben dem grandiosen Setting à la Dem Himmel so fern oder „Pleasantville“ wissen auch die Schauspieler ihren Teil zum Gelingen der Komödie beizutragen. Während Kinderdarsteller K`Sun Ray in den meisten Szenen zu gefallen weiß und Dylan Baker (Thirteen Days) als Beerdigungen liebender Vater, der vor seiner eigenen Familie beinahe genauso viel Angst hat wie vor Zombies, überzeugt, können Carrie-Anne Moss (Matrix, Memento) und Billy Connolly (Der blutige Pfad Gottes) aus dem Cast herauszustechen. Moss spielt die vor allem auf ihr Prestige bedachte Mutter herrlich selbstironisch und Connolly versteht es auf wundersame Weise, allein mit seiner Mimik und Kopfhaltung Sympathie für den Untoten Fido zu erzeugen.

    Fazit: „Fido“ ist originell, schräg und witzig. Eine gelungene schwarze Komödie mit Zombies im amerikanischen Vorstadtidyll. Zum Anbeißen gut.

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