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    Frozen: Etwas hat überlebt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Frozen: Etwas hat überlebt
    Von Björn Helbig

    DVD-Veröffentlichungen jüngeren Datums, bei denen auf dem Cover mit dem Mitwirken Val Kilmers geworben wird, sind in der Regel mit Vorsicht zu genießen. Auch der Science-Fiction-Horror-Mix „Frozen“ bildet da keine Ausnahme. Obwohl der Star eine für den Plot durchaus wichtige Rolle spielt, ist er nur für wenige Minuten zu sehen. Die Verpackung ist insofern zumindest irreführend. Die enttäuschten Kilmer-Fans entschädigt Regisseur Mark A. Lewis immerhin mit ordentlichem Genrekino, das einige Qualitäten besitzt: Ein ruhiger, gemessen an anderen Produktionen fast gemächlicher, aber insgesamt durchaus gelungener Spannungsaufbau, solide schauspielerische Leistungen sowie der natürliche menschliche Ekel vor Insekten machen „Frozen“ für alle Freunde von Horrorfilmen zu einer lohnenden Wahl, auch wenn das Spannungs-Potenzial nur ansatzweise ausgeschöpft wird. Da stört auch die aufgesetzt wirkende und nicht ganz stimmige Öko-Botschaft nicht weiter.

    In einer arktischen Forschungsstation machen Dr. Kruipen (Val Kilmer) und sein Team einen überraschenden Fund: Sie entdecken im Eis ein prähistorisches Tier. Spannend wird der Fall, als die Wissenschaftler in dem Kadaver lebende Larven einer unbekannten Insektenart vorfinden. Dr. Kruipen ahnt die Bedeutung dieser Entdeckung und sagt den geplanten Forschungsaufenthalt einer Gruppe Studenten in der Station kurzfristig ab. Doch die Gäste befinden sich bereits am Flugplatz, als sie Kruipens Nachricht erhalten. Dessen Tochter Evelynn (Martha McIsaac) ignoriert die Ausladung und überredet einen Hubschrauberpiloten (Liev Leacock), die kleine Gruppe zur entlegenen Basis zu fliegen. Diese finden die Studenten nach ihrer Ankunft allerdings verlassen vor. Als sie herausfinden, was geschehen ist, ist es bereits zu spät...

    Die Macher von „Frozen“ greifen mit den Mitteln des Genrekinos ein gewichtiges Thema auf: Der Film handelt von der globalen Erwärmung, ihren Folgen und Implikationen. Der Mensch ist leicht als deren Hauptverursacher auszumachen. Das schnelle Wachstum der Weltbevölkerung führt zur Verknappung der Ressourcen durch steigenden Energiebedarf, der wiederum führt zwangsläufig zu einer immer schnelleren globalen Erwärmung. Da drängt sich die Idee, die Welt wäre mit weniger Menschen deutlich besser dran, natürlich förmlich auf. „Frozen“ spielt diese Idee durch und setzt sich – allerdings auf sehr oberflächliche Weise – mit dem Gedanken auseinander, was ein fanatischer Naturschützer zur „Rettung“ der Erde zu tun bereit wäre. Stimmig ist dies Szenario allerdings nicht. Vor allem ist kaum einsichtig, warum der qualvolle Tod von Mensch und Tier durch die im Film geschilderte Bedrohung den möglichen Folgen der globalen Erwärmung vorzuziehen sein soll.

    Zum Glück spielt die Öko-Botschaft eine eher untergeordnete Rolle. Denn die Stärken des Films liegen eindeutig bei seinen monströsen Mutationen, die in den besten Momenten echtes Body-Horror-Feeling aufkommen lassen. Der Film beginnt ruhig und Lewis lässt sich anfangs sogar etwas zu viel Zeit, der familiäre Hintergrund der Kruipens etwa ist für den weiteren Handlungsverlauf kaum von Belang. Doch nach Ankunft der Besucher bei der Forschungsstation wird die Intensität gesteigert. Zwischen den Figuren passiert zwar nur wenig, ihre Beziehungen ihnen bleiben oberflächlich, dafür gibt von nun an immer wieder richtig schöne Gänsehautmomente. Die (anfangs noch unsichtbare) Bedrohung in der Forschungsstation wird gut aufgebaut und gesteigert. Auch als die Studenten schließlich merken, dass sie Gefangene in den arktischen Weiten sind und der Ekelfaktor zunehmend erhöht wird, macht der Film noch richtig Spaß.

    Leider wird das Niveau des gut ausbalancierten Mittelteils nicht gehalten. Es ist keine Schande, dass der Film, was Dichte und Spannung angeht, nicht mit seinem offensichtlichen Vorbild, „Das Ding aus einer anderen Welt“ in Original und Remake, mithalten kann. Aber besonders, was die Angst vor der Ansteckung sowie die unschönen Folgen des Parasitenbefalls betrifft, lässt Lewis eine Menge Potenzial ungenutzt. Der Regisseur, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, geht einfach nicht weit genug. Während das Larvenstadium noch gut gelungen ist, fällt der Film nach dem Erscheinen der ausgewachsenen Käfer merklich ab. Wie so oft gilt: Wenn die Bedrohung erst einmal bekannt ist, ist die Furcht vor ihr – zumindest zum Teil – gebannt. Zumal die Krabbelviecher weder besonders echt, noch richtig eklig aussehen. Es ist fast, als wäre Lewis selbst bewusst geworden, dass sein Film im letzten Teil nicht mehr richtig funktioniert, denn er versucht die Spannung nun durch eine Handvoll brutaler Szenen hochzuhalten. Diese wirken aber grobschlächtig und aufgesetzt, besonders angesichts der bis dahin so behutsamen Entwicklung sind sie deplatziert.

    Es gehört fast schon zur Tradition dieses Genres, dass den Darstellern in Horrorfilmen nur das Nötigste abverlangt wird. Auch bei „Frozen“ wartet kein Cast-Mitglied mit oscarreifen Leistungen auf. Für diese Sorte Film sind die Darbietungen aber insgesamt zufriedenstellend: Martha McIsaac (Superbad) als Wissenschaftler-Tochter und auch Aaron Asmore („The Stone Angle“) als Atom Galen bieten solides Handwerk. Das gilt auch für den aus der Serie „Blood Ties“ bekannten Kyle Schmid, der allerdings mit einigen wenig glaubhaften Verhaltensweisen zu kämpfen hat, die seiner Figur Frederico Fulce im Drehbuch zugeschrieben wurden. Val Kilmer (Kiss, Kiss, Bang, Bang, Heat), der zuletzt in solch unterirdischen DVD-Produktionen wie Conspiracy zu sehen war, befindet sich gerade offenbar in einer künstlerisch wenig fruchtbaren Phase. Auch in „Frozen“ trägt seine Leistung nicht zum besseren Gelingen des Films bei. Im Gegenteil: Seine große Bekanntheit verschafft der kleinen Rolle zu großes Gewicht.

    Fazit: „Frozen“ braucht etwas lange, um in Fahrt zu kommen und am Ende tritt Regisseur Mark A. Lewis zu sehr aufs Gas. Hätte er den Film besser ausbalanciert, weniger Gewicht auf die Öko-Message und mehr auf die Ausarbeitung seines Szenarios gelegt, wäre hier eindeutig mehr drin gewesen. Aber auch so kann der Film zumindest den Fans von Creature- und Body-Horror für einen vergnüglichen DVD-Abend durchaus empfohlen werden.

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