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    Die Jagd zum magischen Berg
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Die Jagd zum magischen Berg
    Von Daniela Leistikow

    In Hollywood grassiert mal wieder das Remake-Fieber. Angefangen bei Der Tag, an dem die Erde stillstand über die geplante Neuverfilmung des Schwarzenegger-Films Total Recall bis hin zu den Produktionen des Wiederverwertungsspezialisten Michael Bay (Transformers), der für 2011 auch eine neue Version des Hitchcock-Klassikers Die Vögel mit Naomi Watts in der Hauptrolle plant, kann die Liste auf alle Genres ausgedehnt und fast bis ins Unendliche fortgesetzt werden. Auch Disney hat mit Neuauflagen eigener Stoffe wie Freaky Friday bereits Kassenschlager gelandet, und so beschlossen die Studiostrategen, ein weiteres vor Jahrzehnten erfolgreiches Filmrezept aufzuwärmen: Regisseur Andy Fickman (Kifferwahn) wurde mit einer modernen Fassung des familientauglichen Science-Fiction-Films „Die Flucht zum Hexenberg“ aus dem Jahr 1975 betraut. Unter dem Titel „Die Jagd zum magischen Berg“ soll eine neue Kinder-Generation für die Erlebnisse eines Alien-Geschwisterpaares auf der Erde begeistert werden. Herausgekommen ist eine im Vergleich mit dem Original sehr actionlastige, unterhaltsame Abenteuer-Komödie, in der sich die typischen Disney-Tugenden mit einer rasanten Inszenierung verbinden.

    Taxifahrer Jack Bruno (Dwayne Johnson, The Scorpion King, Spiel auf Bewährung) kutschiert den lieben langen Tag Touristen den Las Vegas Strip rauf und runter. Das Ziel ist immer das gleiche: Planet Hollywood. Der Ex-Häftling, der früher für den hiesigen Mafia-Boss Autorennen bestritt, langweilt sich dabei zwar zu Tode, ist jedoch entschlossen auf dem rechten Weg zu bleiben. Eines Tages steigen zwei blonde Teenager in Jacks Taxi und drücken ihm 15.000 Dollar in die Hand, damit er sie zum „Witch Mountain“, dem titelgebenden magischen Berg, bringt. Zunächst hält der Chauffeur die Geschwister Sara (AnnaSophia Robb, Brücke nach Terabithia, Charlie und die Schokoladenfabrik) und Seth (Alexander Ludwig, Wintersonnenwende) für verrückte UFO-Jünger. Doch spätestens als die drei von Agenten der Regierung und von einem intergalaktischen Killer durch die Wüste Nevadas gehetzt werden, begreift Jack, dass das seltsame Geschwisterpaar in außergewöhnlicher Mission unterwegs ist. Er bittet die gescheiterte Astrophysikerin Dr. Alex Friedman (Carla Gugino, Watchmen, Nachts im Museum, Sin City) um Rat....

    Obwohl der Originaltitel „Race To Witch Mountain“ Fickmans Film als das Remake von „Escape To Witch Mountain“ ausweist, wäre „Race To Space Mountain“ eine noch treffendere Namensgebung gewesen. In Zeiten, da Freizeitpark-Attraktionen wie Fluch der Karibik zu einer Kino-Trilogie mit Johnny Depp in der Hauptrolle ausgebaut werden, ist es nicht verwunderlich, dass ein ganzer Film von vornherein so konzipiert wird, dass sich das Kinoerlebnis wie eine Fahrt in der weltbekannten Stahlachterbahn Space Mountain in Disneyland anfühlen soll. Produzent Andrew Gunn bringt es auf den Punkt, wenn er für „Die Jagd zum magischen Berg“ die Absicht formuliert, die Zuschauer gleich am Anfang auf einen wilden Ritt zu schicken und ihnen das Aussteigen bis zum Ende unmöglich zu machen.

    „Die Jagd zum magischen Berg“ ist eine, der Kalauer sei erlaubt, abgefahrene Achterbahnfahrt, bei der eine Verfolgungsjagd die nächste jagt. Die Story des Originals wird auf das nötige Minimum reduziert, um den maximalen Spaß- und Adrenalinfaktor zu erzielen. Dabei ist die Marschroute des filmischen Rennens von der ersten Minute an so vorhersehbar wie die Grand-Prix-Strecke am Nürburgring. Ohne viel Federlesen wird der Kinogänger mitten in die Geschichte katapultiert und soll mit gut gemachten Actionszenen, ein paar Explosionen und witzigen Onelinern so lange gefesselt werden, bis die Haltegriffe der Ersatz-Achterbahn mit Beginn des Abspanns nach oben schnellen. Der Spaß an „Die Jagd zum magischen Berg“ lässt jedoch nach der Hälfte des Films allmählich nach, schließlich verliert auch die beste Achterbahnfahrt langsam ihren Reiz, wenn man fünf Mal hintereinander durch die gleichen Kurven rast.

    Dwayne „The Rock“ Johnson bewältigt den Übergang vom Muskelmacho zum kinderfreundlichen Actionheld mühelos. Ausstrahlung und Witz des ehemaligen Footballspielers retten „Die Jagd zum magischen Berg“ über inhaltliche Holprigkeiten hinweg. Die übrige Besetzung macht ihre Sache trotz der von Disney-Filmen schon gewohnten eindimensionalen Charakterzeichnung ebenfalls gut. Hier geht es nicht um Figurenentwicklung, sondern um Archetypisches: Die Guten um Johnsons Jack Bruno sind stark, schön und heldenhaft, während die Bösen durch sinistre Mienen und dunkle Kleidung auch sofort als solche zu erkennen sind.

    Die Spezialeffekte und das Design von „Die Jagd zum magischen Berg“ sind gut, aber keinesfalls außergewöhnlich. Fickman, der in der UFO-Hochburg Roswell das Licht der Welt erblickte, reproduziert trotz dieser fantasieanregenden Herkunft nur den klassischen Prototyp einer fliegenden Untertasse. Auch das Aussehen und Auftreten des intergalaktischen Killers Siphon sind nicht gerade originell: Wie eine fiese Variante von RoboCop stelzt er in seinem unflexiblen Stahlanzug wild um sich schießend durch die Szenerie. Als Jack ihm den Helm herunterreißt, kommt der Kopf eines schmierigen Aliens zum Vorschein.

    „Die Flucht zum Hexenberg“ wurde übrigens 1978 um ein Sequel namens „Der Sieg der Sternenkinder“ („Return To Witch Mountain“) erweitert. In diesem Punkt könnte „Die Jagd zum magischen Berg“ dem Original folgen, auch in der modernisierten Filmfassung des Romans von Alexander Keys wird ein Hintertürchen für eine Fortsetzung offen gelassen. Dies ist angesichts einer Dramaturgie, die über die sich ständig wiederholenden Reizsetzungen von Jahrmarkts- oder Vergnügungsparks-Attraktionen nicht hinausgeht, keine Überraschung. Ohne eine spürbare Erweiterung des Erzählkonzepts wäre ein Sequel aber genau deswegen auch eine schlechte Idee.

    Fazit: „Die Jagd zum magischen Berg“ ist die Disney-Variante von The Fast And The Furious. Mit seinem in jeder Hinsicht irren Tempo wirkt Andy Fickmans Film zwar mehr wie eine mit witzigen Dialogen angereicherte Achterbahnfahrt als wie ein echtes Kinoabenteuer, aber mit einer Tüte Popcorn auf dem Schoß sollten auch die holprigeren Stellen dieses Remakes ohne Schleudertrauma zu überstehen sein.

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