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    Transformers 2: Die Rache
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Transformers 2: Die Rache
    Von Christoph Petersen

    Lange Zeit musste man davon ausgehen, dass die Devise von Filmemacher Michael Bay lautet, möglichst viele Dinge in die Luft zu sprengen und dann zu sehen, was am Ende dabei herauskommt. Ähnlich einem modernen Künstler, der mehr oder weniger unkontrolliert Eimer mit Farbe in Richtung Leinwand schmeißt. Das ist mal gut (Bad Boys, The Rock) und auch mal in die Hose (Armageddon, Pearl Harbor) gegangen. Bei dem megaerfolgreichen Sommerblockbuster Transformers hatte man hingegen zum ersten Mal das Gefühl, dass Bay wirklich unter Kontrolle hatte, was da auf der Kinoleinwand geschieht. Die Mischung aus Humor und Action, aus Robotern und Schauspielern, aus bombastischen Effekten und Verschnaufpausen stimmte auf den Punkt genau. Das hing wohl auch damit zusammen, dass Bay extra für den Film seinen Mentor wechselte: Statt Jerry Bruckheimer (Top Gun, Fluch der Karibik) schaute ihm nun Steven Spielberg (Jäger des verlorenen Schatzes, Jurassic Park) über die Schulter - und der ist ja nun mal dafür bekannt, gewaltiges Blockbusterkino und einnehmende Handlungsstränge perfekt in Einklang zu bringen. Beim zweiten Teil der Robotersaga, „Transformers – Die Rache“, der teuersten Paramount-Produktion aller Zeiten, hat Spielberg seine Beteiligung nun auf eine minimale Beratertätigkeit zurückgefahren – und schon verfällt Pyromane Bay wieder in alte Verhaltensmuster: Es knallt doppelt so laut und drei Mal so häufig wie im Vorgänger, aber es interessiert den Zuschauer nur noch halb so sehr.

    Der Allspark ist zerstört und damit die Erde gerettet? Pustekuchen! Ein Splitter des allmächtigen Kristalls hat sich in den Klamotten von Sam Witwicky (Shia LaBeouf) verfangen. Als der weltenrettende Teenager mit diesem in Berührung kommt, verwandeln sich nicht nur alle Küchengeräte in miese kleine Decepticons, das Geheimnis des Allsparks nistet sich außerdem in Sams Gehirnwindungen ein. Groß Zeit, um über das heftige Augenflattern nachzudenken, bleibt Sam allerdings nicht, schließlich steht der erste Tag am College unmittelbar bevor. Doch die akademische Laufbahn ist nur von kurzer Dauer: Optimus Prime (Stimme: Peter Cullen), der Anführer der Autobots, bittet Sam um Hilfe. Der College-Frischling soll für die Roboter als eine Art Botschafter bei dem uneinsichtigen Sicherheitsberater Theodore Galloway (John Benjamin Hickey) vorsprechen, um eine weitere Zusammenarbeit zwischen den Autobots und der US-Regierung zu erreichen. Aber nicht nur Optimus Prime, auch die Decepticons um ihren Anführer Megatron (Stimme: Hugo Weaving) sind an Sam interessiert. Sie wollen den in Sams Kopf gespeicherten Code sichern, um mit dessen Hilfe die Erde endgültig zu zerstören…

    „Transformers – Die Rache“ ist pure Gigantomanie: Die Anzahl der verschiedenen Roboter wurde von 14 auf 46 mehr als verdreifacht. Der verschlungene Speicherplatz erhöhte sich von 20 auf 145 Terabyte. Hätten die Macher den Film an einem durchschnittlichen Heimcomputer berechnen lassen, hätten sie die Kiste vor 16.000 Jahren anschmeißen müssen, um pünktlich zum Kinostart fertig zu werden. Der Decepticon Devestator, der sich aus mehreren Baufahrzeugen zusammensetzt und selbst eine komplette Pyramide ohne große Anstrengung in ihre Einzelteile zerlegt, bringt den schieren Größenwahn am besten auf den Punkt: Der Transformer erreicht die Höhe eines zehnstöckigen Gebäudes und besteht aus zehn Mal so vielen Einzelteilen wie ein handelsübliches Auto. Doch man muss gar nicht auf den Devastator warten, der erst gegen Ende auf dem Kampffeld der Roboter erscheint, um die Dimensionen der Produktion zu erfassen: Bereits in der Exposition, in der Autobots und US-Soldaten gemeinsam einem Decepticon hinterherjagen, wird halb Shanghai in Schutt und Asche gelegt.

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    Leider weicht das unglaubliche Staunen angesichts der imposanten Zerstörungswut des Filmemachers irgendwann gepflegter Langeweile. Im Gegensatz zu Transfomers, in dem sich das Abwracken von Altmetall und das Erzählen einer Geschichte noch die Waage hielten, gewinnen die Krawallorgien im Sequel bald die Oberhand. Dabei zaubert das Drehbuchautoren-Trio Ehren Kruger, Roberto Orci und Alex Kurtzman einige echt ärgerliche Wendungen aus dem Hut. Nach etwa zwei Stunden, eigentlich einer guten Länge für einen Sommerfilm, werden ohne Vorwarnung plötzlich auch noch eine streng geheime Railgun und ein magisches Dingsbums namens „Matrix of Leadership“ ins Spiel gebracht, um aus der eh schon dünnen Handlung mit Gewalt noch einmal zwanzig Extraminuten herauszupressen. Im Ergebnis ist „Transformers – Die Rache“ nun - vollkommen selbstverschuldet - mindestens eine gute halbe Stunde zu lang. Da helfen dann auch einige amüsante Einfälle wie die niedlichen Küchenroboter, die an Gremlins erinnern, oder ein uralter Transformer, der am Krückstock geht und unter Fallschirmflatulenz leidet, nur wenig.

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    Dass Michael Bay einen extrem guten Draht zum Pentagon hat, ist hinlänglich bekannt und auch seinem neuen Film wieder mehr als deutlich anzusehen: Es gibt zahlreiche Bay-typische Szenen, in denen Helikopter in Zeitlupe pathetisch vor Sonnenuntergängen schwadronieren oder gewaltige Flugzeugträger als heroische Monumente der US-amerikanischen Militärmacht ins Bild gerückt werden. Diesen Hang zum Militarismus muss man eben schlucken, wenn man sich einen Film von Michael Bay ansieht. Etwas abstruse Züge nimmt das Ganze allerdings an, als zwei jordanische Helikopter amerikanischen Soldaten zur Hilfe kommen. Die Jordanier werden ruck zuck von den Decepticons vom Himmel geholt, woraufhin plötzlich die Amerikaner die Abgeschossenen aus ihren Maschinen ziehen. Diese Formel „Amerikaner = super + Jordanier = Loser“ ist der Vaterlandsliebe dann doch etwas zu viel. Eine Militärbasis, deren Soldaten im Film vorkommen sollten, mussten die Macher allerdings trotz der uneingeschränkten Unterstützung seitens des Pentagons von ihrer Liste streichen. In der Kaserne trainieren amerikanische und deutsche Kämpfer gemeinsam – und die deutsche Regierung lehnte den Antrag der Produktionsfirma eiskalt ab.

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    Neben den unnötigen Wendungen ist ein weiterer Grund für die Überlänge, dass viele Rollen einfach doppelt besetzt sind – und zwar einmal von einem Transformer und einmal von einem Schauspieler aus Fleisch und Blut. Shia LaBeouf (Disturbia, Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels) sträubt sich als Sam zwar zunächst ein wenig, erneut in den Roboterkrieg hineingezogen zu werden, erweist sich dann aber doch recht schnell als strahlender Held ohne Ecken und Kanten – genau wie Optimus Prime. Zuwachs hat der Cast von Ramon Rodriguez (Das Gesetz der Ehre, Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3) bekommen, der Sams College-Zimmergenossen Leo spielt. Als Verschwörungstheoretiker, der gehörig Muffensausen bekommt, sobald die Action losgeht, ist Leo ein typischer Sidekick. Genau wie die beiden neu eingeführten Autobot-Zwillinge, die sich ständig wegen irgendwelcher Nichtigkeiten in die Haare bekommen. Nun möchte man meinen, dass zumindest Megan Fox (Bekenntnisse einer Highschool Diva, New York für Anfänger) von den menschlichen Darstellern noch eine uneingeschränkte Daseinsberechtigung hätte. Immerhin fehlt den Transformers eine bedeutende Eigenschaft: Sie sehen nicht sonderlich sexy aus. Aber auch da schafft „Transformers – Die Rache“ Abhilfe: Isabel Lucas (Daybreakers) verkörpert Alice, eine Decepticon-Reminiszenz an Invasion der Körperfresser, und kann Megan Fox in Sachen Sexappeal so zumindest annähernd das Wasser reichen.

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    Fazit: „Transformers – Die Rache“ ist die gigantischste jemals auf Zelluloid gebannte Zerstörungsorgie, an deren Ende der gewaltigste Schrottplatz der Filmgeschichte steht - wer’s mag!

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