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    Bait - Haie im Supermarkt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Bait - Haie im Supermarkt
    Von Robert Cherkowski

    Trash, das ist ein Begriff mit einer großen Bedeutungsreichweite. Oft bezeichnet man damit einen Film, der als besonders billig oder dilettantisch wahrgenommen wird. Immer wieder aber taucht der Begriff auch im positiven Sinne auf – gemeint sind dann Filme, die trotz massiver handwerklicher oder inhaltlicher Defizite großen Spaß machen. Vielleicht, weil sie schlichtweg hinreißend komisch sind. Oder weil ein Filmemacher so fest an seine Vision glaubte, dass sein Werk trotz aller Unzulänglichkeiten einen gewissen Charme versprüht. Der australische Hai-Horror „Bait – Haie im Supermarkt" ist so ein Fall von Trashkultur. Wenn Kimble Rendalls B-Schocker über Meereskiller, die nach einer Überschwemmung Jagd auf in einem gefluteten Kaufhaus gefangene Menschen machen, über Leinwand oder Bildschirm flimmert, die Bierflasche eisig kalt in der einen Hand liegt, während die andere nach Popcorn fischt, dann kommen Liebhaber eher obskurer Genre-Werke voll auf ihre Kosten. Zum gespannten Fingernägelkauen gibt es andere Filme – hier steht der Partyspaß im Vordergrund.

    Als der Räuber Doyle (Julian McMahon) einen unterirdischen Supermarkt ausraubt und der verpeilte Coup in eine Geiselnahme mündet, ist es mit dem Frieden in einem kleinen australischen Küstenort vorbei. Das viel größere Unheil schlägt allerdings kurz darauf in Form eines gewaltigen Tsumanis ein. Auch der Supermarkt, in dem der bullige Polizist Todd (Martin Sacks) gerade dabei war, die Pattsituation mit Doyle gewaltsam zu beenden, wird von den Wassermassen davongeschwemmt. Zu allem Überfluss wird der geflutete Untergrundkomplex dann noch von einem hungrigen Rudel weißer Haie belagert - die begnügen sich freilich nicht mit dem, was sie in der Fleischtheke finden. Während der Wasserspiegel steigt und die Überlebenden verzweifelt nach einem Fluchtweg suchen, genehmigen sich die gnadenlosen Killer ein wahres Festmahl...

    Die bereits im Filmuntertitel vorweggenommene Prämisse „Haie im Supermarkt" wirkt, als entstammte sie dem Schmierzettel eines findigen Produzenten. Natürlich geht es hier weder darum, Steven Spielbergs „Der weiße Hai" zu toppt, noch soll in George A. Romeros metaphorischem Kaufhaus-Szenario aus „Dawn Of The Dead" gewildert werden. Stattdessen werden hier ohne viel Aufhebens einfach zwei populäre Horrormotive zusammengetackert: Konzept-Unterhaltung der B-Klasse eben. Ähnliches hat bei „Snakes on a Plane" schon funktioniert, warum dann nicht gleich nochmal mit Haien statt mit Schlangen? Dabei ist „Bait – Haie im Supermarkt" das niedrigere Budget deutlich anzusehen, Spaß macht Rendalls Killerfisch-Gaudi aber auch trotz schwacher Spezialeffekte. Dass die Mär von den Haien im Kaufrausch so gut runtergeht, liegt vor allem am zügigen Erzählfluss und einer zwar durchaus stereotypen, aber dennoch stimmigen Figurenzeichnung. Dabei orientiert sich der Regisseur an den großen Vorbildern des Katastrophenfilms und des „Belagerungshorrors" und übernimmt dabei so manchen roten Faden und so manches bewährte Motiv.

    Hier wird wie bei vielen Filmen, in denen es um zufällig zusammengewürfelte Gruppen geht, ein Querschnitt durch die Gesellschaft gezogen und es finden sich Vertreter unterschiedlicher Ethnien, Einkommens- und Bildungsschichten gemeinsam in einer Extremsituation wieder. Ganz wie in Katastrophenfilm-Klassikern wie „Poseidon Inferno" oder „Erdbeben" dauert es ein wenig, bis sich dabei ein fähiges Alphatier hervortut, das Überlebensstrategien entwerfen und durchsetzen kann. Wie in „Im Land der Raketenwürmer" oder in Zack Snyders „Dawn of the Dead"-Remake versuchen Helden, Antihelden, Opfer und Feiglinge, die hier von US-Fernsehschauspielern aus der zweiten bis dritten Reihe gegeben werden, einen Fluchtweg zu finden, während die Ungeheuer ihnen immer stärker zu Leibe rücken. Dabei geht es selbstredend äußerst blutrünstig zu – was im rotgefärbten Wasser besonders schön zur Geltung kommt, insbesondere bei einer Konfrontation zwischen einem Hai und einem Schrotflintenträger. Ruppig, schnell und zielstrebig: Mit „Bait – Haie im Supermarkt" liefert Rendall ein gutes Argument für einen positiven Trash-Begriff.

    Fazit: „Bait – Haie im Supermarkt" ist ein aus allen Richtungen zusammengeklautes, billig produziertes und dabei über weite Strecken doch ausgesprochen spaßiges Horror-B-Movie – ein kleines Hailight in der Genrefilmschwemme.

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