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    Hitman: Agent 47
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Hitman: Agent 47
    Von Christoph Petersen

    Das Warten geht auch nach „Hitman: Agent 47“ weiter! Und nach mittlerweile fast 50 gescheiterten Versuchen scheint die Frage aktueller denn je: Wird es überhaupt noch mal eine rundum überzeugende Realverfilmung eines Computerspiels geben? Unser bisheriger Favorit, Takashi Miikes Gerichts-Absurdität „Phoenix Wright – Ace Attorney“, hat es immerhin auf 3,5 Sterne gebracht – aber auch davon ist der „Hitman“-Reboot des bisher als Werbefilmer erfolgreichen Spielfilm-Debütregisseurs Aleksander Bach leider meilenweit entfernt. Denn trotz eines überzeugenden neuen Hauptdarstellers und atmosphärischen Settings in Berlin und Singapur hakt es ausgerechnet an der wichtigsten Komponente eines „Hitman“-Films ganz gewaltig: der Action!

    Agent 47 (Rupert Friend) wurde im Rahmen eines Genexperiments zur perfekten Tötungsmaschine herangezüchtet. Sein aktueller Auftrag führt den Profikiller nach Berlin, wo er offenbar eine junge Frau namens Katia (Hannah Ware) eliminieren soll. Diese durchsucht die Akten des Stadtarchivs fieberhaft nach Infos zu einem seit Jahrzehnten verschollenen Mann - obwohl sie nicht einmal weiß, was sie genau mit dem Gesuchten verbindet. Zudem besitzt sie eine dermaßen geschärfte Wahrnehmung, dass sie sogar mitbekommt, was hinter den verschlossenen Türen eines Häuserblocks gerade vor sich geht. Als 47 seinem Ziel im Bahnhof Alexanderplatz auflauert, funkt der undurchsichtige Agent John Smith (Zachary Quinto) dazwischen und rettet sich gemeinsam mit Katia in die amerikanische Botschaft. Aber obwohl diese zu den bestbewachten Gebäuden der Stadt zählt, sollte sich auch dort niemand vor Agent 47 wirklich sicher fühlen…

    Ganz im Sinne der Stealth-Shooter-Vorlage ist „Hitman: Agent 47“ ein (fast) humorloser Actionreißer, dessen Macher die abstruse Story um herangezüchtete Barcode-Killer und eine allmächtige internationale Verbrecherorganisation (die auch noch passend zum 80er-Jahre-Feeling „Syndicate“ heißt) spürbar ernst nehmen. Das ist erfrischend altmodisch und inzwischen auf der großen Leinwand eine echte Seltenheit, wo geradlinige Old-School-Action ja leider fast nur noch für den Heimkino-Markt produziert wird. Das Dumme ist bloß: Die Action selbst taugt leider nicht viel. Zwar steigt der Gore-Level zwischendurch immer wieder in extreme Höhen (in einer Berliner Fabrikhalle wird gematscht und gehäckselt, bis der Arzt gar nicht mehr zu kommen braucht), aber insgesamt fehlt es den weder mitreißend noch abwechslungsreich inszenierten Schießereien und Verfolgungsjagden am nötigen Punch. Ob es eine Hommage an die Game-Vorlage sein soll, dass man in den Stuntszenen sofort das CGI erkennt? Wenn Rupert Friend und Zachary Quinto auf eine Berliner U-Bahn knallen, stammen die entscheidenden Momente aus dem Computer. Wenn sich Motorrad-Schergen auf die Fresse legen, ist auch das oft nur Pixelkunst. 2015 sollte man so etwas echt nicht mehr bringen – und das nicht nur, weil diesen Sommer auch schon „Mad Max: Fury Road“ in die Kinos gekommen ist.

    Es gibt einen ziemlich coolen Moment (das Verhör in der US-Botschaft) und eine tatsächlich innovative Szene (der auf der Kreuzung „festgesetzte“ rote Flitzer) – und passenderweise besteht die erste Hälfte eines der Kinotrailer auch fast ausschließlich aus diesen beiden Sequenzen. Darüber hinaus gibt es allerdings kaum noch Bemerkenswertes: Rupert Friend („Homeland“) ist als Agent 47 ebenso wie sein Vorgänger Timothy Olyphant überzeugend – nur taugt so ein emotionsloser Killer eben nicht unbedingt als Identifikationsfigur. Dieser Job wäre damit eigentlich Hannah Ware („Oldboy“) zugefallen, aber die Newcomerin bleibt in ihrer ersten Kino-Hauptrolle völlig blass. Damit fährt sie immerhin noch besser als Zachary Quinto („Star Trek“) und Thomas Kretschmann („Avengers 2“), die als chargierende Bösewichte mit schmerzhaft klischeebeladenen Dialogen allenfalls für eine Prise unfreiwillige Komik sorgen.

    Fazit: Nachdem Xavier Gens mit „Hitman – Jeder stirbt allein“ 2007 zumindest noch im Action-Mittelfeld landete, dürfte sein Nachfolger Aleksander Bach mit „Hitman: Agent 47“ nun den letzten Sargnagel in die Idee einer „Hitman“-Kinoreihe geschlagen haben.

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