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    Armee der Finsternis
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Armee der Finsternis
    Von Ulrich Behrens

    Mit „The Evil Dead“ (1982) und „Evil Dead 2“ (1987) legte Sam Raimi (Spider-Man, 2002) zwei Klassiker des Horror-Genres vor. 1993 versuchte Raimi, mit „Army of Darkness“ die Geschichte vom Superhelden aus dem Supermarkt weiter zu erzählen, der – ohne es wollen, oder vielleicht doch? – gegen eine Armee von Untoten zu kämpfen hat. Wiederum war Bruce Campbell in der Hauptrolle dieses Komik-Horror-Streifens zu sehen.

    Ash (Bruce Campbell) ist eigentlich nichts weiter als Verkäufer in blauem Kittel in einem Supermarkt (S-Mart). Als er jedoch zusammen mit seiner Freundin Linda (Bridget Fonda) das Buch der Toten – Necronomicon – findet und aufschlägt, löst er eine teuflische Kraft aus, die Linda den Tod bringt und Ash in die Vergangenheit katapultiert – samt Auto, Motorsäge und 12-Kaliber-Gewehr. Soweit die Vorgeschichte. Da steht er nun, unser Held, irgendwann Anfang des 14. Jahrhunderts, am Pranger des mittelalterlichen Lord Arthur (Marcus Gilbert), der ihn samt seinem adligen Konkurrenten, dem Grafen Henry dem Roten (Richard Grove), und dessen Anhängern in eine Grube im Innenhof seiner Burg werfen lassen will. Arthur hat Probleme. Untote bedrohen seine Herrschaft und er nimmt (zu Unrecht) an, Henry und auch Ash stünden auf der Seite der furchtbaren Gestalten, die sich u.a. auch in der Grube befinden.

    Nur der weise alte Mann (Ian Abercrombie) vermutet in Ash den prophezeiten Retter, der vom Himmel fällt und die ganze Bagage von Untoten, Skeletten etc. pp. endgültig ins Jenseits befördern wird. Als Ash in der Grube schon fast verloren scheint, wirft ihm der Alte die Kettensäge hinunter. Ash kann sich befreien. Immer noch misstrauisch akzeptiert Arthur den Mann aus der Zukunft und lässt auf Ashs Geheiß Henry den Roten und sein Gefolge frei. Eine gute Entscheidung, denn später wird Henry noch äußerst nützlich sein.

    Der Alte und Ash machen einen Deal: Ash besorgt das Necronomicon von einem Friedhof. Dafür hilft der Weise ihm – mit Hilfe des Buches –, in seine Zeit zurückzukehren. Zwischendurch erkennt auch die junge und natürlich schöne Sheila (Embeth Davidtz), dass sie sich in Ash wohl getäuscht hatte. Und es kommt, wie es kommen muss: Sie verlieben sich ineinander.

    Ash allerdings begeht auf dem Friedhof einen entscheidenden Fehler. Als er das richtige Buch findet – dort liegen nämlich zu seiner Überraschung drei, mit den beiden ersten hat er so seine Probleme –, hat er eines der drei Zauberworte vergessen, die er auf dringenden Rat des Alten sprechen sollte, sobald er das Buch der Toten gefunden hat. Das hat Folgen. Aus den Gräbern steigt die Armee der Finsternis auf – eine Bande von Skeletten, blutrünstigen Zerfleischten und anderen Untoten, die sich daran machen, die Burg Arthurs zu erobern und das Necronomicon in ihre winddurchlässigen Finger zu bekommen ...

    Superman was here – kann ich nach dem Genuss dieses Spektakels nur sagen. Simple Dialoge (etwas übertrieben das dreimalige „Schau mir in die Augen, Kleines“ aus Casablanca), eine ebenso simple Handlung, Figuren wie aus einem Bilderbuch der Hollywood-Abziehbilder, eine Fülle von Action, etliche mehr als deutliche Bezüge zu allen möglichen anderen Filmen und Genres – Rittergeschichten, Superman, Comics – und last but not least komödiantischer Verve, machen diesen Horrortrip zu einem wahrhaftigen Vergnügen. Dazu kommt ein wirklich gut aufgelegter Bruce Campbell, der – fast atemlos – durch das mittelalterliche England saust, als ginge es die ganze Zeit um sein Leben, und so ist es ja auch. Auch die verrotteten Gestalten und Skelette nehmen sich selbst nicht allzu ernst.

    Hinzu gesellen sich einige nette Ideen, beispielsweise die eiserne Hand Ashs (er hatte sich, nachdem der Fluch der Untoten seine Hand „befallen“ hatte, die rechte Hand abgehackt, ohne den erhofften Erfolg), ein meisterliche Konstruktion, die selbst Arnold Schwarzeneggers Terminator hätte überzeugen können. Im Kofferraum seines Wagens hat Ash (vorsorglich?!?) ein Chemiebuch und einige nette andere Utensilien untergebracht, die im Kampf gegen die Armee der Untoten sehr nützlich sind. Schön auch eine Szene auf dem Weg zum Friedhof, als Ash in eine Mühle eintritt und plötzlich drei Mini-Ashs ihm das Leben schwer machen. Plötzlich steht ihm sein Ebenbild gegenüber: das personifizierte Böse Ashs, das er kurzerhand kleinmacht und vergräbt. Der Kopf spricht weiter, Ash schüttet ihm Erde aufs Haupt. Grandios. Schön auch die Szene, als er in eines der falschen Bücher fällt und, nachdem er wieder herausgeklettert ist, sein Gesicht deformiert ist.

    Logik spielt bei diesem Spektakel – in diesem Fall Gott sei Dank – keine Rolle. Sein Gewehr muss der kühne Held niemals nachladen; es schießt und schießt und schießt. Und Probleme mit Kampftechniken hat Ash auch nicht. Vorsicht: Angestellte des S-Mart haben eine umfangreiche Kampfausbildung – also keine Konflikte mit ihnen heraufbeschwören, das könnte übel für Euch ausgehen.

    Der Film steigert sich bis zum Showdown. Da fliegen die Knochen, wirbeln die Körper nur so durcheinander, ein Zweikampf mit dem Anführer – Evil Ash – gehört zu den schönsten und humorvollsten Szenen des Films.

    In einem übertriebenen Helden-Anti-Heldentum zeichnet sich in „Army of Darkness“ schon teilweise ab, was Raimi auf andere Weise in Spider-Man (2002) weiterführte: eine bewegte Comic-Adaption, die es an Humor nicht fehlen lässt mit einem Helden, der sein Anti-Helden-Image so richtig unter Beweis stellen darf. Es leben die Supermärkte.

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