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    Ein Trauzeuge zum Verlieben
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Ein Trauzeuge zum Verlieben
    Von Deike Stagge

    Zur Winterzeit ist auch im Kino Kuscheln erwünscht. Romantische Komödien und Familienfilme sollen in der besinnlichen Vorweihnachtszeit die erwachsenen Besucher samt Anhang vor die Leinwände holen. Die Liebeskomödie „Ein Trauzeuge zum Verlieben“ startet den Run auf die winterliche Gunst des Zuschauers.

    Zu früher Ruhm kann eher schädlich als nützlich sein. Diese schmerzliche Erfahrung hat der Autor Olly (Stuart Townsend) gerade machen müssen. Nach dem Universitätsabschluss mit einem astronomischen Vorschuss auf das erste Buch geködert, setzt bei ihm eine massive Schreibblockade ein, die seinen beruflichen Abstieg bis zum Assistentenjob in einem Frauenmagazin bedeutet. Schließlich muss er sogar bei seinem prolligen Kumpel Murray (Seth Green) einziehen, der ihm großzügig ein Zimmer anbietet. Einziger Lichtblick: Uni-Freund James (Steve John Shepard) meldet sich nach fünf Jahren Funkstille und bittet ihn, sein Trauzeuge zu sein. Auf einem Empfang verliebt sich Olly blöderweise in die Braut Sarah (Amy Smart). Als Murray, der James abgrundtief hasst, davon erfährt, will er Olly zum Handeln überreden. Aber unfaires Spiel ist mit Olly nicht zu machen. Also zieht Murray ohne Ollys Einverständnis mit den wahnwitzigsten Ideen los, um Zwietracht zwischen dem Brautpaar zu säen und Sarah vorzugaukeln, dass ihr Bräutigam sie betrügen würde. Gleichzeitig überzeugt er die zweifelnde Braut auf einer inszenierten Feier mit den örtlichen Nachtschwärmern der Sohoer Barszene von Ollys dezent übertriebener Popularität. Als der Plan seines Mitbewohners immer erfolgreicher wird, sieht sich Olly in der Zwickmühle: James bittet ihn für die Liebesbeteuerung an Sarah um Hilfe.

    Es gibt Filme, die sind einfach perfekt für ein erstes Date. „Ein Trauzeuge zum Verlieben“ gehört sicherlich zu dieser Gruppe. Ein romantisches Thema in einem gelungenen humorvollen Rahmen ist für einen nasskalten Winterabend eine gute Wahl. Noch dazu gelingt es dem Film, die heitere Atmosphäre in den Zuschauerraum zu tragen – vor allem durch seine sympathische Hauptfigur. Olly ist keinesfalls perfekt, sein Leben läuft schon lange nicht mehr so, wie es laufen sollte. Darüber hinaus passieren ihm ständig kleine bis mittelschwere Peinlichkeiten, die ihn öffentlicher Demütigung aussetzen. In diesen Zusammenhang gehören finstere Geschichten wie das unfreiwillige Tragen von im Schritt gerissenen Damenhosen oder ein hässlicher Treppensturz vor versammelter Mannschaft. Man muss Olly einfach mögen. Er versucht auch gar nicht, seine Schwächen geheim zu halten. Der Ire Stuart Townsend, zuletzt mit Head Tn The Clouds und Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen im Kino, kann aber auch Ollys verwundbare Seite eindrucksvoll porträtieren und stellt sich als richtige Besetzung für den schüchternen Autor heraus. Neben ihm sticht Seth Green (The Italian Job, Trouble ohne Paddel) hervor, der als Murray keine Mühen und persönlichen Opfer scheut, um seinem besten Freund die Frau fürs Leben zu besorgen. Die echte Männerfreundschaft zwischen den beiden dürfte auch den männlichen Kinobesuchern einen guten Ersatz für die romantischen Elemente bieten.

    Neben seinen Darstellern kann die britisch-deutsch-ungarische Co-Produktion durch eine Vielzahl netter Details überzeugen. Die humoristische Selbstreferenz, in der Filmfan Sarah mit ihrer Freundin Becka ihre Beziehung zu James anhand eines Filmbewertungsbogens einschätzt, ist nur einer der unterhaltenden Einfälle, welcher dem Zuschauer die kitschige Welt des Spielfilms mit einem Augenzwinkern näher bringt. Regisseur Stefan Schwartz („Kleine Fische, großes Geld!“, „The Abduction Club“) legte selbst Hand ans Drehbuch und vertraute bei der schwierigen finanziellen Umsetzung seines Projekts auf die Erfahrung und das Können seines langjährigen Produktionspartners Neil Peplow. Mit dem 3L Filmverleih und zuverlässigen Partnern in den Standorten Ungarn und London konnten die Dreharbeiten schließlich doch zu einem positiven Abschluss gebracht werden.

    Dem Kinozuschauer kann das nur recht sein. Trotz der überraschungsarmen Handlung und der doch teilweise zu überzogenen Einfälle ist „Ein Trauzeuge zum Verlieben“ für ein breites Publikum gemacht. Sicher hat man viele Elemente schon in andern Filmen gesehen, aber hier werden sie auf erfrischend heitere Weise noch einmal neu serviert. Wer auf der Suche nach einem Film für einen romantischen Abend zu zweit ist oder mit Freunden mal herzhaft ablachen möchte, kann mit einer Eintrittskarte für diesen Film keinen Fehler machen.

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