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    Drachenzähmen leicht gemacht 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Drachenzähmen leicht gemacht 2
    Von Andreas Staben

    In den oft zu hörenden Klageliedern über den angeblichen Niveauverfall in Hollywood wird meist schon die große Anzahl an Fortsetzungen, Remakes und ähnlichem als Beleg für eine künstlerische Krise angesehen. Dabei muss man gar nicht unbedingt Klassiker wie „Der Pate II“ oder „Das Imperium schlägt zurück“ bemühen, um festzustellen, dass Sequels längst nicht immer von einem Mangel an Originalität zeugen – auch wenn sie gleichzeitig vorprogrammierte Hitfilme sein sollen. Wie man ein etabliertes erzählerisches Universum als Sprungbrett für etwas Frisches und Neues benutzt, das zeigt nun Regisseur Dean DeBlois mit seinem 3D-Animationsfilm „Drachenzähmen leicht gemacht 2“. Mit den nun deutlich älteren Figuren aus dem ersten Teil (und einigen hochinteressanten Neuzugängen) führt er das Franchise nicht nur technisch auf ein neues Level, sondern setzt zugleich ganz eigene thematische Akzente und schlägt einen spürbar anderen Tonfall an: Während „Drachenzähmen leicht gemacht“ charmant-aufregende Familienunterhaltung bot, ist die nun endgültig irreführend betitelte Fortsetzung ein für Kinder wenig geeignetes, zuweilen recht martialisches, visuell aber oft geradezu berauschendes 3D- Fantasy-Epos mit überraschend wenigen Humoreinlagen.

    Fünf Jahre nachdem die Einwohner des entlegenen Fleckchens Berk, die Drachen erfolgreich gezähmt haben, lebt das Wikinger-Volk unter Führung seines Häuptlings Haudrauf (Stimme: Gerard Butler/deutscher Sprecher: Dominic Raacke) in Frieden und Harmonie mit den feuerspeienden Wesen. Hicks (Jay Baruchel/Daniel Axt), der Sohn des Anführers, verbringt seine Zeit am liebsten damit, mit seinem „Albtraum“-Drachen Ohnezahn durch die Lüfte zu sausen und die Gegend zu erkunden. Bei einem dieser Ausflüge entdecken sie hunderte von bisher unbekannten Drachen und kommen dabei dem Fallensteller Eret (Kit Harrington) auf die Spur, der sie wiederum zu dem furchteinflößenden Drago Blutfaust (Djimon Hounsou) führt. Der rücksichtslose Finsterling unterwirft die Drachen und strebt eine Schreckensherrschaft über Mensch und Tier an. Einzig die tapfere und geheimnisvolle Valka (Cate Blanchett) stellt sich ihm entgegen und bietet den majestätischen Flugwesen einen sicheren Unterschlupf. Es dauert nicht lange, bis Hicks und seine Freunde zwischen die Fronten dieses Kampfes zwischen Gut und Böse geraten…

    Mit der Entscheidung, die Handlung von „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ fünf Jahre nach dem ersten Film anzusiedeln, hat Dean DeBlois, der hier im Alleingang für Regie und Drehbuch verantwortlich ist (nachdem er sich die Aufgaben beim Vorgänger noch mit „The Croods“-Macher Chris Sanders geteilt hat), die entscheidende Weiche gestellt: Aus dem Jungen Hicks ist nun ein Mann geworden. Als gerade Erwachsener wird er mit dem Ernst des Lebens konfrontiert und das verändert den Tonfall des Films ganz wesentlich. Er muss sich nicht nur mit dem Gedanken anfreunden, als künftiger Häuptling Verantwortung für seinen ganzen Stamm zu übernehmen, er wird zudem über die Begegnung mit Valka mit den familiären Problemen der Vergangenheit konfrontiert und muss am Ende sein Leben einsetzen, um die Drachen und damit die Welt zu retten. Die Auseinandersetzungen mit dem fiesen Drago, der das pure Böse verkörpert, sind dabei sehr spannend und intensiv. Der düstere, gelegentlich fast fatalistische Tonfall spiegelt sich in einer eindrucksvollen Gestaltung der bösen Mächte – nur inhaltlich befindet sich das Ganze nicht immer auf der Höhe. Das Duell zwischen Gut und Böse wird zum Machtkampf um die Herrschaft über die Natur (die Drachen werden tatsächlich gezähmt) und für die besiegte Idealistin Valka muss am Ende der fast zum Heiland stilisierte (männliche) Held einspringen, der ganz genau weiß, was die Welt braucht und das mit quasi-religiösem Pathos verkündet.

    Die erwähnten Untertöne mögen immer mal wieder irritierend an die Oberfläche dringen, aber über weite Strecken ist „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ einfach nur ein beeindruckendes Spektakel: Es beginnt mit einer rasanten Action-Sequenz in Berk, wenn die jungen Leute des Stammes sich in einem halsbrecherischen Drachenrennen messen (ein Sport irgendwo zwischen „Harry Potter“-Quidditch und „Star Wars“-Podrace), bei dem Dean DeBlois gleich zeigt, was er kann. Temporeich, aber nicht hektisch; detailfreudig, aber nicht überladen; humorvoll, aber nicht albern – die Szene ist ein idealer Bogen zum ersten Film und auch für sich genommen perfekt. Im Anschluss an diesen Auftakt folgen noch einige Flüge von Hicks und Ohnezahn, die was das 3D-Erlebnis von Bewegung, Farben und Formen im Kino angeht, bisher kaum ihresgleichen haben, aber dann setzt DeBlois schnell auch visuell den neuen Fantasy-Akzent und im letzten Drittel hat das Ganze manchmal fast etwas von „Game Of Thrones“. In Dragos Domäne sind die Farben ausgebleicht, die Natur ist feindlich und die Menschen bewehren sich mit Waffen und Rüstungen. Dieser abwechslungsreiche neue Look (als visueller Berater hat der zehnfach oscarnominierte Kameramann Roger Deakins mitgearbeitet) ist neben der erneut hervorragenden Musik von John Powell eine der großen Stärken eines mutigen und unerwarteten Films, der nicht ganz so geschlossen ist wie der erste Teil, der zugleich aber unheimlich neugierig macht auf den Abschluss der geplanten Trilogie.

    Fazit: „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ ist eine Fortsetzung der etwas anderen Art – neuer Ernst und neuer Look, aber auch viele gewohnte Qualitäten.

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