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    11-11-11 - Das Tor zur Hölle
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    11-11-11 - Das Tor zur Hölle
    Von Robert Cherkowski

    Am 11. November eröffnen die Narren traditionsgemäß die Karnevalssaison und Kinder begehen mit Laternenumzügen den Martinstag. Im Jahre 2011 kommt dazu noch ein Ansturm auf die Standesämter, denn das Schnapsdatum hilft späteren Ehestreit über einen vergessenen Hochzeitstag zu vermeiden. Auch Hollywood ließ sich zum kalendarischen Ereignis etwas einfallen: Pünktlich zum Stichtag wurde Darren Lynn Bousmans Horror-Drama „11-11-11" produziert und der Genrespezialist, der mit den Folter-Fortsetzungen „Saw 2" bis „Saw 4" bekannt geworden ist, weist den zu symbolischer Überhöhung einladenden Ziffern des ominösen Datums eine religiös-apokalyptische Bedeutung zu. Die Zahlenmystik ist dabei letztlich nur der fast überflüssige Aufhänger für ein allzu routiniert inszeniertes und überraschungsarmes Horror-Vehikel.

    Nachdem seine Frau und sein Kind in einem Feuer starben, ist der erfolgreiche Schriftsteller Joseph Crone (Timothy Gibbs) nur noch ein jämmerlicher Schatten seiner selbst. Von Trauer zerfressen hat er sich seit Monaten in einem Hotelzimmer verbarrikadiert und ergeht sich in düsteren Gedanken. Wie kann ein Gott existieren, der ihn so leiden lässt? In einer Therapiegruppe von Trauernden versucht er den Verlust zu verarbeiten, es gelingt jedoch nicht, Josephs finstere Stimmung aufzuhellen. Außerdem hat er Visionen, in denen immer wieder eine steinerne Götzenfigur und Wesen mit dämonischen Gesichtern auftauchen. Auch die Zahl 11 scheint dabei nichts Gutes zu verheißen. Als Joseph bei einem Autounfall nur knapp dem Tod entgeht, entschließt er sich, seinen sterbenden Vater und seinen Bruder Samuel (Michael Landes) in Spanien zu besuchen und eine langgehegte Familienfehde zu beenden. Auch hier lassen ihn die Geister der Vergangenheit allerdings nicht in Ruhe. Gemeinsam mit Samuel, der Priester ist, kommt Joseph nach einer Recherche zu dem Schluss, dass am 11.11.2011 um 11:11 Uhr etwas Unheimliches durch die 11. Himmelspforte treten wird - und bis dahin sind es nur noch wenige Tage...

    Was wie ein Drama beginnt, entwickelt sich in „11-11-11" bald zum Horror. Als der vom Glauben abgefallene Joseph orakelt: „Gott ist tot, wenn es ihn denn je gegeben hat" deutet sich schon an, dass der verbitterte Schriftsteller im weiteren Verlauf des Films mit teuflischen Mächten in Berührung kommen wird. Und mit der Manifestation des Leibhaftigen schöpft Joseph schließlich wieder Glauben - denn wenn es einen Teufel gibt, dann muss es schließlich auch einen Gott geben. Solche Zusammenhänge werden hier allerdings nicht besonders ernst genommen. Das Glaubensdrama wird auf zahlreiche pseudo-fatalistische Sprüche aus Josephs Mund reduziert. Zwar kommt Bousman fast im Minutentakt und in jedem Alltagsdialog auf die religiösen Zweifel und Josephs Abkehr von Gott zurück, aber durch die bloße Anhäufung bekommt das Glaubensthema keine größere Substanz. Auch die Zahlensymbolik des Titels ist kaum in die Erzählung eingebunden und bleibt reiner erzählerischer Vorwand.

    Die fehlende inhaltliche Tiefe spiegelt sich in der konventionellen Inszenierung wider. Ein Visionär war Darren Lynn Bousman nie, er war stets eher für seine kostengünstige und schnelle Arbeit als für Innovationen bekannt. So verwandelte er den berühmt-berüchtigten Troma-Klassiker „Muttertag" mit seinem Remake zu einem farblosen 08/15-Thriller-Heuler. Und auch bei „11-11-11" greift er auf all die genreüblichen Stilmittel zurück, ohne ihnen eine eigene Note verleihen zu können. Wenn einmal für ein paar Minuten kein „unheimlicher" Dialog zu, kein „bedeutsamer" Off-Text und keine „atmosphärische" Musik erklingt, dann ist spätestens mit einem durch laute Toneffekte verstärkten Schockmoment zu rechnen. Diese sind für eine ganze Weile ganz effektiv, denn Bousman versteht sein Handwerk, aber im Laufe des Films verfängt das mechanisch wiederholte Verfahren immer weniger und in der zweiten Hälfte ist dann die Luft raus.

    Auch wenn die Spannung im Laufe der Handlung deutlich nachlässt, ist „11-11-11" doch über die ganze Distanz gut anzusehen, der Film sieht trotz geringen Budgets ordentlich aus und neben der gelungenen Kameraarbeit stimmt auch das Erzähltempo und gelegentlich gelingt Bousman eine interessante Spielerei mit den Perspektiven. Timothy Gibbs in der Hauptrolle hat dazu genügend Charisma, um Josephs vergrämte Miene interessant zu machen. Letztlich liegt die Hauptschwäche in der Vorhersehbarkeit der Handlung, die hier nicht durch originelle Einzelheiten oder eine fesselnde Inszenierung ausgeglichen werden kann.

    Fazit: Darren Bousmans religiös verbrämte Horror-Mär hat eine hanebüchene Handlung und ist bemerkenswert überraschungsarm. Das kann auch durch eine handwerklich solide Inszenierung und einen passablen Hauptdarsteller nicht ausgeglichen werden.

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