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    Scherbenpark
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Scherbenpark
    Von Christian Horn

    Mit ihrem Kinodebüt „Prinzessinnenbad“ machte die Regisseurin Bettina Blümner nachhaltig auf sich aufmerksam und gewann etliche Preise, darunter den Deutschen Filmpreis für den Besten Dokumentarfilm. Nach ihrer Mitarbeit an zwei TV-Großen-Dokumentationen („24h Berlin“, „20xBrandenburg“) legt Blümner nun den Spielfilm „Scherbenpark“ vor, in dem sie dem tristen Plattenbau-Milieu ihres Kinodebüts treu bleibt und erneut die Lebensprobleme einer raubeinigen, jugendlichen Protagonistin ins Zentrum stellt. Die Adaption des gleichnamigen Romans von Alina Bronsky aus dem Jahr 2008 erweist sich als überzeugendes Coming-Of-Age-Drama, das von einer starken Jasna Fritzi Bauer in der Hauptrolle lebt, bei dem Regisseurin Blümner mitunter aber den Kern ihrer Geschichte aus den Augen verliert.

    Die 17-jährige Sascha (Jasna Fritzi Bauer) lebt mit ihren beiden jüngeren Halbgeschwistern in einer trostlosen Stadtrandsiedlung. Seit ihre Mutter von Saschas Stiefvater ermordet wurde, hat ihre Tante Mascha (Jana Lissovskaja) die Vormundschaft über die Kinder, wovon sie zunehmend überfordert ist. Vor allem die rebellische Sascha, die sich mit den dumpfen Jungs aus der Nachbarschaft anlegt und ihren inhaftierten Stiefvater ermorden will, kann die Tante kaum unter Kontrolle halten. Als in der Lokalzeitung ein Artikel über den Mörder ihrer Mutter erscheint, beschwert sich Sascha bei Chefredakteur Volker (Ulrich Noethen), der ihr als Entschuldigung seine Hilfe anbietet, sollte Sascha einmal in der Klemme stecken. Bald darauf nimmt Sascha das Angebot an und zieht vorübergehend bei Volker und seinem Sohn Felix (Max Hegewald) ein. Von Anfang an macht Felix der gleichaltrigen Besucherin unverhohlene Avancen und auch Sascha findet Volker interessant.

    Die 24 Jahre alte Jasna Fritzi Bauer gilt schon seit einiger Zeit als Shooting Star des deutschen Kinos. Mit ihren Auftritten in Christian Petzolds „Barbara“ und dem Tourette-Syndrom-Drama „Ein Tick anders“ machte Bauer nachdrücklich auf sich aufmerksam und erhielt 2012 auch den „New Faces Award“. Auch für ihre Darstellung in „Scherbenpark“ wurde sie bereits prämiert: Beim Festival Max-Ophüls-Preis bekam sie die Auszeichnung als Beste Nachwuchsdarstellerin. Zu Recht, denn selbst neben einem Routinier wie Ulrich Noethen („Der Untergang“, „Oh Boy“) besteht die junge Schauspielerin mit Bravour und ist der erstklassige Dreh- und Angelpunkt des Films. Die Besetzung ist ohnehin das Prunkstück, überzeugen doch auch die Nebendarsteller Max Hegewald („Philipp“) als stürmisch-unbeholfener Verehrer und der aus „Im Angesicht des Verbrechens“ bekannte Vladimir Burlakov, der einen von seinem Milieu geprägten Haudrauf mit Herz verkörpert.

    Während die herausragende Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer das Drama zusammenhält, ist Bettina Blümners Inszenierung zwar stimmig, aber nicht immer überzeugend. Besonders die Schilderung des gezeichneten Milieus erscheint in einigen Momenten wenig glaubhaft. Zu sauber, zu harmlos wirken die Bilder, zu gestelzt und unglaubwürdig die Dialoge. Dass mit Saschas Einzug in der Villa des Chefradakteurs, der sich übertrieben rührend um sie kümmert, ihre Alltagssorgen und ihre zerrüttete Familiensituation plötzlich kaum noch eine Rolle spielen, wirkt ebenfalls wenig überzeugend. Plötzlich stehen ganz andere Aspekte im Mittelpunkt, die – wie etwa Saschas erstes Mal – teilweise unnötig ausführlich geschildert werden. Immer wieder bewegt sich Blümner erzählerisch in solche Sackgassen, aus denen nur die jederzeit sehenswerte Darstellung der Hauptdarstellerin sie wieder befreit.

    Fazit: In „Scherbenpark“ schildert Bettina Blümner nicht immer ganz glaubhaft, aber trotzdem sehenswert, eine klassische Coming-Of-Age-Geschichte, bei der besonders die herausragende Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer begeistern kann.

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