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    The Legend Of Hercules
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Legend Of Hercules
    Von Christoph Petersen

    Nach „Deep Impact“ und „Armageddon“, „Volcano“ und „Dante’s Peak“, „Das große Krabbeln“ und „Antz“, „Olympus Has Fallen“ und „White House Down“ sowie etlichen weiteren filmischen „Doppelgängern“ gibt es auch 2014 wieder zwei Kinoprojekte, die innerhalb weniger Monate mit einer ganz ähnlichen Prämisse auf Zuschauerfang gehen. Denn bevor Dwayne Johnson ab September als Titelheld in Brett Rattners „Hercules“ eine Söldnerarmee ins Feld führen wird, erzählt „Cliffhanger“-Regisseur Renny Harlin nun zunächst einmal die Origin Story des muskelbepackten Halbgottes: In „The Legend of Hercules“ muss sich „Twilight“-Star Kellan Lutz als eine Art antiker Underground-Streetfighter durchprügeln, damit er rechtzeitig aus der ägyptischen Gefangenschaft in seine griechische Heimat zurückkehren kann, um dort die Heirat zwischen seiner Geliebten Hebe und seinem verschlagenen Halbbruder Iphicles zu verhindern. Dabei sind die Kampfsequenzen gerade in 3D tatsächlich gut gelungen, aber abseits der Arenen zielt Harlin auf ein großes göttliches Pathos, das er mit seinen völlig überforderten Schauspielern jedoch meilenweit verfehlt und so immer wieder im unfreiwillig Komischen bruchlandet.

    Griechenland, 1200 vor Christus: Weil König Amphitryon (Scott Adkins) immer weitere unnötige Kriege anzettelt, nur um seinen Machthunger zu stillen, betet seine Ehefrau Alcmene (Roxanne McKee) zu den Göttern, sie mögen der Gewalt doch bitte endlich Einhalt gebieten. Und tatsächlich werden ihre Gebete erhört: Die Göttin Kakia (Mariah Gale) teilt der Königin mit, dass niemand Geringeres als Göttervater Zeus mit ihr einen Jungen zeugen wird, der auf den Namen Hercules hören soll und später einmal für Frieden sorgen wird. 20 Jahre nachdem Alcmene dieses göttliche Kind zur Welt gebracht hat, soll Amphitryons ältester Sohn Iphicles (Liam Garrigan) die kretische Prinzessin Hebe (Gaia Weiss) ehelichen. Die ist allerdings bereits in Hercules (Kellan Lutz), den jüngeren Bruder des Thronerben, der selbst nichts von seiner Herkunft ahnt, verliebt. Als Hebe und Hercules gemeinsam flüchten, stellen die Männer des Königs das Liebespaar und der Halbgott wird auf eine Mission nach Ägypten geschickt, von der er – ginge es nach Amphitryons und Iphicles‘ Kalkül - nicht mehr zurückkehren soll...

    „The Legend of Hercules“ ist immer dann am besten, wenn sich irgendwie geprügelt wird. Ob beim Schlamm-Wrestling oder in einer aufwendigen Arena, in der die Gladiatoren auf Felsen miteinander kämpfen, zwischen denen sie in die Tiefe stürzen und zerschellen – diese antike „Bloodsport“-Variante ist angemessen over the top inszeniert und macht mitunter richtig Laune. Die visuellen Effekte sind dabei zwar qualitativ sehr uneinheitlich, einige Green-Screen-Szenen sogar auffällig schlecht (was bei einem stolzen Budget von 70 Millionen Dollar schon überrascht), aber zumindest was das 3D angeht, haben die Macher sich hier und da etwas tatsächlich Sehenswertes einfallen lassen: So zum Beispiel wenn der angekettete Hercules seine eisernen Fesseln samt Steinbrocken aus der Wand reißt und ins Publikum schleudert. Davon hätten wir gerne mehr gesehen, aber leider machen diese Szenen nur einen kleinen Teil des Films aus, in dem ansonsten allzu gehetzt durch eine sehr freie und uninspirierte Abwandlung der Herkules-Saga geprescht wird.

    Außerhalb der Arenen setzt Renny Harlin vom Beschwören ewiger Männerfreundschaften (die Kamera kreist minutenlang um die geschundenen, schweißglänzenden Bodybuilder-Körper) bis zur Sex-mit-einem-unsichtbaren-Gott-Szene inklusive grollendem Donner und wehenden Leinenvorhängen regelmäßig auf das ganz große Pathos. Das kann wie in „Gladiator“ oder „Troja“ natürlich gutgehen, aber hier fehlen einfach die Schauspieler vom Kaliber eines Russell Crowe oder Brad Pitt, die solche überlebensgroßen Rollen auch tatsächlich glaubhaft stemmen können: Stattdessen versprüht Kellan Lutz („The Expendables 3“, „Tarzan“) in der Titelrolle null Charme und ist so weder als Liebhaber noch als Anführer glaubhaft. Und während B-Movie-Ikone Scott Adkins (sein „Universal Soldier – Day Of Reckoning“ zählt für uns zu den besten Actionfilmen aller Zeiten) zumindest in den Kampfszenen als Kriegskönig überzeugt, ist Liam Garrigans („Die Säulen der Erde“) einsilbige Darstellung des eifersüchtig-neurotischen Loser-Bruders Iphicles einfach nur unerträglich nervig. So werden die auf den Drehbuchseiten dröhnenden Emotionen nie auf der Leinwand lebendig und das angepeilte Pathos verkommt zum unschönen Kitsch.

    Fazit: Trotz gut choreographierter Fights und Sets, die durchaus Eindruck schinden, ist das erste von zwei „Hercules“-Projekten 2014 insgesamt ziemlich misslungen.

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