Gregor (Sebastian Zimmler) und Pietschi (Robert Finster) sind Brüder, sehr ungleiche jedoch. Während der ältere Gregor als erfolgreicher Assistenzarzt durchs Leben geht, mit gutem Lohn und Anerkennung, scheint Pietschi das genaue Gegenteil zu tun. Planlos und wankelmütig lebt er in den Tag hinein. Aus diesem Grund sind weder Jobs, noch Einkommen, noch Beziehungen bei dem jüngeren Bruder von Dauer. Obwohl Gregor sich ihm deutlich überlegen fühlt und die Geschwister ungleicher nicht sein könnten, gehen sie jedes Jahr zu Pfingsten gemeinsam segeln. Bei einem dieser Ausflüge verschwindet Pietschi spurlos. Gregor führt sein Leben zunächst davon unbeeinflusst weiter, erst mit der Zeit begibt er sich auf die Suche nach dem Vermissten. Er taucht tief in dessen Privatleben ein und stellt fest, dass sein bisheriges Bild vom kleinen Bruder offenbar einige Lücken aufwies. Die neuentdeckten Facetten an Pietschi faszinieren Gregor zusehends und er verliert sich immer mehr in der fremden Identität…
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
2,5
durchschnittlich
Hüter meines Bruders
Von Asokan Nirmalarajah
Maximilian Leos Spielfilmdebüt „Hüter meines Bruders“ eröffnete 2014 die Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ auf der Berlinale. Anderthalb Jahre später kommt das unterkühlte, stark stilisierte Identitätsdrama des vielgelobten Kunsthochschulabsolventen Leo nun in das reguläre Kinoprogramm. Abseits eines kunstsinnigen Arthouse-Publikums dürfte es der mit (über)großem Bedacht in Szene gesetzte und schwerfällig erzählte Mystery-Film über das unerklärliche Verschwinden eines jungen Mannes und dessen Folgen für das Seelenleben seines älteren Bruders aber schwer haben, Anklang zu finden. Zu aufdringlich macht Leo seinen Anspruch deutlich, eben kein gewöhnliches psychologisches Suspense-Drama vorlegen zu wollen. Sein Thema der Konstruktion und Destruktion von Identitäten hat er überdies tief in den Köpfen seiner Figuren verankert und lässt sie mehr oder weniger tiefgründig über Sein und Erkennt...