Mein Konto
    Big Business - Außer Spesen nichts gewesen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Big Business - Außer Spesen nichts gewesen
    Von Christoph Petersen

    Es ist gerade mal ein Jahrzehnt her, da war Vince Vaughn noch der Star der bis dahin erfolgreichsten R-Rated-Comedy aller Zeiten „Die Hochzeits-Crasher“. Doch in den vergangenen Jahren hagelte es mit „Dickste Freunde“, „The Watch“, „Prakti.com“ und „Der Lieferheld“ einen Flop nach dem anderen – und auch Ken Scotts Geschäftsreise-Komödie „Big Business – Außer Spesen nichts gewesen“ wird diesen katastrophalen Karrieretrend nicht aufhalten können, ganz im Gegenteil: Mit weniger als fünf Millionen Dollar Einspiel am US-Startwochenende ist es der bisher größte finanzielle Fehlschlag für den einstigen Comedy-Superstar. Dass der Misserfolg von „Big Business“ uns nicht im Geringsten überrascht, liegt dabei übrigens gar nicht mal daran, dass der Film nun besonders schlecht wäre. Vielmehr ist das Problem, dass die Macher sich offensichtlich einfach nicht entscheiden konnten, was für eine Art von Komödie sie hier eigentlich abliefern wollen. So entpuppt sich der Film am Ende als nichts Halbes und nichts Ganzes.

    Weil seine Chefin Chuck Portnoy (Sienna Miller) ihm trotz guter Zahlen das Gehalt kürzen will, gründet Sales Manager Dan Trunkman (Vince Vaughn) kurzerhand sein eigenes Unternehmen. Seine einzigen Mitarbeiter: der gerade zwangspensionierte Timothy McWinters (Tom Wilkinson) und der geistig behinderte Jungspund Mike Pancake (Dave Franco), der bisher nur Erfahrungen als Schuhverkäufer bei Foot Locker vorweisen kann. Auch ein Jahr später haben die drei immer noch kein eigenes Büro, sondern führen die Geschäfte aus einer Filiale von Dunkin‘ Donuts. Aber das soll sich bald ändern, denn der erste große Abschluss scheint endlich unter Dach und Fach zu sein. Doch dann funkt Dans Ex-Chefin dazwischen und so bleibt ihm nur noch eine Chance: Er muss mit seinen Kollegen kurzfristig nach Berlin, um dem Big Boss Maarten Daaervk (Uwe Ochsenknecht) persönlich das Konzept nahezubringen…

    Die Überlegung der Macher liegt auf der Hand: Nachdem Ken Scott bei „Der Lieferheld“ noch ganz auf den warmherzigen Charme seines Hauptdarstellers gesetzt hat und damit am Box Office gescheitert ist, sollte dieses Mal wieder etwas mehr von den vulgären Anzüglichkeiten her, die Vince Vaughn in „Old School“ und „Voll auf die Nüsse“ einst zum Comedy-Superstar gemacht haben. Und so kümmert sich Vaughn als Dan nun aus der Ferne liebevoll um seinen in der Schule wegen seines Übergewichts gehänselten Sohn, während an seiner Seite der hoffnungslos unterforderte Tom Wilkinson und der hemmungslos überziehende Dave Franco jedes Mal völlig ausflippen, wenn sie eine nackte Frauenbrust erspähen. In der Versicherungskonferenz-Komödie „Willkommen in Cedar Rapids“ mit Ed Helms ist dieser unwahrscheinliche Mix aus bittersüßer Melancholie und tiefzielenden Zoten vor einigen Jahren tatsächlich aufgegangen, aber „Big Business“ fühlt sich bis zum Schluss an, als ob hier zwei Filme nahezu unabhängig voneinander nebeneinander herlaufen. So ist die Komödie allerdings weder besonders lustig noch sonderlich berührend.

    Viel amüsanter als die nur selten zündenden Gags ist für ein hiesiges Publikum übrigens das verquere Deutschlandbild der Filmemacher (Stichworte: FKK, G8 und Glory Hole). Ziemlich gelungen ist dabei immerhin die Anspielung auf den Ruf von Berlin als Metropole der modernen Kunst, wenn Dan in das letzte freie Hotelzimmer eincheckt und sich dieses dann als gläserner Kasten in einer Galerie entpuppt, wo er als Ausstellungsstück „American Businessman #42“ einen gewissen Social-Media-Kultstatus erlangt. Trotzdem hätte man das Drehbuch ruhig mal von einem Ortskundigen überfliegen lassen sollen, um zumindest die ganz groben Patzer zu vermeiden: So veranschlagt Dan für eine Fahrt von Berlin nach Hamburg und zurück maximal zwei Stunden und lobt die Vorzüge deutscher Autobahnen ohne Tempolimit, während er mit seinen Kollegen gemütlich über eine Landstraße tuckert. (Wir haben den Film in der englischen Originalfassung gesehen und sind mal gespannt, ob der Verleih zumindest einige der Ungereimtheiten in der deutschen Synchronisation ausmerzt.)

    Fazit: Ein bisschen amüsant, ein bisschen charmant, ein bisschen vulgär – aber leider nichts so richtig.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top