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    In meinem Kopf ein Universum
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    In meinem Kopf ein Universum
    Von Christian Horn

    Mit „In meinem Kopf ein Universum“ packt der polnische Regisseur Maciej Pieprzyca ein schwieriges Thema an und inszeniert die wahre Geschichte eines Jungen, der aufgrund einer Behinderung nicht mit seiner Außenwelt kommunizieren kann. Der Filmemacher erzählt kapitelweise aus dem Leben von Mateusz (Dawid Ogrodnik) im Polen der 80er und 90er Jahre. Der Protagonist kann sich wegen einer zerebralen Bewegungsstörung weder bewegen noch sprechen. Deswegen halten ihn seine Mitmenschen und auch die Ärzte nur für „Gemüse“, allen voran seine Schwester Matylda (Helena Sujecka), ihn gerne aufzieht. Selbst Mateusz‘ fürsorgliche Mutter (Dorota Kolak) ahnt nicht, dass im Inneren des intelligenten Jungen ein hochaktives Gedankenleben tobt. Nach dem Unfalltod seines Vaters (Arkadiusz Jakubik) landet der mittlerweile erwachsene Mateusz schließlich in einem Heim für geistig behinderte Menschen, wo ihm die Krankenschwester Anka (Anna Karczmarczyk) die Überwindung seiner Isolation ermöglicht.

    „In meinem Kopf ein Universum“ funktioniert ähnlich wie „Mein linker Fuß“, „Schmetterling und Taucherglocke“ oder „Johnny zieht in den Krieg“: Maciej Pieprzyca nimmt die Perspektive des gelähmten Mateusz ein, der uns seine Gedanken und Gefühle in einem Voice-over-Kommentar mitteilt. Im Gegensatz zu den übrigen Figuren ist dem Zuschauer daher schnell klar, dass der Junge keineswegs geistig behindert ist. Stattdessen reflektiert er seine missliche Lage mit erstaunlicher Klarsicht und zeigt ansonsten ganz normale Interessen etwa an wohlgeformten Brüsten. Diesen sehr emotionalen Stoff, der leicht ins Kitschige abdriften könnte, inszeniert Pieprzyca recht sachlich sowie mit einer guten Portion Humor und Selbstironie. Auch dank der unaufdringlich-gefühlvollen Klaviermusik und vor allem des einnehmenden Spiels von Dawid Ogrodnik („Ida“) geht der Film ans Herz, ohne rührselig zu werden.

    Fazit: Einfühlsame Tragikomödie über den Lebensweg eines gelähmten und stummen Jungen.

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