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    Bocksprünge
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Bocksprünge
    Von Christian Horn

    Bei seinem Kinodebüt „Bocksprünge“ fungiert der Schauspieler Eckhard Preuß in Personalunion als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller. Mit knappem Budget und ohne die finanzielle Beteiligung eines Fernsehsenders legen Preuß und sein Co-Autor Butz Buse eine pfiffige Episoden- und Ensemblekomödie vor und wandeln auf den Spuren des berühmten Spaniers Pedro Almodóvar („Alles über meine Mutter“, „Fliegende Liebende“), ohne allerdings dessen Format zu erreichen. Preuß und Buse drehen charmant gespielte erzählerische Pirouetten um das Thema Untreue, aber insgesamt wirkt der bunte Reigen etwas chaotisch und ungeordnet, das heftig kreisende Liebeskarussell droht gelegentlich aus der Bahn geworfen zu werden.

    München, heute. Maya (Julia Koschitz) wälzt sich gerade mit ihrem Liebhaber Udo (Eckhard Preuß) in den Laken, als ihre beste Freundin und seine langjährige Ehefrau Doris (Jule Ronstedt) die beiden überrascht. Maya versteckt sich zunächst unterm Bett, doch dort entdeckt die Betrogene sie bald. Um der Freundin eins auszuwischen, erzählt Doris ihr, dass ihr Freund Silvan (Benjamin Sadler) mit der jungen Cheftochter Valerie (Teresa Rizos) ins Bett geht – und jetzt soll Valerie auch noch von Silvan schwanger sein! Valerie kümmert sich derweil aber herzlich wenig um Silvan, sondern verliebt sich Hals über Kopf in den Frauenarzt Rudolf (Friedrich Mücke). Und mittendrin taucht auch noch Rudolfs seit einiger Zeit vermisste Frau Eva (Yvonne Catterfeld) wieder auf – dem kompletten  Ehe- und Gefühlschaos steht nichts mehr im Wege!

    So vogelwild wie sich diese Inhaltsbeschreibung von „Bocksprünge“ lesen mag, kommt auch der fertige Film daher. Es gelingt Eckhard Preuß in seinem turbulent-komödiantischen Erstlingswerk nicht wirklich, die verschiedenen Episoden und sich kreuzenden Handlungsstränge mit ihren zahlreichen handelnden Figuren und vielfältigen Liebesnöten in den Griff zu bekommen. Das zeigt sich in einer oft beliebig wirkenden Abfolge der Szenen und einem sehr dünnen erzählerischen roten Faden. Der Versuch, auch zunächst scheinbar nebensächliche Handlungsstränge zwischendurch in den Vordergrund zu rücken und dabei verschiedene (Teil-)Geschichten mehrfach untereinander zu verbinden, gelingt jedenfalls nicht überzeugend, sodass „Bocksprünge“ alsbald seinen Zusammenhalt verliert. So  verstricken sich Regisseur und Autor in einem heillosen Durcheinander aus altbekannten Liebesfilmklischees.

    Trotz der unübersehbaren dramaturgischen und erzählerischen Schwächen, zu denen sich noch ein übertriebener Dauermusikeinsatz gesellt, gibt es jede Menge sehr amüsanter Situationen und immer wieder gelungene Einzelszenen – bevorzugt zugespitzte Rededuelle zwischen den diversen hier auftretenden Liebespartnern: Bei Preuß‘ recht theatralischem Inszenierungsansatz stehen ganz klar die Schauspieler im Mittelpunkt. Das vornehmlich aus dem Fernsehen bekannte Darsteller-Ensemble um Benjamin Sadler („Contergan“, „Tatort“), Julia Koschitz („Die Toten von Hameln“), Jule Ronstedt („Der letzte Angestellte“) und Friedrich Mücke („Friendship!“, „Alles ist Liebe“) bemüht sich recht erfolgreich darum, die  typenhaften Figuren mit Leben zu füllen. So hat sich Eckhard Preuß mit seinem Kinodebüt letztlich zwar ein wenig zu viel vorgenommen, aber ein unterhaltsamer und manchmal sogar geistreicher Film ist ihm trotzdem gelungen.

    Fazit: Beziehungskomödie mit etlichen Irrungen und Wirrungen rund um  die Liebe und das Fremdgehen: Das spielfreudige Ensemble macht einige erzählerische Schwächen wett.

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