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    Highway To Hellas
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Highway To Hellas
    Von Christian Horn

    Mit der Low-Budget-Komödie „Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ schuf Regisseur Aron Lehmann 2012 einen der originellsten Filme des sogenannten German Mumblecore. Die Vertreter dieser Spielart des jungen deutschen Kinos - darunter Tom Lass („Kaptn Oskar“), dessen Bruder Jakob Lass („Love Steaks“) und Axel Ranisch („Dicke Mädchen“, „Alki Alki“) – kommen mit minimalen finanziellen und technischen Mitteln aus und setzen dafür maximal auf Improvisation und Frische. Lehmann schlägt nun bei seinem zweiten Kinofilm „Highway To Hellas“ einen anderen, weitaus konventionelleren Weg ein. Er gibt das Prinzip des Improvisatorischen auf und verfilmt mit deutlich mehr Budget und äußerem Aufwand (zu den Produzenten gehört Matthias Schweighöfer) den gleichnamigen Roman der Comedians Arnd Schimkat und Moses Wolff. Das Ergebnis ist eine Komödie zur Griechenlandkrise voller simpler Culture-Clash-Kalauer und Klischees, in der Christoph Maria Herbst einmal mehr in seiner Paraderolle als Büroheini der Marke „Stromberg“ zu sehen ist.

    Die Bewohner der griechischen Insel Paladiki wollen vor ihrer Haustür einen sanften Tourismus etablieren, der ohne große Eingriffe in die Natur und klobige Hotelkomplexe auskommt. Ein Kredit von der deutschen AWO-Bank soll dieses Vorhaben trotz Wirtschaftskrise ermöglichen. Die Bank schickt den Bürokraten Jörg Geissner (Christoph Maria Herbst) nach Griechenland, um das Elektrizitätswerk und die Krankenstation auf der Insel zu überprüfen, die als Sicherheiten für den Kredit angegeben wurden. Die Griechen führen den „Kommissar“ aus Deutschland zunächst an der Nase herum und spielen auf Zeit, denn tatsächlich verfügt Paladiki nur über eine mickrige Erste-Hilfe-Station und so etwas wie ein Elektrizitätswerk gibt es überhaupt nicht. Während der Bürgermeister (Akilas Karazisis) in aller Eile eine E-Werk-Attrappe errichten lässt, freundet sich der Kioskbesitzer Panos (Adam Bousdoukos) mit dem Kontrolleur an.

    Das Versprechen seines schmissigen Titels löst „Highway To Hellas“ nicht ein. Dafür ist das Erzähltempo der Komödie allzu gediegen und zudem erwartet den Bankangestellten Jörg Geissner auf Paladiki auch nicht die Hölle, sondern eher ein sonniger Gegenentwurf zu seinem tristen Angestelltendasein. Auf die anfänglichen Reibereien, bei denen die Griechen den Deutschen mit falschen Informationen von seiner Inspektion abhalten, folgt die Völkerverständigung. Als Schmiermittel dienen – abgesehen vom Ouzo, der hier reichlich fließt – die herzliche Einheimische Eleni (Georgia Tsagaraki) und Geissners aufkeimende Freundschaft zum Deutsch-Griechen Panos. Bald verhöhnen die Griechen den Bankmitarbeiter dann auch nicht mehr als „Kommissar“, sondern taufen ihn nach der griechischen Variante seines Vornamens Jörg liebevoll Giorgos. Die ständigen Anrufe der Bankdirektorin aus der fernen Zentrale erscheinen indes immer mehr wie unliebsame Störungen von außen.

    In einer der ersten Szenen des Films staunt der selbstverständlich überkorrekte Gast Geissner über die chaotische Zettelwirtschaft im Büro des griechischen Bürgermeisters. Als eine Ziege durch das offene Fenster lugt und eine auf dem Fensterbrett liegende Steuererklärung zerkaut, ist das für den Griechen natürlich kein Problem: Ganz so wie der penible deutsche Bankangestellte eine Klischeefigur ist, greifen auch bei der Darstellung der Griechen die üblichen Stereotypen. Was bleibt ist eine kurzweilige, aber recht harmlose Komödie vor sommerlicher Strandkulisse, die von den Schauspielern mit Leben gefüllt wird. Während Christoph Maria Herbst („Er ist wieder da“) seine „Stromberg“-Rolle dabei wie zuletzt in „Die Kleinen und die Bösen“ nur zaghaft variiert, lässt Adam Bousdoukos („Kurz und schmerzlos“, „Soul Kitchen“) erneut seinen natürlichen Charme spielen.

    Fazit: Auf sein starkes Kinodebüt „Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ lässt Regisseur Aron Lehmann die durchschnittliche Culture-Clash-Komödie „Highway to Hellas“ folgen.

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