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    Alle Katzen sind grau
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Alle Katzen sind grau
    Von Ulf Lepelmeier

    Nach der Inszenierung einiger Kurzfilme sowie von zehn Episoden der britischen Jugendserie „Hollyoaks“ kehrt Regisseurin Savina Dellicour für „Alle Katzen sind grau“ in ihr Heimatland Belgien zurück, um von den schicksalhaften Sommerferien einer 15-Jährigen in einem Brüsseler Vorort zu erzählen. Mit ihrer besten Freundin zieht die zurückhaltende und doch abenteuerlustige Dorothy (Manon Capelle) um die Häuser, probiert sich aus und schlägt über die Stränge. Doch ein Gedanke lässt die Jugendliche mit den traurigen Augen nicht mehr los und betrübt sie zunehmend: Wer ist ihr wahrer Vater und warum verdrängt ihre Mutter Christine (Anne Coesens) alles, was mit dieser Frage in Zusammenhang steht? Die Filmemacherin behandelt die jugendliche Suche nach Identität und Zugehörigkeit in einer interessanten, aber manchmal etwas schwerfälligen Mischung aus Coming-of-Age-Story, Krimi und Familiendrama.

    Teenager Dorothy wagt erste Ausbrüche aus einem scheinbar perfekten Lebens in der Vorstadt und hinterfragt die von der Mutter errichtete familiäre Fassade. Durch einen Zufall lernt das Mädchen den Privatdetektiv Paul (Bouli Lanners) kennen und engagiert ihn für die Suche nach dem Vater. Dass es sich bei dem Ermittler selbst um den vermeintlich Verschwundenen handelt, gibt dem Zusammentreffen zwischen Dorothy und dem ruppig-sympathischen Mittvierziger eine besondere Spannung – hier zeigt sich allerdings auch das Konstruierte der Handlung in besonders eklatanter Weise. Die Stärken des Films liegen dann auch eher im Atmosphärischen als im Dramaturgischen: Mit rebellischen Punk-Rock-Songs wird die gelassen-ruhige Grundstimmung des Films aufgewühlt und zugleich die verwegene Seite des suchenden Vater-Tochter-Gespanns unterstrichen. Und zuweilen driftet der Film ähnlich unfokussiert und launisch dahin wie seine bemerkenswert authentisch wirkende jugendliche Protagonistin. Bei all dem nimmt die Regisseurin ihre drei Hauptfiguren und ihre unterschiedlichen Sichtweisen jederzeit ernst und beweist in den intimen Gesprächsszenen ihr inszenatorisches Feingefühl: Bei diesem intensiven Ringen um Wahrheit können die Darsteller ihr ganzes Können ausspielen.

    Fazit: „Alle Katzen sind grau“ ist ein vor allem atmosphärisch und darstellerisch überzeugendes Spielfilmdebüt um eine Jugendliche im Selbstfindungsprozess.

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