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    Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik

    Ein Marienkäfer in der Karibik

    Von Antje Wessels

    2013 eröffnete das Regieduo Hélène Giraud und Thomas Szabo seinen Zuschauern eine ganz neue Art der Animationsfilm-Uterhaltung. In ihrem preisgekrönten Abenteuer „Die Winzlinge – Operation Zuckerdose“, das auf der französischen TV-Serie „Die Winzlinge – Neue Abenteuer“ basiert, spielen sich vor der bildschönen Realfilmkulisse einer Waldwiese halsbrecherische Manöver von in stereoskopischem 3D animierten Insekten ab. Für das zweite Kinoabenteuer der possierlichen CGI-Tierchen, „Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik“, zieht es den aus dem ersten Teil wiederkehrenden Marienkäfer auf der Suche nach seinem Sohn wider Willen in die weit entfernte Karibik, wo er nicht nur auf die Hilfe befreundeter schwarzer Ameisen zählen kann, sondern auch auf eine fremde Marienkäferart trifft, die alles unternimmt, damit das besorgte Elternteil sein Kind am Ende wieder in die Fühler schließen kann.

    Als eine Gruppe schwarzer Ameisen einen Ausflug zur ortsansässigen Kastanienfabrik unternimmt, haben sie die Rechnung ohne die verfeindeten roten Ameisen gemacht. Mit Müh und Not können die schwarzen Gesellen gerade noch ihre Marienkäfer-Freunde zur Hilfe rufen. Doch bei der Rettungsmission landet einer der herbeigeeilten Marienkäfer versehentlich in einem Karton und wird anschließend direkt in ein abflugbereites Flugzeug verfrachtet. Gerade so kann sein tapferer Papa auf den Karton aufspringen und unternimmt so gemeinsam mit seinem Sohn eine Odyssee in die Karibik, wo sich beide auf die Suche nach dem jeweils anderen begeben. Doch nicht nur die Familienzusammenführung ist eine große Herausforderung. Als die gepunkteten Tierchen herausfinden, dass der karibische Strand bebaut werden soll, setzen sie alles daran, dieses Vorhaben zu verhindern und die Heimat der karibischen Insektenwelt zu retten...

    Die gerade einmal vier- bis sechsminütigen Episoden der „Die Winzlinge“-Fernsehserie setzen auf kurze, pointierte Geschichten und – natürlich! – jede Menge Niedlichkeit, die sich allein schon daraus ergibt, dass sämtliche hier vorkommenden Figuren riesige Glubschaugen haben und in einer „Sprache“ kommunizieren, die eher an ein Tröten erinnert. Dieses sehr reduzierte erzählerische Konzept hätte nicht zwangsläufig auch in Spielfilmlänge funktionieren müssen. Hat es aber! Während die Macher ihr Erfolgsrezept in „Operation Zuckerdose“ noch auf eine Länge von 89 Minuten gestreckt haben, ist „Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik“ nun wieder näher am Miniatur-Konzept der Serie: Der zweite Teil überschreitet die 90-Minuten-Marke sogar knapp, doch diesmal spielen sich innerhalb der Rahmenhandlung vom nach seinem Sohn suchenden Marienkäfer viele kleine, durchgehend unterhaltsame Mini-Geschichten ab, die man jede für sich auch als nur wenige Minuten lange Serienepisode herausbringen könnte.

    Ein gewitzter Kampf zwischen Marienkäfern und lästigen Schmeißfliegen; der Versuch einer Ameisenhorde, sich ein paar Leckereien zu stibitzen und dabei die nervigen roten Ameisen vom Leib zu halten; eine halsbrecherische Verfolgungsjagd durch das Blätterdickicht der karibischen (Ur-)Wälder; eine abenteuerliche Reise auf einem Miniatur-Holzschiff, auf dem eine Opernarien liebende Spinne und eine schwarze Ameise wider Willen zusammenhalten müssen (und dabei sogar im Bauch eines Hais landen) – all das sind Stationen, die die winzigen Protagonisten in „Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik“ absolvieren. Und am Ende fügen sich die Insekten-Miniaturen dennoch schlüssig zu einem großen Ganzen zusammen.

    Doch „Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik“ ist nicht nur kurzweilig, sondern genau wie der erste Teil auch wieder fantastisch bebildert und von Mathieu Lamboley mit einer wunderschön-schwelgerischen Filmmusik unterlegt. Darüber hinaus gehen die Macher mehr noch als im Vorgänger auf den Aspekt Naturschutz ein: In der Welt der kleinen Insekten liegt oft Müll herum, ein sonnenbadender Tourist am Strand zerquetscht im Schlaf eine Raupe und die grüne Natur der Karibik soll einer Hotelanlage weichen. Wenn hier schließlich am Ende alle zusammenhalten, ganz egal ob Spinne, Raupe, Marienkäfer oder Ameise, dann steckt in „Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik“ neben der „Achtet auf eure Umwelt“-Botschaft außerdem noch ein sympathischer Appell daran, einander unabhängig von der Zugehörigkeit zu irgendwelchen Rassen oder Gruppierungen zu helfen und zu beschützen.

    Fazit: Mit „Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik“ halten die Macher inszenatorisch an der hohen Qualität des ersten Teils fest und schrauben den Unterhaltungswert sogar noch einen Tick in die Höhe, weil sich episodenhafte Struktur positiv auf das Tempo der Geschichte auswirkt.

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