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    Hentai Kamen 2: The Abnormal Crisis
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Hentai Kamen 2: The Abnormal Crisis
    Von Asokan Nirmalarajah

    Hentai Kamen ist kein gewöhnlicher Superheld! Das Kostüm des „perversen Maskierten“, so die deutsche Übersetzung seines japanischen Namens, besteht nämlich nicht wie bei seinen amerikanischen Kollegen Batman, Superman oder Spider-Man aus einem hautengen Spandex-Kostüm. Stattdessen trägt der durchtrainierte, stets gut eingeölte Jüngling weiße Sneakers, schwarze Netzstrümpfe, eine bis zu den Schultern hochgespannte weiße Unterhose und auf dem Kopf einen getragenen Damenschlüpfer. Tatsächlich verwandelt sich der schüchterne Student Kyosuke erst durch das Tragen eines benutzten Schlüpfers in Hentai Kamen - und setzt sich als dieser dann für die Gerechtigkeit auf den Straßen Tokyos ein. Dabei bewegt er sich wie ein Mannequin, schießt aus seinen Händen Bondageseile und schaltet seine Gegner aus, indem er sie gegen sein Elektroschocks austeilendes Gemächt drückt. Das war schon in Yûichi Fukudas Superhelden-Parodie „HK: Hentai Kamen - Forbidden Super Hero“ aus dem Jahr 2013 ein skurriler Spaß. Die Fortsetzung „Hentai Kamen 2: The Abnormal Crisis“ bleibt dem albern-pubertären Humor des Originals treu, setzt dazu aber auf aufwendigere visuelle Effekte. Im Vergleich zum Vorgänger nutzt sich der Kuriositätsfaktor angesichts wenig wirklich neuer Ideen diesmal aber spürbar schneller ab.

    Kyosuke (Ryuhei Suzuki) hat dem Superheldendasein endgültig abgeschworen. Um seine besorgte Freundin Aiko (Fumika Shimizu) glücklich zu machen, will er nie wieder zum perversen Superhelden Hentai Kamen werden. Aber dann häufen sich bizarre Zwischenfälle an seiner Uni, die sich alle um die Schlüpfer der Studentinnen drehen. Mysteriöse Kräfte ergreifen Besitz von den getragenen Frauenunterhosen – so soll offenbar verhindert werden, dass sich Kyosuke wieder in Hentai Kamen verwandeln kann, um eine Reihe an neuen, noch perverseren Bösewichten aufzuhalten. Und so beginnt ein Abenteuer, das sich bei der Gestaltung der Story und der Actionszenen ebenso großzügig wie augenzwinkernd bei „Spider-Man 2“ bedient…

    In seinem japanischen Heimatland war „Hentai Kamen“ mit mehr als 100 Millionen Yen Einspielergebnis (etwa 8,5 Millionen Euro) zumindest ein Achtungserfolg. Das ist zum einen mit dem hohen Sättigungsgrad an Superheldengeschichten im Kino und TV zu erklären, der in diesem Jahr auch der amerikanischen Genre-Parodie „Deadpool“ volle Kassen bescherte. Zum anderen basiert der Film aber auch auf Keishu Andos populärer Manga-Reihe „Kyuyoku!! Hentai Kamen“ aus den 1990ern, die bereits ziemlich erfolgreich die Gesetzmäßigkeiten von Superhelden-Storys und die schrägen Eigenarten von Comichelden aufs Korn nahm. In Deutschland fand der Film hingegen lediglich im Rahmen der Tele-5-Spielfilmreihe „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ Beachtung. Und tatsächlich wirkt „Hentai Kamen“ auf den ersten Blick wie überdrehtes, schlecht gespieltes Trashkino – allerdings mit dem feinen Unterschied, dass sich hier hinter dem albernen Konzept ein ziemlich intelligenter Genre-Kommentar versteckt. Denn in erster Linie glänzt der Film mit einem konsequenten satirischen Blick auf das bizarre Verhältnis der japanischen Kultur zur Sexualität.

    „The Abnormal Crisis“ übernimmt nun diese Stärke seines Vorgängers, hat dem darüber hinaus aber leider wenig Neues hinzuzufügen. Gerade in der zweiten Hälfte sackt der überdrehte Film deutlich ab und tut sich schwer, die Absurdität und das Tempo der Geschichte hochzuhalten. Die enge Anlehnung an die Handlung von „Spider-Man 2“ sorgt dabei zwar für einige wirklich inspirierte Momente (etwa die witzige Parodie der pathetischen Jesus-Reminiszenz aus Sam Raimis Original), wirkt an anderer Stelle aber einfach nur lieblos abgekupfert, etwa bei dem langweiligen Doc-Ock-Ersatz, der wie ein billiger Power-Rangers-Bösewicht aussieht. Über alle Zweifel erhaben sind hingegen auch diesmal die Darsteller, die ihre Rollen inmitten absurder Dialoge rund um Schlüpfer und alle möglichen sexuellen Abnormitäten konsequent bierernst nehmen und im Fall von Hauptdarsteller Ryuhei Suzuki sogar echte Spielfreude beweisen – von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt!

    Fazit: Hartgesottene Fans von „Hentai Kamen“ werden auch an der aufwendigeren Fortsetzung „The Abnormal Crisis“ ihre Freude haben. Für „Deadpool“-Bewunderer ist der Humor allerdings zu brav und pubertär geraten - und auch die Gagdichte ist nicht wirklich zufriedenstellend. Hentai Kamen bleibt eine Kuriosität unter den albernen Superhelden, dem es im zweiten Leinwand-Ausflug aber leider etwas an Frische und Wagemut fehlt.

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