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    Wendy 2 - Freundschaft für immer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Wendy 2 - Freundschaft für immer
    Von Antje Wessels

    Ursprünglich sollte es ein einmaliger Ausflug auf die Kinoleinwand werden. Doch der anlässlich des 30-jährigen „Wendy“-Jubiläums in Auftrag gegebene Spielfilm zum beliebten Pferde-Franchise erwies sich 2017 mit über 600.000 Zuschauern in Deutschland als durchaus beachtlicher Erfolg und so war eine Fortsetzung schnell beschlossene Sache. Dabei war „Wendy – Der Film“ aus unserer Sicht nicht besonders gelungen, was auch daran lag, dass viele der beliebten Figuren aus der Vorlage es gar nicht erst in den Film schafften und die Adaption somit kaum etwas mit dem Original zu tun hatte. Aber die größten Mankos waren die uninspiriert vor sich hin plätschernde Handlung und die für einen „Wendy“-Film erstaunlich geringe Präsenz von Pferden. Das Sequel „Wendy 2 – Freundschaft für immer“ hat nun zwar immer noch wenig mit der Originalvorlage zu tun, doch der pferdefilmerfahrene Regisseur Hanno Olderdissen („Rock My Heart“) punktet dafür in den anderen Bereichen, in denen der Vorgänger schwächelte: Er rückt die Tiere stärker in den Mittelpunkt einer schwungvollen, wenn auch nicht originellen Geschichte und macht „Wendy 2“ zu einem unterhaltsamen Familienfilmvergnügen.

    Gemeinsam mit ihrem Schecken Dixie lebt Wendy Thorsteeg (Jule Herrmann) mittlerweile seit einem Jahr auf dem Reiterhof Rosenborg. Eines Tages belauscht sie ein Gespräch ihrer Eltern Gunnar (Benjamin Sadler) und Heike (Jasmin Gerat): Dem Hof geht es schlecht. Kommen die Thorsteegs nicht bald zu Geld, müssen sie Rosenborg verkaufen. Ein Schock für Wendy, die beschließt, etwas gegen die drohende Aufgabe ihres Zuhauses zu unternehmen: Sie will mit Dixie will am großen Springturnier auf dem Reiterhof St. Georg teilnehmen. Der Gewinner erhält 2000 Euro – Geld, mit dem Wendy Rosenborg retten könnte. Doch Dixie ist kein Springpferd und das Training entwickelt sich zum Desaster. Da taucht plötzlich die Schimmelstute Penny auf Rosenborg auf. Das verängstigte Pferd springt nicht mehr und soll zum Abdecker, doch Wendy entwickelt den Ehrgeiz, der Stute die Angst vor dem Springen zu nehmen. Können die beiden das große Turnier für sich entscheiden und den Reiterhof vor dem finanziellen Ruin bewahren?

    Es ist schon faszinierend, wie oft die Existenz eines Reitstalls, einer Familie, oder sogar das Leben eines Pferdes vom Turniersieg einer einzelnen Person abhängig ist. Wer in den vergangenen Jahren auch nur irgendeinen der diversen Pferde-Mädchen-Filme gesehen hat, dem dürfte das Motiv vom alles entscheidenden Reitturnier jedenfalls bekannt vorkommen. Auch in „Wendy 2 – Freundschaft für immer“ variiert Drehbuchautorin Caroline Hecht (schrieb auch schon das Skript zum ersten Teil) diese Prämisse kaum, im Gegenteil: In manch einer Situation fühlt man sich fast so, als säße man in einer Parodie auf die bekannten Genreformeln. Als Neuzugang Penny, ein Springpferd im Wert von 30.000 Euro, auch beim dritten Mal einen Sprung verweigert, fackelt die Trainerin nicht lange und überlässt sie mit den Worten „Die geht zum Abdecker!“ ihrem Schicksal. Das ist so plump, dass man gar nicht mehr davon ausgehen möchte, dass „Wendy 2“ im weiteren Verlauf besser werden könnte als der schwache Vorgänger. Doch mit Ausnahme einer Handvoll derart plakativer Einzelszenen überzeugt das Familienabenteuer zwar weniger mit Realismus (als mit der Fachmaterie vertrauter Pferdemensch schlägt man zeitweise immer mal wieder die Hände über dem Kopf zusammen), dafür aber mit Herz und Humor.

    Nicht nur die im ersten Film enttäuschende Jule Herrmann („Nebel im August“) kommt in „Wendy 2“ deutlich mehr aus sich heraus, auch der Rest des Ensembles wirkt wie ausgewechselt und überzeugt mit natürlichem (Zusammen-)Spiel. Vor allem Wendys schwer vor sich hin pubertierender, Hals über Kopf in die blonde Reiterin Vanessa (Henriette Morawe) verliebter Bruder Tom (Julius Hotz) erweist sich in seiner unbeholfenen Art als Szenendieb. Wendys allenfalls als Stichwortgeber fungierende Freunde haben dagegen wenig zum Geschehen beizutragen und auch auf Seiten der Antagonisten bietet „Wendy 2 – Freundschaft für immer“ nicht viel mehr als die übliche Ansammlung aus Intrigen und Versuchen, den Konkurrenten den Turnierstart so richtig schön zu vermiesen. Deutlich gelungener als der reiterliche Wettkampf ist da die ausgelassene Interaktion zwischen Wendy, ihrem Hengst Dixie und der Schimmelstute Penny. Wie die kaputtgerittene Stute in diesem Dreiergespann wieder Vertrauen in den Menschen und das Springen gewinnt, fängt Kameramann Benjamin Dernbecher („Türkisch für Anfänger“) in wunderschön-poetischen Bildern ein. Nebenbei wird der Film hier zu einem schönen Plädoyer dafür, Pferde nicht als Sportgeräte zu missbrauchen, sondern ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.

    Fazit: „Wendy 2 – Freundschaft für immer“ ist ein Pferdeabenteuer ganz nach gängigen Genreformeln, das durch den mittlerweile eingespielten Cast und eine wesentlich spannendere Geschichte aber deutlich mehr überzeugt als der Vorgänger.

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