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    After Love
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    After Love

    Tessa und Hardin drehen sich im Kreis

    Von Tobias Mayer

    Fans der vor allem in Deutschland besonders erfolgreichen Filmreihe müssen sich bei „After Love“ an einige große Veränderungen gewöhnen: Insgesamt fünf bereits in den vorherigen Teilen „After Passion“ und „After Truth“ etablierte Figuren wurden für Teil 3 der Young-Adult-Romanze neu besetzt, darunter so zentrale Charaktere wie Tessas bester Kumpel Landon, der nun von Chance Perdomo statt von Shane Paul McGhie gespielt wird. Auch Tessas Chef Christian Vance sieht plötzlich anders aus – diesen Part verkörpert statt Charlie Weber nun „True Blood“-Vampir Stephen Moyer.

    Anna Todd, die bisher als Produzentin und bei „After Truth“ zusätzlich auch noch als Co-Drehbuchautorin in die Verfilmungen ihrer eigenen Bestseller involviert war, hat diesmal ebenfalls keine aktive Rolle mehr eingenommen. Doch wer jetzt hofft, dass die Wechsel vor und hinter der Kamera für frischen Wind in der lauen, auf – mindestens – vier Filme angelegten Verliebt-in-einen-Bad-Boy-Romanze sorgen, sieht sich getäuscht. Ganz im Gegenteil: War der direkte Vorgänger „After Truth“ mitunter sogar ein angenehm schwungvoller und lustiger Film, tritt der freudlose „After Love“ erzählerisch über weite Strecken komplett auf der Stelle, weshalb sich die knapp hundert Minuten Laufzeit eher doppelt so lange anfühlen.

    Hardin (Hero Fiennes Tiffin) und Tessa (Josephine Langford) bei ihrer gemeinsamen Lieblingsbeschäftigung.

    Am Ende von „After Truth“ gab Hardin (Hero Fiennes Tiffin) seiner Tessa (Josephine Langford) das Versprechen, sie niemals zu verlassen. Und selbst wenn romantische Zusicherungen dieser Art in vielen Fällen eine eher kurze Halbwertszeit haben mögen, darf man dem schwer verliebten Bad Boy diese Absicht durchaus glauben – und man kann sie zugleich auch als Drohung verstehen, da er Tessa mit seiner destruktiven Art immer wieder Probleme bereitet: So hat sie nun einen Traumjob im renommierten Verlag von Christian Vance (Stephen Moyer) angeboten bekommen, für den sie nach Seattle umziehen will …

    … was Hardin wiederum aber natürlich so gar nicht in den Kram passt. Der psychisch instabile junge Mann zeigt sich mal wieder von seiner allerschlechtesten Seite, als er eifersüchtig und beleidigt auf Tessas Umzugsplan reagiert. Sie hat unterdessen noch ganz andere, vor allem familiäre Sorgen: Ihr alkoholkranker Vater Richard Young (Atanas Srebrev), der lange Zeit auf der Straße gelebt hat, möchte plötzlich wieder Kontakt zu ihr…

    Die Probleme werden einfach weggepoppt

    Die „After“-Romane basieren auf einer im Internet veröffentlichten Fan-Fiction-Geschichte über den One-Direction-Sänger Harry Styles, der das Vorbild für Hardin war. Sie sind also eine schwärmerische Fantasie über einen jungen, gutaussehenden Mann mit faszinierender Aura. In „After Love“ zeigt sich diese Schwärmerei in keiner Szene deutlicher aus als gleich zu Beginn, wenn der angetrunkene Hardin nach einer Keilerei in einer Bar zurück zu seiner Tessa kommt. Vom Alkohol und der Schlägerei ist da plötzlich so gar nichts mehr zu spüren, wenn Hardin oberkörperfrei auf dem Bett liegt, Tessa lächelnd zum Sex verführt und sich der Ärger von eben in gefühliger Popmusik auflöst.

    Auch in „After Love“ geht es durchaus wieder um harte Themen, immerhin wurde Hardin als Kind missbraucht und seine Beziehung zu Tessa ist nach wie vor toxisch. Trotzdem fällt es immer schwerer, irgendwas davon noch wirklich ernst zu nehmen. Das liegt auch daran, dass die für Teil 3 und 4 an Bord gekommene Regisseurin Castille Landon („Apple Of My Eye“) dem oberflächlichen Hochglanz-Look der Vorgänger treu bleibt: Wenn er nicht gerade böse dreinschaut, wird Hero Fiennes Tiffins Hardin als makelloser Poster-Boy inszeniert, der selbst beim knallharten Box-Training noch aussieht wie ein Model kurz vorm Laufsteg-Auftritt. Auch die Sex-Szenen – ob nun im Bett, Pool oder Fitness-Raum – haben eine blitzsaubere Ästhetik.

    Eine von gleich fünf neubesetzten Rollen: Chance Perdomo spielt jetzt Tessas Kumpel Landon.

    Passend dazu spielt sich die Handlung meistens in Designer-Häusern oder besonders edlen Restaurants ab – und dreht sich dabei vor allem im Hinblick auf die zentrale Beziehung von Tessa und Hardin spätestens in diesem Film einfach nur noch im Kreis: Jedes Problem, das die beiden miteinander haben, und jedes Argument, das der kontrollwütige Hardin und die nach mehr Freiheit strebende Tessa austauschen, kam so oder in sehr ähnlicher Form bereits in den ersten zwei Teilen vor. Hier wird dasselbe nur noch mal ausführlicher breitgetreten – und zwar ohne den Humor, der zumindest „After Truth“ in manchen Szenen wirklich unterhaltsam gemacht hat.

    Wer angesichts des Beziehungs-Stillstands auf andere spannende Plot-Entwicklungen hofft, wird ebenfalls enttäuscht: Die Auftritte der zwei wichtigsten neuen Figuren – Tessas Vater Richard und ein junger Kellner namens Robert (Carter Jenkins), der ein Auge auf Tessa geworfen hat – bleiben jeweils ohne Wirkung und haben auch für die Handlung keine sinnvolle Funktion, außer dass sich das zentrale Paar mal ein paar Szenen lang über jemand anderen ärgern kann als immer nur über sich selbst. Und die zentrale Enthüllung dürften wahrscheinlich auch viele Nicht-Buchleser*innen von Weitem kommen sehen – selbst wenn der Film sie bis ganz zum Schluss hinausgezögert.

    Fazit: „After Love“ endet mit einer „Fortsetzung folgt“-Einblendung – und wer kein Hardcore-Fan ist, könnte diesen Hinweis durchaus als Warnung (miss-)verstehen…

     

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