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    Die Rückkehr der Manson Family
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Die Rückkehr der Manson Family

    Ein besonders unschönes Nepo-Baby

    Von Lutz Granert

    Selbst ein halbes Jahrhundert, nachdem sie marodierend durch die USA zogen, sind die Morde der Manson Family in der Popkultur immer noch omnipräsent – und so arbeitet sich auch Hollywood immer weiter an der auf Befehl des gescheiterten Musikers Charles Manson mordenden, vor allem aus jungen und labilen Frauen bestehenden Sekte ab: Quentin Tarantino nahm in seinem revisionistischen „Once Upon A Time... in Hollywood“ zuletzt stellvertretend für die ermordete Schauspielerin Sharon Tate Rache, während „American Psycho“-Regisseurin Mary Harron in „Charlie Says“ die Psyche von drei willfährigen Anhängerinnen in den Fokus rückte.

    Um es direkt vorwegzunehmen: Vergleichbar spannende Ansätze sind in „Die Rückkehr der Manson Family“, der übrigens kaum etwas mit der „eigentlichen“ Manson Family zu tun hat, nicht zu entdecken. Stattdessen verlässt sich Regiedebütant Remy Grillo bei seinem Horrorthriller allein auf die Starpower seines Vater: Frank Grillo hat sich mit Mega-Blockbustern („Avengers 4: Endgame“), B-Actionstreifen („Boss Level“) und Low-Budget-Gurken („A Day To Die“ an der Seite von Bruce Willis) einen Namen gemacht – aber im einfallslosen Film seines Sohnes stößt auch sein Charisma schnell an seine Grenzen.

    Frank Grillo spielt auffällig lustlos – und das, obwohl sein eigener Sohn die Regie führt.

    Weil sie immer wieder bei den Aufnahmen gestört wird, fährt die angehende Schauspielerin Tianna (Katherine Hughes) gemeinsam mit ihrem Freund Mitch (Josh Plasse) in die Wüste Kaliforniens, um dort in aller Ruhe und Abgeschiedenheit ein Casting-Video für eine Rolle in einem Film über die Manson Family aufzunehmen. Eine abgelegene Unterkunft ist im Internet schnell gefunden. Aber nach seiner Ankunft fühlt sich das Paar schnell von den Einheimischen bedroht: Ein familiärer Sektenkult um den stets adrett gekleideten Robert (Frank Grillo) treibt hier sein Unwesen – und offenbar hat der es auf Mitch, abgesehen, um ihn als als „Gefäß“ für die Wiedergeburt von Charles Manson höchstpersönlich zu verwenden...

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    Als Frank Grillo im November 2022 in der Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live!“ auftrat, brachte er dem damals noch „Man’s Son“ betitelten „Die Rückkehr der Manson Family“ äußerst zweifelhafte PR ein: Die erste Schnittfassung sei der vielleicht schlechteste Film, den er jemals gesehen hätte, flachste der MARVEL-Star über das Regiedebüt seines zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gerade einmal 25 Jahre alten Sohnes. Auch die mehrfach umgeschnittene Fassung, die nun fürs Heimkino veröffentlicht wird, ist alles andere als rund. Einige Szenen scheinen nur deshalb im Film geblieben zu sein, damit er mit einer Laufzeit von schlappen 75 Minuten zumindest gerade noch als abendfüllend durchgeht und entsprechend besser vermarktet werden kann.

    Ob das Ritual tatsächlich zur Wiederauferstehung von Charles Manson führt, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten…

    Abseits unnötiger Rückblenden oder Visionen von Tianna bleibt dabei eine Szene, die den eigentlichen Handlungsfluss stört, besonders negativ im Gedächtnis: Da steht Frank Grillo in seiner Rolle als Robert vor einem dunkelblauen Vorhang neben einer USA-Flagge mit dem Rücken zur Kamera und übt eine politische Rede ein, bevor er einen Anruf bekommt und versucht, mit dem Geist von „Charlie“ psychischen Kontakt herzustellen. Es scheint, als habe Grillo am Set einfach mal ohne explizite Regieanweisung losimprovisiert, denn ob seine Figur tatsächlich ein politisches Amt bekleidet, bleibt im weiteren Verlauf des Films vollkommen unerzählt. Der Anlass für einen später erfolgenden Polizeieinsatz mitten in der stockdüsteren kalifornischen Wüste (zufällig genau pünktlich zum vollendeten Ritual) bleibt ebenso unmotiviert. Ob eventuell sinnstiftende Szenen am Schneidetisch entfernt oder gar nicht erst gedreht wurden, kann nur spekuliert werden.

    Die erste Hälfte von „Die Rückkehr der Manson Family“ ist zumindest noch leidlich spannend, weil durchs Bild huschende Schatten ein durchaus stimmiges Bedrohungsszenario konstruieren. Sobald die Möchtegern-Manson-Familie aber erst einmal eingeführt ist, gerät der Horrorthriller – trotz seiner stark abgedunkelten Ausleuchtung– zunehmend vorhersehbar. Während die anderen Akteur*innen durch die Bank blass bleiben, fällt Frank Grillo trotz seiner lustlosen Performance zumindest optisch auf: Die orange- oder lachsfarbenen Westen, die er trägt, sorgen zumindest für einen einsamen Farbklecks im sonst eher trostlosen Genre-Einheitsbrei.

    Fazit: Remy Grillo konnte sein Regiedebüt sicherlich auch deshalb umsetzen, weil sein berühmter Vater Frank Grillo eine Hauptrolle übernommen hat. Aber ob sich der Papa noch ein zweites Mal dazu bereiterklären wird, scheint nach „Die Rückkehr der Manson Family“ mehr als fraglich.

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