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    Ein Weihnachtsfest für Teddy
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Ein Weihnachtsfest für Teddy

    "Toy Story" mit beschaulicher Adventsromantik

    Von Sidney Schering

    Advent, die Zeit strahlender Lichter sowie köstlicher Naschereien. Nicht nur für viele Kinder ist es zudem die Zeit, zu der ständig davon geträumt wird, was wohl an Weihnachten unter dem Baum liegt. Doch zwischen unschuldiger Freude über schöne Gaben und selbstsüchtiger Habgier existiert bloß ein schmaler Grat. Die Grenze hin zum Konsumterror überschreiten nicht nur hibbelige Kinder und verwöhnte Erwachsene, sondern auch so manche Weihnachtsfilme.

    Der insbesondere an Kinder gerichtete, doch in seiner bescheidenen Warmherzigkeit zweifelsfrei auch für Ältere reizvolle „Ein Weihnachtsfest für Teddy“ ist da eine Art Gegengift: Regisseurin Andrea Eckerbom versetzt uns in eine Zeit zurück, zu der noch ein ungeheuerlich knuffiger Teddy als ultimativer Weihnachtswunsch diente. Was jedoch, wenn ausgerechnet dieser Teddybär von einem Dasein als Globetrotter träumt..?

    Teddy will die große Welt entdecken.

    Weihnachten steht vor der Tür, und Plüschtier Teddy (im Original von John Brungot gesprochen, in der deutschen Synchro von Beni Weber) hat einen einzigen Wunsch: Der Losbuden-Hauptpreis möchte von einem reichen Erwachsenen gewonnen werden und mit ihm die weite Welt entdecken. Als ihn stattdessen die Achtjährige Mariann (Marte Klerck-Nilssen) ergattert, sprudelt sie vor Freude über. Er dagegen manipuliert kurzerhand das Glücksrad, damit er in der Losbude bleiben kann. Kurz danach wird er tatsächlich von einem Mann mit viel Geld gewonnen. Doch anstatt der erhofften Weltreise wartet auf Teddy ein dunkler, staubiger Schuppen, wo bereits Plüschigel Bolla ihr Dasein fristet...

    Ein kleines, verschneites Dorf in Norwegen, eine aufgeweckte junge Heldin und eine Prise Magie: Das gab es bereits vor einem Jahr zu sehen! „Ein Weihnachtsfest für Teddy“-Regisseurin Andrea Eckerbom inszenierte zuvor das Adventsmärchen „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“. Das wiederum war eine lose Fortsetzung der schon 2017 in Deutschland gestarteten Komödie „Plötzlich Santa“ des Regisseurs Terje Rangnes. Verbunden sind die drei Filme in allererster Linie dadurch, dass sie auf Geschichten des norwegischen Schriftstellers Alf Prøysen basieren.

    Da kommt Adventsstimmung auf

    Außerdem kehren mit Lars Gudmestad und Harald Rosenløw-Eeg zwei der drei Drehbuchautoren von „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“ zurück. Darin setzten Gudmestad, Rosenløw-Eeg und Eckerbom auf eine dichtere Aneinanderreihung an Humoreinlagen als nun in „Ein Weihnachtsfest für Teddy“, konstant bleibt derweil der hohe Grad an betulicher Adventsstimmung:

    Statt auf überbordenden Weihnachtsprunk legt Eckerbom großes Augenmerk auf genügsame Kleinigkeiten. Auf dem pittoresken Weihnachtsmarkt fängt sie stimmungsvoll ein, wie Weihnachtsschinken angeschnitten wird und jemand Kerzen zieht. Der von Nader Khademi gespielte Kaufmann versprüht mit seiner ruhigen Gönnerhaftigkeit ohne weiteres Aufheben großen Weihnachtssinn. Und Marianns Elternhaus ist zwar hübsch dekoriert. Jedoch wird die Feststimmung viel inniger durch ruhig ausgekostete Weihnachtstraditionen wie das gemeinsame Milchreisessen oder das gesellige Singen in schlicht-galanter Abendgarderobe transportiert.

    Mariann freut sich über den Weihnachtsmann.

    Für Lacher zwischendurch sorgen derweil Vegard Strand Eide als Marianns kleiner Bruder und die plüschige Igeldame Bolla: Während Eide einen kleinen Handlungsstrang stemmt, in dem er mit goldig-pampigem Gesichtsausdruck das Rätsel zu lösen versucht, ob Papa (Jan Gunnar Røise) womöglich der Weihnachtsmann ist, ist Bolla das größte Energiebündel des Films. Nach Teddys Ankunft im schattigen Schuppen überschüttet sie dort den eigenbrötlerisch gestimmten Kuschelbären mit Zuneigung und Tatendrang.

    Das resultiert in eine Plüschtier-Tanzsequenz, die mit ihrem Schwung und ihrer Skurrilität in diesem sonst gemütlichen Film etwas deplatziert wirkt. Gleichzeitig ist sie spitze animiert und erfüllt eine wichtige erzählerische Funktion, da sie Teddy eine Schocktherapie in Gemeinschaftlichkeit verpasst: Nach kurzer Überforderung erkennt er den Sinn hinter Zweisamkeit und beschließt, zusammen mit Bolla aus dem Schuppen zu fliehen, um Buße für seinen Losbudenbetrug zu tun.

    Sind Plüschbären nur zum Kuscheln da?

    Mariann lernt ihre Lektion indes gemächlicher: Da sie sich um ihren Hauptgewinn betrogen fühlt, versucht sie, auf eigene Faust an Teddy zu gelangen. Dabei kommt es zu einem Missgeschick, dessen Konsequenzen von Eckerbom behutsam, zugleich kindgerecht-betrüblich in Szene gesetzt werden. Schimpftiraden bleiben aus, stattdessen konzentriert sich die Regisseurin in wortarmen Szenen auf enttäuschte Blicke und die Mariann ins Gesicht geschriebenen Schuldgefühle ob ihres in Geschenkgier getätigten Fauxpas. Das allein genügt, um die Achtjährige dazu zu bringen, sich selbstständig eine gutherzige Lösung einfallen zu lassen.

    Ein kleiner Schwachpunkt von „Ein Weihnachtsfest für Teddy“ ist indes, dass die 78 Minuten lange Geschichte so zurückhaltend erzählt wird, dass sie sich allzu leicht gegen den Strich bürsten lässt: Erzählerisch bestehen Parallelen zwischen Mariann und Teddy, da beide für ihre Wünsche Grenzen überschreiten und dies wieder gutmachen müssen. Aber während Mariann beigebracht bekommt, sich im Kern treu bleiben zu dürfen und lediglich ihre Übersprungshandlungen zu überdenken, wird Teddys Fernweh konsequent kritisiert: Plüschbären sind zum Kuscheln da, sonst nichts!

    Teddy und Bolla brechen zum gemeinsamen Abenteuer auf.

    So betrachtet zieht „Ein Weihnachtsfest für Teddy“ seine Anti-Konsumbotschaft nicht ganz konsequent durch und vermittelt nebenbei die Lektion, dass man sich seinem Schicksal fügen sollte. Selbstredend sind das nicht die Lehren, die man aus diesem Weihnachtsmärchen ziehen sollte. Trotzdem hätte es davon profitiert, wären Gudmestad und Rosenløw-Eeg mit derselben Besonnenheit und dem gleichen Einfühlungsvermögen an ihre kuschelige Spielzeug-Hauptfigur herangetreten wie an ihre menschliche Heldin.

    Als familiengerechte, warmherzige Lektion über das Tragen von Verantwortung und das Besinnen auf das Wesentliche funktioniert „Ein Weihnachtsfest für Teddy“ dennoch – und als filmgewordene Vorfreude auf den nächsten Besuch eines urig-gemütlichen, traditionellen Wintermarkts sogar richtig gut!

    Fazit: Ein süß-freundliches Adventsmärchen, erzählt in einer locker-zügigen Laufzeit mit liebenswert animierten, lebenden Spielzeugen und einer sympathisch-besonnenen Familie, deren Weihnachtsfeierlichkeiten man sich glatt anschließen will: „Ein Weihnachtsfest für Teddy“ ist kurzweilig-schöne Familienunterhaltung mit kleineren Schönheitsfehlern.

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