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    Haus der 1000 Leichen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Haus der 1000 Leichen
    Von Carsten Baumgardt

    Rob Zombie ist eine Art pervertiertes Multitalent. Der Sänger der Heavy-Schock-Band White Zombie wagt sich nun auch an sein Kinodebüt, das wenig überraschend, ein lupenreiner Splatter-Film geworden ist. In „Haus der 1000 Leichen“ lässt Zombie zwar durchaus kreative Qualitäten erkennen, bleibt bei seinem Low-Budget-Film allerdings zu chaotisch, um auf die volle Distanz überzeugen zu können.

    Zwei junge Paare (Chris Hardwick, Erin Daniels, Jennifer Jostyn, Rainn Wilson) reisen auf der Suche nach dem ultimativen Kick durch das amerikanische Hinterland, um der Legende vom Serienkiller Dr. Satan auf die Spur zu kommen. In einer gottverlassenen Kleinstadt treffen sie auf den geheimnisvollen Captain Spaulding (Sig Haig), der den Teenagern auf einer Geisterbahnfahrt durch sein bizarres Kuriositätenkabinett der Grausamkeiten allerhand über Dr. Satan erzählt. Wegen einer Autopanne auf ihrer Weiterfahrt suchen sie Hilfe in einem nahegelegenen Haus. Dort treffen sie auf eine Familie (Karen Black, Sheri Moon, Matthew McGrory), die sich noch während des gemeinsamen Halloween-Mitternachtsgelages als ein mordlustiger Psychopathen-Clan entpuppt. Die Teenager erleben brutal und erbarmunglos die Hölle auf Erden...

    Tobe Hoopers Terror-Klassiker „Texas Chainsaw Massacre“ ist wieder in aller Munde. Neben dem Hollywood-Remake von Marcus Nispel nimmt auch der Slasher „Wrong Turn“ sich das Kettensägenmassaker als Leitbild. In eine ähnliche Richtung geht auch Rob Zombies Regie-Debüt „Haus der 1000 Leichen“. Doch fährt der Regisseur, Autor und Musiker (schrieb auch den Score zum Film) hier weit schwerere Geschütze in Sachen Geschmacklosigkeit auf. Er zelebriert Sadismus, Verstümmelungen und herzhaften Kanibalismus in Reinkultur. Sein wüstes Massaker geht dabei sehr sparsam mit Ironie um, was einerseits lobenswert ist, um seine Vorbilder nicht zu verraten, aber andererseits nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Um an „Haus der 1000 Leichen“ seinen Spaß zu haben, muss der Zuschauer schon resistent gegen Leinwand-Brutalität sein, sonst ist das Gebotene nur schwer erträglich. Die Torturen, die Zombie seinen Protagonisten unterzieht, werden regelrecht abgefeiert. Wenigstens zeigt er dabei ein irrwitziges, krankes Potenzial und entpuppt sich keinesfalls als Stümper. Mal schneidet er grobkörnige Schwarz-Weiß-Bilder stakkatoartigen zwischen seine Sequenzen, dann arrangiert in Anlehnung an Kuriositätenkabinette früher Jahrmärkte einen wahren Gruselmikrokosmos, der durch effektive Masken und reichlich abgetrennte Gliedmaßen auffällt.

    Das Szenario, das Zombie entwirft, ist konsequent düster, an Blut wird nicht gespart. Die Schockszenen reizt er bis zum allerletzten aus, um die größtmögliche Wirkung zu erzählen. Er spielt dabei mit den Urängsten der Menschen. Besucher mit empfindlichen Mägen werden an „Haus der 1000 Leichen“ schwer zu schlucken haben. Trotz einer gewissen Fertigkeit, die Zombie an den Tag legt, ist die Story nicht griffig genug geraten, die Charaktere dringen nicht zum Zuschauer durch, der Nachgeschmack einer inszenierten Freak Show bleibt. Von der Schar der Schauspieler wird in einem Film wie „Haus der 1000 Leichen“ natürlich wenig bis nichts erwartet. Immerhin sind die beiden B-Movie-Ikonen Karen Black und Sig Haig mit von der Partie. Ansonsten erfüllt der Cast seinen Zweck. Quälen und gequält werden. In den USA konnte der Film immerhin 13 Millionen Dollar einspielen, was im Vergleich zu den sehr geringen Produktionskosten schon als richtiger Erfolg zu werten ist. In seiner Personality-Show geht Zombie seinen Weg konsequent, was den Film aber dennoch nicht für jeden erträglicher macht. So werden Hardcore-Splatterfans durchaus Vergnügen an „Haus der 1000 Leichen“ finden. Genre-Unkundigen sei von einem Kinobesuch abgeraten.

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