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    Ladykillers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Ladykillers
    Von Gregor Torinus

    Alexander Mackendricks Komödie um eine Gangsterbande, die sich zur Planung ihres nächsten Coups bei einer alten Dame einquartiert, besticht durch ihren feinen schwarzen britischen Humor und durch ein fabelhaft aufspielendes Schauspielerensemble. Darüber hinaus glänzt die Inszenierung mit Situationskomik, Wortwitz und einem ausgesprochen guten Gefühl für das Timing – kein Wunder also, dass die Coens sich 2004 an einem amerikanischen Remake mit Tom Hanks und, jawohl, dem quirligen Marlon Wayans versuchten.

    Die ebenso nette wie schrullige Mrs. Wilberforce (Katie Johnson) bewohnt zusammen mit ein paar Papageien ein kleines Haus in London. Eines Tages mietet sich Professor Marcus (Alec Guinness) im Obergeschoss ihres Domizils ein. Er erzählt der alten Dame, dass er Musiker sei und regelmäßig zusammen mit den anderen vier Mitgliedern seines Streichquintetts bei sich üben wolle. Mrs. Wilberforce ist entzückt, als am nächsten Tag tatsächlich vier Herren mit Geigenkoffern vor der Tür stehen. Es handelt sich um Major Courtney (Cecil Parker), Mr. Robinson (Peter Sellers), Mr. Harvey (Herbert Lom) und Mr. Lawson (Danny Green). Doch die Streichmusik, die aus Professor Marcus´ Zimmer dringt, kommt von einer Schallplatte. In Wahrheit sind die fünf Männer Gangster, die in der Wohnung den Überfall auf einen Geldtransporter planen. Doch dann kommt Mrs. Wilberforce den Ganoven auf die Spur und für Professor Marcus ist klar, dass die alte Dame aus dem Weg geräumt werden muss. Aber inzwischen hat die ganze Bande die schrullige Lady doch so ins Herz geschlossen...

    „Ladykillers" ist eine wahre Perle des britischen Humors. Der Film bezieht seinen besonderen Reiz aus der Gegenüberstellung der betulichen Welt von Mrs. Wilberforce und dem kriminellen Treiben in ihrem Dachgeschoss. Die betagte Lady taucht dank einer Mischung aus Einsamkeit, Neugierde und Gutmütigkeit regelmäßig bei den vermeintlichen Musikern auf – sei es, um diesen Tee anzubieten oder die Herren. darum zu bitten, ihren Papagei „Admiral Nelson" festzuhalten, damit sie ihm seine Medizin verabreichen kann. Ihr gegenübergestellt ist der von Alec Guinness verkörperte Professor Marcus, der mit seiner diabolischen Ausstrahlung und seinem hässlichen Gebiss direkt einem Gruselfilm aus der Zeit des deutschen Expressionismus entsprungen zu sein scheint. Bereits das reine Aufeinandertreffen dieser beiden Charaktere und das gleichzeitige Bemühen des Professors, unbedingt den Schein wahren zu wollen, sind ebenso amüsant wie grotesk.

    Doch auch jedes einzelne Mitglied des „Streichquartetts" bringt seine eigenen skurrilen Charakterzüge ein, wodurch im Zusammenspiel untereinander und mit Mrs. Wilberforce immer wieder schreiend komische Situationen entstehen. Diese werden jedoch niemals plakativ ausgewalzt, sondern mit echtem britischen Understatement jederzeit knochentrocken serviert. Selbst als allmählich reihenweise die Toten in die am Hause vorbeifahrenden Güterwagons hineinzufallen beginnen, wird dies mit einer lakonischen Beiläufigkeit präsentiert. Die zwischen kleinbürgerlicher Spießigkeit und grotesker Absurdität pendelnde Stimmung des Films wird durch eine zweckdienlich zurückhaltende Inszenierung unterstützt. Was nicht heißen soll, dass Alexander Mackendrick kein Auge für schöne Bilder gehabt hätte: Gerade die große Sorgfalt bei der Farbgestaltung zeugt davon, dass „Ladykillers" auch auf visueller Ebene so einfallsreich wie präzise gestaltet ist. Die Fülle an geballtem schauspielerischen Esprit und Talent in Verbindung mit dem speziell britisch-lässigen Understatement machen aus dem Film eine ebenso vergnügliche wie – und alleine das ist angesichts des Themas ja schon eine Leistung – sympathische Angelegenheit.

    Fazit: Aus der Nüchternheit, mit der die hervorragend gespielten Hauptfiguren ihren skurril-kriminellen Alltagssituationen begegnen, schlägt „Ladykillers" gleißend helle komödiantische Funken und ist damit zurecht zu einem Filmklassiker des schwarzen Humors geworden.

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