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    Blue Crush
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Blue Crush
    Von Carsten Baumgardt

    Was macht ein gewiefter Regisseur, wenn er eine Story hat, die eigentlich nicht interessiert? Richtig, er packt das Drumherum in hochglänzende Bilder und übertüncht damit die Defizite seiner Handlung. John Stockwell ging es jedenfalls in dieser Art an. Sein Surfer-Drama „Blue Crush“ besticht durch atemberaubende Sport- und Landschaftsaufnahmen, präsentiert auf der Handlungsebene aber nur Altbekanntes und Klischeehaftes.

    Die junge, talentierte Surferin Anne Marie (Kate Bosworth) träumt auf Hawaii von einer Karriere als Profi. Mit ihren besten Freundinnen Eden (Michelle Rodriguez) und Lena (Sanoe Lake) schlägt sie sich im Ferienparadies als Zimmermädchen in einem Luxushotel durch. Doch anstatt sich auf das Pipe Masters, den wichtigsten Wettkampf des Jahres, vorzubereiten, verliert Anne Marie, die sich nebenbei auch noch um ihre 14-jährige Schwester Penny (Mika Boorem) kümmern muss, nicht nur ihren Job. Sie verliebt sich in den NFL-Quarterback Matt (Matthew Davis) und wird bei der Vorbereitung auf den Wettbewerb gestört. Anne Maries Unsicherheit nimmt immer mehr zu, sie hat einen Surfunfall, der sie beinahe das Leben gekostet hätte, noch nicht verdrängt und überlegt, das Turnier sausen zu lassen…

    Der größte Trumpf, den Regisseur John Stockwell („Verrückt/Schön“) auffahren kann, sind die phantastischen, begeisternden Surfaufnahmen, die auch in Klassikern wie „Endless Summer“ oder „Tag der Entscheidung“ („Big Wednesday“) noch nicht besser zu sehen waren. Gedreht am berüchtigten North Shore auf der hawaiianischen Insel Oahu, fand das Team dort optimale Bedingungen vor. Spektakulär türmen sich die so genannten Pipes, monströse Riesenwellen, auf, um mit großem Getöse in der Brandung zu zerschellen. Passend dazu lässt Stockwell seine durchtrainierte, attraktive Mädchen-Riege zumeist in knappsten Bikinis durch die tosenden Wellen reiten oder am Strand flanieren. In regelmäßigen Abständen durchbrechen Musikcollagen (von Bananaramas’ „Cruel Summer“ bis P.O.D.’s „Youth Of The Nation“) à la „Baywatch“ die Handlung.

    Die bildhübsche Hauptdarstellerin Kate Bosworth, die zwar eine exzellente Reiterin ist und somit an ihre Debütrolle in Robert Redfords „Der Pferdeflüsterer“ kam, musste zwar erst für „Blue Crush“ surfen lernen, macht auf dem Board dennoch eine hervorragende Figur. Wer allerdings etwas genauer hinsieht, erkennt, dass sie nicht alle Surfstunts selbst ausgeführt hat. Trotzdem bringt die 19-Jährige, die auch in „Gegen jede Regel“ zu sehen war, die nötige Ausstrahlung mit, den Film zu tragen. Der Rest der Besetzung glänzt weniger durch starke Schauspielleistung als durch optische Präsenz. Michelle Rodriguez , die in „Girlfight“ begeisterte, muss sich nach „The Fast And The Furious" und „Resident Evil" erneut unter Wert verkaufen. Surfprofi Sanoe Lake, die zum ersten Mal vor der Kamera stand, ergeht es nicht besser. Sie muss eigentlich nur herumstehen und gut aussehen. Matthew Davis („Natürlich blond", „Pearl Harbor") hinterlässt als männlicher Love Interest zwar einen passablen Eindruck, ist von der Statur her als Star-Quarterback allerdings nicht wirklich glaubhaft.

    Die Geschichte, die den Thrill des Extremsports mit Themen wie Selbstfindung, Liebe und Freundschaft mischt, richtet sich direkt an das weibliche Teenie-Publikum, während die männliche Fraktion sich an den Schauwerten und den starken Surfbildern erfreuen wird. Somit findet Stockwell einen ordentlichen Zielgruppenkompromiss. Die Story an sich ist belanglos und kommt um so manches Klischees nicht herum. Die Surfszenen machen schließlich nur rund 40 der 104 Minuten aus. Der Rest muss mit Dialogen gefüllt werden. Hätte Stockwell, der das Drehbuch zusammen mit Lizzy Weiss nach dem Magazin-Artikel „Surf Girls on Maui“ von Susan Orlean schrieb, ein wenig mehr Sorgfalt auf ein ausgefeiltes Script gelegt, wäre aus „Blue Crush“ ein echter, kurzweiliger Sommerhit geworden. Das gelingt nicht ganz, aber Langeweile kommt nun auch nicht auf, denn immer, wenn dies zu befürchten steht, flimmern die nächsten ästhetischen Bilder über die Leinwand und lassen den geneigten Betrachter bereitwillig über die simple, vorhersehbare Handlung hinwegsehen.

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