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    Der Partyschreck
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Der Partyschreck
    Von René Malgo

    Die Idee zum „Der Partyschreck“ reifte während den Jahren nach „Frühstück bei Tiffany“. Mehr als einmal kam es Regisseur Blake Edwards zu Ohren, wie sehr zahlreiche Zuschauer von der komischen Dinnerparty in jenem Film angetan seien. So entstand die Idee, einen Film einzig und allein über eine Party, in der alles außer Rand und Band gerät, zu drehen. 1968 setzte Blake Edwards dieses Vorhaben in die Tat um und kreierte nach Meinung vieler eine der besten Komödien überhaupt.

    Nachdem der indische Nebendarsteller Hrundi V. Bakshi (Peter Sellers) beim Dreh eines Monumentalfilms mal wieder für Chaos gesorgt hat, feuert ihn der Regisseur (Herbert Ellis) wutentbrannt. Auf einen Anruf hin notiert sich Produzent Geoffrey Clutterbuck (Stephen Liss) Bakshis Namen, in der Absicht, ihn auf die schwarze Liste zu setzen. Stattdessen aber landet der Name irrtümlich auf der Einladungsliste für eine Party in seiner Villa. Schon kurz nachdem Hrundi V. Bakshi auf der Party erschienen ist, macht sich seine Anwesenheit durch immer chaotischer werdende Umstände bemerkbar. Unter der tatkräftigen Unterstützung des zunehmend betrunkener werdenden Dieners Levinson (Steve Franken) wird die unfreiwillige Zerstörung der Party und der Nobelvilla eingeläutet…

    Auf die Frage, welches seine Lieblingsfilmrolle sei, antwortet Peter Sellers in einem Interview: Hrundi V. Bakshi aus „Der Partyschreck“. Bekanntheit hat er allerdings vor allem durch seinen Inspektor Clouseau aus den „Der rosarote Panther“-Filmen erlangt. Doch schon zuvor, in seiner ersten Hollywoodrolle, hat Peter Sellers sein geniales Talent als tollpatschiger Inder unter Beweis stellen können. Wenn er sich anschickt, mit liebenswürdiger Tollpatschigkeit eine Nobelvilla abzubrechen, bleibt kein Auge trocken. Voller Hingabe geht Peter Sellers in seiner Rolle auf und kombiniert in einer grandiosen Performance pointierten, lediglich nach außen hin naiven Wortwitz mit perfekt choreographiertem Slapstick. Ihm gehört die Szenerie.

    Claudine Longet spielt Michele Monet, ein Starlet, das liebend gerne eine berühmte Sängerin wäre. Zwischen ihr und Bakshi sprühen dank der stimmigen Chemie die Funken. Als singendes Starlet darf sie auch einen Song für die Partygesellschaft zum Besten geben: Eine Ballade, genannt „Nothing to Lose“, komponiert von Henry Mancini und Don Black. Während sie ihr wohlklingendes Liedchen vor sich hinträllert, kämpft Hrundi V. Bakshi alias Peter Sellers mit einem äußerst menschlichen und stets dringender werdenden Bedürfnis. Doch die Toiletten sind zum einen ständig besetzt, zum anderen möchte er seiner neu gewonnenen Flamme beim Singen auch gerne zuhören. Auf diese Weise lenkt er aber die Aufmerksamkeit der gesamten Partygesellschaft auf sich. Insbesondere aber die des Zuschauers. Eine grandios alberne Szene, die nach Meinung Mancinis seinem mühsam komponierten Lied nicht gerade zu Gute kommt. Worüber er am Set während jenes Szenendrehs rumnörgelte.

    Die überragende Präsenz Peter Sellers' kann von allen Darstellern am ehesten Steve Franken trotzen. Auf seinen betrunkenen Diener Levinson gehen einige der witzigsten Szenen des Films. In Sachen akzentuierter Slapstick steht er Peter Sellers in nichts nach und zusammen bescheren sie dem Betrachter Humor auf allerhöchstem Niveau. „Der Partyschreck“ beweist, dass es sehr wohl möglich ist, höchstwitzige Komödien frei von Sexismus, Fäkalhumor und peinlichen Plattitüden zu produzieren, während der jugendlichere Zuschauer wohlmöglich vergeblich auf den ihm bekannten Brachialhumor warten muss. Die humoristischen Einlagen von „Der Partyschreck“ werden behutsam, geradezu bedächtig aufgebaut. In ihrer Konsequenz gestalten sie sich durchaus als rasant, doch der Weg zum anarchistischen Finale erhält einen durchdachten, in sich logischen Aufbau.

    Co-Star des Films neben Peter Sellers ist nicht die nette, aber etwas blass bleibende Claudine Monet, sondern das verschwenderisch ausgestattete Haus. Das bonbonfarbene Set enthält allen technischen Schnickschnack, der in den 60ern hip und modern war. Der von einer ausfahrbaren Tanzfläche verdeckte Pool ist die beste Voraussetzung für den Abbruch des 200.000 Dollar teuren Sets. Eine für damalige Verhältnisse sündhaft hohe Summe. Es ist köstlich anzuschauen, wie Peter Sellers unter dem Deckmantel der Ungeschicklichkeit alles genussvoll dem Erdboden gleich macht.

    Die sich ruhig entwickelnde Komödie gipfelt in einem irrsinnigen Finale, dessen Zerstörungswut der eines „Laurel & Hardy“-Films in nichts nachsteht. „Der Partyschreck“ auf eine reine Slapstickkomödie zu reduzieren, würde dem Film nicht gerecht. Vielmehr ist Blake Edwards eine bissige, teils gar ätzende Satire auf Hollywood und dessen High Society gelungen. Es verwundert daher nicht, dass der Film seinerzeit nicht allzu viel Anklang fand. Mit hintergründiger Ironie werden Hollywood und seine Paradevertreter auf die Schippe genommen und parodiert.

    Mittlerweile ist „Der Partyschreck“ zum Klassiker avanciert. Peter Sellers in einer seiner Paraderollen, Henry Mancinis beschwingende Musik, die Regiekunst des Blake Edwards und das pointierte Drehbuch ergeben eine ausgezeichnete Komödie. Eine Slapstick-Satire, die allerdings und unbedingt im Original-Ton angeschaut werden sollte, schon wegen Peter Sellers einzigerartiger Interpretation eines indischen Dialekts.

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