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    Kops
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Kops
    Von Jürgen Armbruster

    Was passiert, wenn ein junger, frisch von der Filmhochschule abgegangener Regisseur einen Low-Budget-Film dreht, in dem sein großer Bruder die Hauptrolle übernimmt? Kitsch? Trash? Eine peinliches Debakel, das keinen interessiert? Könnte man meinen, doch Josef Fares erschuf mit seiner herrlich schrägen Polizeikomödie „Kops“ unter eben jenen Umständen mit seinen gerade mal 23 Lenzen den ist seiner Heimat Schweden erfolgreichsten Film aller Zeiten.

    Die Polizisten Jakob (Fares Fares), Benny (Torkel Petersson) und das Ehepaar Lasse (Göran Ragnerstam) und Agneta (Sissela Kyle) haben ein lockeres Leben. Sie sind in einem derart verschlafenen Provinzstädtchen stationiert, dass eine Kuh, die sich auf den örtlichen Marktplatz verirrt hat, einen Polizeigroßeinsatz nach sich zieht. Verbrechen? Fehlanzeige! Dies bleibt auch den staatlichen Behörden nicht verborgen und im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen soll die Polizeistation binnen drei Monaten geschlossen werden. Überbringer dieser schlechten Nachricht ist ironischer Weise die hübsche Jessica (Eva Röse), mit der sich Jakob noch einen Tag zuvor bei einem Blind Date bestens verstanden hat.

    Selbstredend sind unsere Polizisten mit der neuen Situation alles andere als zufrieden. Um seine aufgestaute Wut abzulassen, demoliert Jakob kurzerhand einen armen, wehrlosen Mülleimer. Aus dieser Aktion heraus wird ein waghalsiger Plan ausgeklügelt: Die Statistik soll durch fingierte Verbrechen aufgemotzt werden. Hierzu wird kurzerhand der örtliche Trunkenbold zum Ladendiebstahl angestiftet, eine Imbissbude in die Luft gesprengt und im Nahe gelegenen Wald ein Schusswechsel zwischen Gesetzeshütern und einer imaginären Gang inszeniert. Schade nur, dass Jessica alles andere als auf den Kopf gefallen ist und beginnt Nachforschungen über die kuriosen Vorkommnisse anzustellen.

    „Kops“ ist mit seinen gerade mal 90 Minuten zugegebener Maßen ein recht kurz bemessenes Vergnügen, doch in dieser Zeit bleibt dann auch kein Auge trocken. Dies ist auf eine ganze Reihe verschiedener Faktoren und erfrischenden Ideen zurück zu führen. An erster Stelle wären hier die bereits erwähnten „Verbrechen“ zu nennen. Wenn Jakob und Lasse ihren Stammimbiss in die Luft gesprengt haben und sich anschließend völlig demoralisiert die Frage stellen, wo sie am nächsten Tag ihr Mittagessen zu sich nehmen sollen, ist das einfach lustig. Die eingebettete Situationskomik ist phasenweise auf eine staubtrockene Art und Weise zum Brüllen. Wenn Agneta versucht, ein ernsthaftes Gespräch mit Benny über ihre „Hängetitten“ zu beginnen und dieser ihr entgegnet, dass ihre Brüste allenfalls ein wenig Richtung Boden zeigen, werden sich große Teile des Publikums vor Lachen in den Kinosesseln krümmen. Wenn dann noch herrlich schräge Parodien zu „Matrix“ und Konsorten hinzukommen, hat der Komödienfreund eigentlich alles, was er sich wünschen kann.

    Was jetzt folgt ist etwas, dass der Autor dieser Zeilen nie für möglich gehalten hätte. Eine weitere Stärke von „Kops“ sind – Achtung! – die schablonenhafte Charaktere. Das sich ständig zankende Ehepärchen Lasse und Agneta sind genau sowenig originell wie Jakobs immerwährende Suche nach dem heiligen Gral, bzw. einer Lebensabschnittsgefährtin. In „Kops“ funktioniert diese Kombination allerdings auf eine schräge, aberwitzige Art und Weise blendend. Verantwortlich hierfür sind vor allem die kleinen und großen Macken der einzelnen Figuren. Selbst nach dem zehnten Mal ist es immer lustig, Jakob beim Verlassen seines Autos zu beobachten. Die Krönung des Ganzen ist allerdings Benny. Er scheint direkt einer Clint-Eastwood-Persiflage entsprungen zu sein. Seine englischen Fluch-Anfälle („Freeze, Motherfucker!“) sind einfach herrlich. Dass leichte homosexuelle Tendenzen bei ihm nicht zu verkennen sind, ist lediglich das Tüpfelchen auf dem „i“.

    Es lässt sich allerdings auch nicht verleugnen, dass Josepf Fares hin und wieder einen kleinen Bogen schlägt, um den nächsten Volltreffer landen zu können. Langweile kommt dabei nicht wirklich auf, doch um zum erlauchten Kreis jener Filme vorzustoßen, die mit einem Filmstarts-Award ausgezeichnet wurden, hätten jene Sequenzen vermieden werden müssen. Trotzdem muss man zweifelsohne anerkennen, dass auch 23jährige Schulabgänger zu ganz Großen in der Lage sind. Man mag es kaum glauben, doch die schwedische Billigproduktion „Kops“ ist mit dem fast lächerlich anmutenden Budget von knapp 2,4 Millionen tatsächlich DIE Komödie des bisherigen Kinojahres. Originell, spannend, voll gestopft mit zündenden, erfrischenden Ideen. Ein Schlag ins Gesicht für Hollywoods ausgeklügelte Filmmaschinerie. Komödien-Freunde dürfen sich diesen Film keinesfalls durch die Finger rutschen lassen. Unbedingt empfehlenswert!

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