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    Der rosarote Panther
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Der rosarote Panther
    Von Nicole Kühn

    „Der rosarote Panther“ ist zurück – und steht in seiner unbeirrbaren Tollpatschigkeit dem Original in nichts nach. Der Plot ist hinlänglich bekannt: um sich bei der Lösung eines prestigeträchtigen Falls selbst den goldenen Lorbeerkranz aufs Haupt setzen zu können, sucht Oberinspektor Dreyfus einen Untersuchungsbeamten, der den Fall garantiert absolut versemmelt. Was liegt da näher, als den für seine kriminalistischen Totalausfälle bekannten Inspektor Couseau in die Hauptstadt zu zitieren? Kaum schwer zu erraten, dass damit das Chaos seinen unaufhaltbaren Lauf nimmt.

    Soeben hat der berühmte Fußballtrainer Yves Gluant das Team Frankreichs zu einem glorreichen Sieg über die Chinesische Mannschaft geführt und aalt sich gemeinsam mit seiner Flamme, dem internationalen Popstar Xania (Beyoncé Knowles, Austin Powers in Goldstaender) in der frenetisch feiernden Menge, da ereilt ihn ein grausames Schicksal in Form eines tödlichen Giftpfeils. Er verliert jedoch nicht nur sein Leben, sondern auch einen unschätzbaren Diamantring, den „Pink Panther“. Der Fall wird schnell zum Medienereignis, so dass der Erfolgsdruck auf den ermittelnden Inspektor Dreyfus (Kevin Kline, Wild Wild West) enorm ist. Andererseits wittert er bei der Lösung des Falls endlich die Verleihung einer Ehrenmedaille – zu oft schon wurde sie ihm kurz vor dem Ziel durch andere Kandidaten vor der Nase weggeschnappt, als dass er dieses Mal auch nur das geringste Risiko eingehen will.

    Die geniale Lösung hat er schnell gefunden. Statt offiziell selbst zu ermitteln und dabei Fehler machen zu können, zitiert er den übereifrigen Inspektor Clouseau (Steve Martin, L.A. Story) aus der Provinz in die Hauptstadt. Der mit sträflicher Dummheit im Übermaß Gesegnete soll nach außen hin seinen angeborenen Dilletantismus ungebremst ausleben, damit Dreyfus selbst überraschend als Retter in der Not auftrumpfen kann. Um die Kontrolle zu behalten, stellt er ihm den stoischen Polizisten Ponton (herrlich mit seinem Image spielend: Jean Reno, Ruby und Quentin) zur Seite, der die Eskapaden und abenteuerlichen Fahndungsmethoden Clouseaus mit unerschütterlicher Gelassenheit nimmt. Selbstverständlich hat Clouseau auch eine Sekretärin (Emily Mortimer, Lieber Frankie), die sich als nicht einmal halb so naiv erweist, wie sie zunächst wirkt.

    Trotz seiner beiden normal tickenden Mitstreiter tritt Clouseau aber in jedes Fettnäpfchen, das sich in Reichweite befindet und stellt hanebüchene Thesen auf. Nicht nur die verführerische Xania verhält sich geheimnisvoll und wird damit verdächtig, auch die chinesische Mafia und Funktionäre des Fußballclubs geraten in sein Visier. Ohne jede Taktik verfolgt Clouseau seine Opfer durch Paris und sogar bis nach New York. Nebenbei bringt er Dreyfus mit ungeschickten Aktionen um den Verstand. Strategische Spiele stehen beim Rennen um die Lösung des Falls gegen integre Tölpelhaftigkeit.

    Das amerikanische Produktionsteam transportiert die Grundidee der legendären Clouseau-Filme in aktuelle Zusammenhänge. Der Profi-Sport wird als knallhartes Geschäft und die Staatsdiener als publicitygeile Heuchler entlarvt. Das geschieht jedoch nur beiläufig, im Mittelpunkt steht eindeutig der Lacher um jeden Preis. An manchen Stellen funktioniert das prima, an anderen wirkt es zu bemüht. Darin bleibt die Neuauflage ihrem Vorbild treu. Mit Steve Martin und Kevin Kline übernehmen Darsteller die Hauptrollen, von denen man auch kaum etwas anderes erwarten kann. Vor allem Steve Martin ist abonniert auf den Schenkelklopferhumor, den er gut beherrscht – mehr aber auch nicht. Weitaus amüsanter ist es, Jean Reno dabei zuzusehen, wie er ohne jegliche Belehrung diesen Komiker erträgt und sich sogar als loyaler Partner für ihn erweist. Seine Komik bezieht er gerade daraus, dass er in keiner Weise vorgibt, komisch zu sein, während Steve Martin dies geradezu auf die Stirn geschrieben steht. Die Wiederholung einzelner Szenen aus den „Nackte Kanonen“-Filmen kann man als Selbstironie auffassen – oder wohl eher als Einfallslosigkeit. Immerhin hat Martin auch am Drehbuch mitgebastelt. Beyoncé Knowles ist schauspielerisch nicht unbedingt eine Bereicherung, sie schlägt sich in ihrem Promotion-Auftritt für ihre Sangeskarriere aber immerhin ganz passabel. Ein Lichtblick ist in diesem Ensemble die zuckersüße Emily Mortimer, die nach ihrem Part in Match Point hier ihre komödiantische Seite zeigt und auch damit Eindruck schinden kann.

    Hinter dem Klamauk beweist Shawn Levy ein gutes Gefühl für Timing und dreht mal eben den Spieß der amerikanisch-französischen Hassliebe um. Im Big Apple erlebt der Franzose ungeahnte kulinarische Genüsse beim klassischen Hamburger, bevor er mit völliger Naivität den Kontrollwahn am Flughafen wach kitzelt. Wirklich tief schürfend wird er dabei freilich nicht, aber er führt gängige Denkmuster, die nicht selten instrumentalisiert werden, in ihrer Absurdität vor.

    „Der rosarote Panther“ bleibt eben auch in der neuesten, zeitgemäßen Version, was er ist: hauptsächlich Klamauk, bei dem man sich je nach Geschmack und Art des eigenen Humors gut unterhalten kann. Erfrischender wäre eine andere Besetzung gewesen, deren Interpretation vielleicht doch die eine oder andere Überraschung in den vorhersehbaren Verlauf der Story hätte bringen können. Levy verlässt sich lieber auf Bewährtes und wird damit seinen Schnitt machen.

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