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    Soul Plane
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Soul Plane
    Von Carsten Baumgardt

    24 Jahre nach dem abgefahrenen Zucker/Abrahams/Zucker-Parodie-Klassiker „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ geht Debüt-Regisseur Jessy Terrero mit seiner afroamerikanischen Version „Soul Plane“ an den Start. Leider unterbietet der Clipfilmer im Tiefflug sämtliche Geschmacksgrenzen und bringt seinen Film zum Totalabsturz. Vielleicht ist das niveaufreie Klischee-Potpori mit einem Six-Pack Bier erträglich, wer aber darauf verzichtet, wird es schwer haben, an „Soul Plane“ seine Freude zu haben.

    Ein tragischer Unfall macht Nashawn Wade (Kevin Hart) zum Muli-Millionär. Auf einem Flug saugt er sich aus Versehen an der Toilettenschüssel fest und muss anschließend mit lädiertem Hintern ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dazu fliegt auch noch sein geliebter Hund aus der Maschine und wird in der Turbine püriert. Ein Gericht spricht Nashawn 100 Millionen Dollar Schmerzensgeld zu. Er will das Geld aber nicht sinnlos verprassen und gründet seine eigene Fluglinie NWA (Nashawn Wade Airline). Auf dem Jungfernflug von Los Angeles nach New York geht so einiges schief. Der Pilot Mack (Snoop Dogg) hat Höhenangst und ist ständig bekifft und auch bei den Passagieren gibt es Ärger. Familienvater Hunkee (Tom Arnold) tanzen die Kinder Heather (Arielle Kebbel) und Billy (Ryan Pinkston) auf der Nase herum und seine Geliebte Barbara (Missi Pyle) interessiert sich nur für den gut gebauten schwarzen Sitznachbarn...

    Bisher tat sich Regisseur Jessy Terrero als Videoclipfilmer hervor. So ist der Sprung auf die große Kinoleinwand keine Überraschung. Seine Wurzeln lässt er auch in einer der wenigen guten Szenen seiner Komödie „Soul Plane“ anklingen. Das obligatorische Sicherheitsvideo, das an Bord des NWA-Fliegers eingespielt wird, ist eine nette Parodie auf das Destiny’s-Child-Video „Survivor“. Ansonsten sind die gelungenen Gags in dieser verunglückten Gross-Out-Comedy an einer Hand abzuzählen. Mehr Klischees als „Soul Plane“ bietet, passen wohl in keinen Film. Die politische Unkorrektheit, die normalerweise sympathisch ist, ruft aber nur ein permanentes Gähnen hervor. Witze gegen Schwarze, Weiße, Araber, Schwule, Behinderte etc. werden gerecht verteilt, haben aber einen Bart wie das Osama-Lookalike, welches die Passagiere in Panik versetzt.

    Dabei suhlt sich das „Soul Plane“-Personal mit Inbrunst im Fäkalhumor. Wenn der bedauernswerte Tom Arnold („Born 2 Die“, „Exit Wounds“) die Schüssel der Flugzeugtoilette mit laut krachenden Geräuschen sprengen muss, ist er als Schauspieler nur zu bedauern, dass er sich zu so etwas herablassen muss. Aber Regisseur Terrero kennt keine Gnade. Zuvor durfte bereits Co-Hauptdarsteller Kevin Hart („Scary Movie 3“, „...und dann kam Polly“) seinen (auch noch unwitzigen) Kampf mit dem Lokus austragen. Der hyperaktive Hart nervt mit seiner Zappeligkeit und kann keine Akzente setzen. Der Betrachter ist vielmehr froh, wenn er im Mittelteil des Films nur die zweite Geige spielt und weniger zu sehen ist als zu Beginn. Tom Arnold hinterlässt als gestresstes Familienoberhaupt noch den besten Eindruck, kann aber auch nichts mehr retten.

    Bei dem Hauch von Story, den die Autoren Bo Zenga und Chuck Wilson präsentieren, sind sie auch noch inkonsequent. Die Subplots um Nashawns Liebesgeschichte und Hunkees Befreiung aus der Sinnkrise passen nicht zum übrigen Schwachsinn, der in der restlichen Zeit zelebriert wird. Wenn schon sinnfrei, dann bitte ohne Kompromisse. Dass der Pilot und sein Kompagnon irgendwann ausfallen und ein Laie den Flieger landen muss, daran dürfte niemand zweifeln, da auch sonst nichts ausgelassen wird, was schon Tausend Mal zu sehen war. Lediglich in kleinen Details kann „Soul Plane“ ein wenig an Boden gut machen. Das Flugzeug ist wie ein Zuhälter-Straßenkreuzer aufgemacht und bockt wie ein entsprechendes Mobil. Neben der First Class und der Business Class gibt es noch die Low Class, die einem heruntergekommen Linienbus gleicht - inklusive Haltegriffe für die Stehplatzkunden. Auch der Cameoauftritt von Basketballstar Karl „Mailman“ Malone kann für einen kleinen Schmunzler sorgen. Doch das reicht nicht, um „Soul Plane“ vor dem Absturz zu bewahren. Der offen angesprochene Rassengegensatz zündet als Gagthema auch nicht richtig. Die Mitglieder der Hunkee-Familie sind die einzigen weißen Passagiere unter Schwarzen. Außer der Tatsache, dass sich Vater Hunkees Geliebte für das exorbitante Gemächt ihres Reihennachbars interessiert, fällt Terrero nicht viel ein.

    Wer es lustig findet, wenn einem notgeilen Blinden (John Witherspoon) einer abgeht, als er seine Finger in eine gebackene Kartoffel mit Sour Cream tunkt, obwohl er denkt, dass er seiner Sitznachbarin zwischen den Beinen herumfingert, ist in „Soul Plane“ genau richtig. Auf der Toilette will er sich die „stinky fingers“ auf Nachfrage des Toiletten-Stewards nicht waschen, sondern lieber als „Trophäe“ behalten. Wer davon peinlich berührt ist, sollte einen möglichst großen Bogen um den Film machen. Mühelos schafft es Jessy Terrero, alle Geschmacksgrenzen mit einem Handstreich zu unterbieten. Mit seinem Gag-Näschen schnüffelt der Regisseur immer Millimeter über der Grasnarbe und wird in allerlei Fäkalien fündig. Vielleicht ist der Film im Suff oder Drogenrausch zu ertragen, aber selbst die niveauresistenten US-Zuschauer konnten mit der 16-Millionen-Dollar-Produktion nichts anfangen. Mit einem Einspiel von 14 Millionen Dollar floppte die krude Vulgär-Parade.

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