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    Harold & Kumar
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Harold & Kumar
    Von Jürgen Armbruster

    Die Ankündigung einer Fortsetzungen haut heutzutage keinen mehr vom Hocker. Doch der neueste Trend, der sich am amerikanischen Filmhimmel abzeichnet, setzt dem schamlosen Treiben doch locker die Krone auf. Man nehme zwei Protagonisten aus zwei erfolgreichen Franchise-Reihen, packe beide zusammen in einen Film, garniere das Ganze mit einem Hauch von Handlung und halte das Sparbuch zum Verbuchen der fetten Gewinne bereit. Bisher fand dieses Konzept primär im Horror-Genre Anwendung. Sowohl Freddy Vs. Jason also auch Alien Vs. Predator entwickelten sich zum vollen Erfolg und sprengten weltweit die 100-Millionen-Dollar-Grenze. Grund genug, dass nun auch das Komödien-Genre nicht mehr vor dieser neuen Masche sicher ist. Vorhang auf zu „Harold Vs. Kumar“... pardon, „Harold And Kumar“, den beiden Antihelden aus American Pie und „Party Animals“.

    Harold (John Cho) ist schon eine arme Sau. Bei der Arbeit muss er immer die Aufgaben seiner nervenden Kollegen mit übernehmen, von den Rowdys aus der Umgebung wird er stets schikaniert und in seine bildhübsche Nachbarin Maria (Paula Garcés) ist er auch noch unglücklich verliebt. Seinem besten Freund und Mitbewohner Kumar (Kal Penn) geht es da schon ganz anders. Sein einziges Problem ist es, die zahlreichen Vorstellungsgespräche, die sein Vater für ihn organisiert, hinter sich zu bringen. Doch wenn sie sich allabendlich vor der Glotze versammeln, sind die Sorgen des Alltags vergessen, denn sie können ihrem liebsten Hobby frönen: Kiffen, bis die Bude qualmt. Doch Graskonsum macht hungrig. Und da es mit der Logik in solchen Situationen nicht mehr zum Besten bestellt ist, reicht ein Werbespot aus, um sich auf einen langen und mühsamen Weg zu begeben. Das Ziel: Die White-Castle-Burger-Bude...

    Eines vorneweg: Das bisschen an Handlung, das dem Zuschauer hier vorgesetzt wird, ist nicht der Rede wert. Doch die lose Verbindung der einzelnen Episoden rückt nach kurzer Zeit kurioserweise vollkommen in den Hintergrund, denn irgendwie ist das alles tatsächlich sehr lustig. Bedenkt man, dass einer der beiden Protagonisten aus dem fast schon unterirdischen „Party Animals“ entliehen wurde, ist ein Mindestmaß an anfänglicher Skepsis mehr als verständlich. Doch schon nach wenigen Minuten ist diese verflogen. In einer der ersten Szenen trägt Kumar ein T-Shirt mit der Aufschrift „I Love Bush – The Pussy, Not The President“. Ja, hoppla, was ist denn hier los? Politische Aussagen in einer Teenie-Komödie? Kaum zu glauben, aber wahr...

    Die beiden Drehbuchdebütanten Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg spielen geschickt mit einzelnen Versatzstücken bekannter Genre-Kollegen, erweitern diese mit einem Hauch von Ethno-Comedy und hauen zwischendurch aber so richtige Schenkenklopfer raus. So erfährt der Zuschauer beispielsweise, warum er seine Freundin nie allein nach Holland gehen lassen sollte, dass ein mächtiges Gemächt noch lange keinen Pornostar macht und dass sich ein Gepard mit der richtigen Menge Gras tatsächlich reiten lässt. Doch zwischen all den kurzweiligen Einfällen begehen auch Hurwitz und Schlossberg einen Fehler: Sie driften ab auf die Fäkalschiene! Und das ist schade. Denn eigentlich hätte „Harold And Kumar“ dies überhaupt nicht nötig gehabt. Warum nur schicken die Drehbuchautoren dieser Welt ihre männlichen Hauptdarsteller immer wieder in die Damentoilette und lassen sie dabei verrückte Dinge erleben? Werden diese Gags mit der 178. Wiederholung etwa besser?

    Dass bei einem Film wie „Harold And Kumar“ nicht all zu viel vom Herren Regisseur gefordert wird, war wohl auf dem Produzententeam bewusst. Daher wurde kurzerhand der „Ey Mann, wo ist mein Auto“-Regisseur und TV-Serien-Spezialist Danny Leiner engagiert. Das reicht schon. Viel wichtiger sind die Hauptdarsteller. John Cho nimmt man den bedauernswerten Trottel ab und Kal Penn ist einfach nur ein sympathisches Kerlchen. Unheimlich cool eben. So wie es sein soll. Unterm Strich ist „Harold And Kumar“ einer jener Filme, die einen unterhalten. Ohne Substanz allerdings. Fast Food eben. Genau wie die Burger von „White Castle“. Und dennoch besitzt „Harold And Kumar“ ob der Charaktere ein gewisses Kultpotenzial.

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