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    Zum Ausziehen verführt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Zum Ausziehen verführt
    Von Jürgen Armbruster

    Sarah Jessica Parker und Matthew McConaughey gehören zum Heißesten, das Hollywood derzeit zu bieten hat. Sie ist die einstige Stil-Ikone aus der HBO-Erfolgsserie „Sex And The City“, er laut People Magazine der Sexiest Man Alive. Tom Dey bringt die beiden Vorzeigestars mit seiner romantischen Komödie „Zum Ausziehen verführt“ nun erstmals gemeinsam auf die Leinwand. Aus kommerzieller Sicht natürlich eine ganz sichere Nummer. Ein Schelm, wer hier an den Titel eines anderen Films mit Matthew McConaughey denkt: Das schnelle Geld

    Der adrette Mittdreißiger Tripp (Matthew McConaughey) ist ein absoluter Frauenschwarm. Er ist wortgewandt, sportlich, zuvorkommend, stilbewusst… kurzum: Diesen Kerl muss man einfach gern haben. Doch eine Sache verwirrt das weibliche Geschlecht dann doch immer wieder aufs Neue: Tripp wohnt noch immer zuhause bei seinen Eltern Sue (Kathy Bates) und Al (Terry Bradshaw). Warum sollte er auch das elterliche Heim verlassen? Die Mieten sind doch viel zu teuer, seine Mutter ist eine phantastische Köchin und ein eigener Haushalt ohnehin mit viel zu viel Arbeit verbunden. Tripp geht es einfach gut. Doch da hat er die Rechnung ohne Mami und Papi gemacht, denn die Ruheständler wollen endlich etwas mehr Ruhe in den eigenen vier Wänden. Tripp soll ausziehen. Und nach Möglichkeit soll dies noch so aussehen, als wäre es seine eigene Idee gewesen. Zu diesem Zweck engagieren Sue und Al die attraktive Freiberuflerin Paula (Sarah Jessica Parker). Ihr ungewöhnliches Geschäftskonzept: Sie gaukelt Männern eine Beziehung vor, damit diese von zuhause ausziehen.

    „I never sleep with my clients!“, erklärt Paula den besorgten Eltern bei der Erläuterung ihres Konzeptes. Allein dieser Satz spiegelt das ganze Dilemma von „Zum Ausziehen verführt“ wider. Natürlich landen Tripp und Paula irgendwann gemeinsam in der Kiste. Dies geschieht sogar schon relativ früh und noch dazu auf eine seltsam unmotivierte Art und Weise. Die gesamte Geschichte verläuft auf dermaßen vorhersehbaren Bahnen, dass es fast schon schmerzt. Natürlich verliebt sich Tripp bis über beide Ohren in Paula. Natürlich kommt er irgendwann hinter ihr fieses, kleines Geheimnis. Und natürlich kommen die beiden letzten Endes doch wieder zusammen. Im Grunde ist das Drehbuch der TV-Autoren Tom J. Astle („Outer Limits“, „Star Gate“) und Matt Ember („Allein unter Nachbarn“) ein einziges großes Abklatsch-Mosaik.

    Gewisse Dinge entpuppen sich mitunter gar als überaus nervtötend. Die Grenze des guten Geschmacks wird nicht nur angekratzt, sondern überschritten. Da Tripp ein gestörtes Verhältnis zu sich selbst hat, muss er logischerweise auch ein gestörtes Verhältnis zur Natur haben. Dies äußert sich dadurch, dass er im Laufe des Films von allerlei Getier wie Delphinen und Eidechsen angegriffen wird. Nach der fiesen Attacke eines Streifenhörnchens ist sein Arm sogar richtig dick bandagiert. Und natürlich muss es Tripp und Paula in der nächsten Szene prompt in ein asiatisches Restaurant verschlagen, wo das Essen mit Stäbchen dann in einem Lebensmittel-Bombardement der anderen Gäste endet. Das ist so dumm, dass es schmerzt. Als richtig pfiffige Idee und einsames Highlight von „Zum Ausziehen verführt“ erweist sich hingegen Paulas anarchisch-depressive Mitbewohnerin Kit (wunderbar: Zooey Deschanel). Der Charakter schrammt zwar immer wieder am Rande der Karikatur vorbei, die extremen Stimmungsschwankungen samt zugehörigen Sprüchen sind aber immer wieder gerne genommen.

    Die Tatsache, dass „Zum Ausziehen verführt“ trotz aller Mängel noch immer halbwegs funktioniert, ist vor allem den beiden Hauptdarstellern Matthew McConaughey (Sahara, Dämonisch) und Sarah Jessica Parker (Die Familie Stone, „Sex And The City“) zu verdanken. Beide sind nicht nur unverschämt attraktiv, sondern verfügen auch über eine viel zu ausgeprägte Leinwandpräsenz, als dass sie in solch wenig herausfordernden Rollen mit wehenden Fahnen untergehen würden. Von der Magie, die beispielsweise das Spiel zwischen Zach Braff und Natalie Portman in Garden State auszeichnete, ist hier allerdings – wenn überhaupt – nur äußerst selten etwas zu spüren. Bradley Cooper (Die Hochzeits-Crasher, „Alias“) und Justin Bartha (Das Vermächtnis der Tempelritter) sind Tripps attraktiver bzw. schusseliger Freund… und dürfen als solche attraktiv aussehen bzw. schusselige Sachen machen. Und dann wäre da noch Kathy Bates (About Schmidt, Misery), der allerdings viel zu wenig Leinwandzeit eingeräumt wird, als dass sie auch nur ansatzweise die Kohlen aus dem Feuer holen könnte.

    Spätestens wenn nach dem süßlich-klebrigen Ende der Abspann über die Leinwand flimmert stellt sich die Frage, ob das Ganze nicht schon wesentlich besser zu sehen war. Und die Antwort muss hier ein eindeutiges ‚Ja’ sein. Ganz nüchtern muss festgehalten werden, dass Matthew McConaughey mit Sarah Jessica Parker nichts gelingt, dass er mit Kate Hudson in Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen nicht schon mit wesentlich besser hinbekommen hätte. Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen hatte mehr Pfiff, mehr Witz und vor allem mehr Charme als „Zum Ausziehen verführt“. Genre-Freunde dürften mit Abstrichen wohl trotzdem zufrieden gestellt werden und können einen Blick riskieren. Alle anderen sollten es dann aber doch besser bleiben lassen…

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