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    Monster House
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Monster House
    Von Alina Bacher

    Was gibt es Schlimmeres als einen verbitterten bösen Nachbarn? Als Kind wohl kaum etwas, schließlich stört so ein Miesepeter beim Spielen. Wer mal wieder genug von elenden Gartenzaundiskussionen über den verloren gegangenen Fußball hat, der kann sich in diesem Sommer ins kühle Kino flüchten und mitfiebern, wenn der junge DJ und seine Freunde gegen ihren kinderhassenden Nachbarn und dessen noch fieseres Monsterhaus in den Kampf ziehen. Denn insgeheim wussten wir es alle als Kinder doch schon immer, wenn das Lieblingsspielzeug plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war: Häuser haben ein Eigenleben, und was für eins. Gil Kenans Animations-Gruselkomödie „Monster House“ stützt jedenfalls diese These.

    Genau das denkt auch der zwölfjährige DJ (Mitchel Musso). Irgendwas stimmt nicht mit dem alten Gemäuer auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Nicht nur, dass dessen Bewohner, der alte Mr. Nebbercracker (Steve Buscemi), die gesamte Nachbarschaft mit seinem Gefluche terrorisiert, sondern auch sein Haus scheint sich gegen nervige Kinder zur Wehr zu setzen. Doch trotz ständiger Spionage kommt DJ einfach nicht hinter das Geheimnis der Monstervilla. Da bleibt den Kindern nichts anderes übrig, als nach dem Motto zu leben: Was immer du tust, betrete niemals Nebbercrackers Rasen! Aber was einfach klingt, hat ernsthafte Konsequenzen, als DJs bester Freund Chowder (Sam Lerner) aus Versehen seinen Basketball in die verbotenen Zone befördert, denn bei dem Versuch, den verlorenen Ball vom verhexten Grundstück zu angeln, begegnet DJ ausgerechnet Mr. Nebbercracker. Und wie es das Schicksal will, bricht der alte Mann rasend vor Wut zusammen. Ein Vorfall, der nicht nur DJ nahe geht. Die Monstervilla scheint ihn zu beobachten, terrorisiert ihn mit Anrufen und hat es sogar auf seine Freunde abgesehen. Als das Gruselgemäuer auch noch versucht, DJs Freundin Jenny (Spencer Locke) zu verspeisen, ist es den Nachbarskindern zu viel. Wagemutig beschließen DJ, Chowder und Jenny dem Spuk ein für alle mal ein Ende zu bereiten und dem Haus den Gar aus zu machen. Dafür müssen sie allerdings in die Höhle des Löwen und dem Monster aus Stein und Mörtel das Herz auszuschalten...

    Was ein wenig nach einem billigen Teenie-Horror klingt, entpuppt sich also grausam gute Gruselgeschichte für Kiddies. Warum immer nur singende Tiere, die sich gegenseitig durch den Kakao ziehen, wenn man mit Computeranimation doch so viel fantastischere Geschichten erzählen kann. Das hat sich wohl auch das Autorenduo Dan Harmon und Rob Schlarb gedacht. Wenn eine solche Geschichte dann auch Hollywood-Guru Steven Spielberg und den Der Polarexpress-Motion-Capture-Erfahrenen Robert Zemeckis als ausführende Produzenten mit ins Boot holt, kann schon fast nichts mehr schief gehen. Neben einem spannungsgeladenen Drehbuch überzeugt besonders die makellose Animation. Hier setzte Regisseur Gil Kenan auf ein ausgekügeltes Motion-Capture-Verfahren, dass die Bewegung der Schauspieler bis ins kleinste Detail auf die Computer generierten Figuren übertrug. In nur 42 Tagen war der Film im Kasten. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn genau diese Mischung aus Fiktion und Realität verleiht dem Kinder-Grusel-Abenteuer eine wahrlich schaurig-schöne Atmosphäre. Kein Wunder also, dass besonders Steve Buscemi, der dem fiesen Nebbercracker nicht nur seine Bewegungen, sondern auch seine Stimme leiht, trotz animiertem Alter Ego eindeutig zu erkennen ist.

    Im englischen Original sind daneben noch Maggie Gyllenhaal und TV-Comedystar Kevin James („The King Of Queens“, Hitch) als Provinzpolizist zu hören. Doch die Synchronstimmen werden die jungen Zuschauer wohl reichlich wenig interessieren, denn „Monster House“ dreht sich nur um eines: ein furchteinflößendes, menschenfressendes Haus. Und das wirft auch die Frage auf, welches Zielpublikum das Gruselmärchen ansprechen möchte. Für das ganz junge Publikum ist die animierte Monster-Achterbahnfahrt wohl etwas zu viel des Guten. In den USA ging die Idee, einen kindgerechten Horrorfilm über die Leinwand flimmern zu lassen, letztendlich auf, was sich an der Kinokassen gezeigt hat. Produzent Steve Starkey fasst den Sinn des Films treffend zusammen: „Kinder werden in dieser Achterbahn auf- und abrasen und die ganze Fahrt lang kreischen.“ Schreiende Kinder in vollen Kinosälen - klingt nach einer nervlichen Belastungsprobe für echte Hardcore-Eltern. Trotzdem, das „Monster House“ versprüht seinen eigenen gewissen Charme und sei es nur deshalb, dass der Kinderfilm eben nicht auf Friede, Freude, Eierkuchen setzt, sondern echte Spannung bietet. Eines steht auf jeden Fall fest: Als erwachsene Begleitung lässt sich die schaurige Geschichte definitiv besser ertragen, als manch anderer Kinderfilm. Einen Grund, die Brieftasche zu zücken und die Rasselbande, sei es nun die eigene oder die von Nachbarn geliehene, zum Kinobesuch einzuladen, bietet „Monster House“ allemal.

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