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    King Kong und die weiße Frau
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    5,0
    Meisterwerk
    King Kong und die weiße Frau
    Von René Malgo

    „King Kong“ ist der Prototyp aller Monsterfilme und er, das Hauptmonster, der Urvater aller Monster. Ein Film, an dem sich alle nachfolgenden Genrevertreter haben messen lassen müssen. Und es gibt nicht wenige Stimmen, die dieses Werk noch immer für das beste des Genres halten. Die Rede ist von Merian C. Coopers Fantasy-Abenteuer „King Kong und die weiße Frau“.

    Der draufgängerische Filmemacher Carl Denham (Robert Armstrong) möchte einen romantischen Film auf einer verlassenen Insel drehen. Da er für seine gewagten Projekte bekannt ist, findet sich keine Hauptdarstellerin für sein Epos. Also gabelt er die Rumtreiberin Ann Darrow (Fay Wray) auf, die schon ein wenig Erfahrung mit Filmen hat und macht sie zu seiner Hauptperson. Auf der Insel angekommen, wird sie aber von den Eingeborenen entführt, um der Gottheit Kong als Opfer dargebracht zu werden. Unter der Leitung von Bootsmann Jack Driscoll (Bruce Cabot), der ein Auge auf die schöne Blondine geworfen hat, wird ein Rettungstrupp zusammengestellt. Doch sie kommen zu spät, die Gottheit hat das Opfer zu sich genommen und entpuppt sich als ein Riesenaffe. Die Rettungsmannschaft muss den Kong und seine Beute nun in einen Dschungel voller Gefahren folgen…

    Man nehme eine imaginäre Insel, eine Gruppe angsteinflößender Ureinwohner, ein paar Monster inklusive Obermonster, eine Gruppe draufgängerischer Helden und eine schöne Blondine. Fertig ist der perfekte Abenteuerfilm. So einfach ist das? Ja, so einfach scheint es im Falle von „King Kong“ tatsächlich zu sein. Ein Film, der von seiner grenzenlosen Fantasie und Wildromantik angetrieben eine der größten Abenteuergeschichten aller Zeiten erzählt - zumindest auf Zelluloid gebannt. Frei von irgendwelchen wissenschaftlichen Erkenntnissen lässt „King Kong“ pflanzenfressende Dinosaurier auf Menschen los gehen, einen Riesenaffen gegen einen T-Rex antreten und hinter jeder Ecke eine monsterähnliche Bestie auftauchen. Das Abenteuer verleugnet sein rustikales, romantisches Flair nicht und bietet in erster Instanz phantasievolle Abenteuerunterhaltung.

    Die für seine Zeit inszenatorische und technische Präzision wie Perfektion beeindruckt noch immer. Die niedlichen Effekte können modernen Bombastproduktionen zwar nicht das Wasser reichen, zeichnen sich aber durch Liebe zum Detail und große Kreativität aus. Ihren Reiz haben sie dank der perfekten Einbettung in eine spannende Geschichte noch immer nicht verloren und bei all den altersbedingt technischen Unzulänglichkeiten macht der Film vor allem eines: Spaß. Die exotischen Kulissen sorgen für die richtige Atmosphäre, eine Atmosphäre die durch Dichte, Spannung und Abenteuerlichkeit in den Bann zieht. „King Kong“ kommt dabei eine elegante Kameraführung, unterstrichen von Max Steiners epischem Score zu Gute. Dieser drängt sich gelegentlich allzu sehr in den Vordergrund, geht aber nicht, was gealterten Epen zuweilen zueigen ist, auf die Nerven.

    Regisseur Merian C. Cooper legte mit „King Kong“ einer der ersten großen Blockbuster vor. Eine Mammutproduktion ihrer Zeit, ein damaliges Werk der Superlative. Geld für Stars blieb da nicht mehr, sodass einige weniger bekannte Schauspieler ihr Glück in „King Kong“ versuchen konnten. Durch die Rolle der Ann Darrow erlangte Fay Wray Berühmtheit und ihr Schreien im Angesichte des Kong Kultstatus. Sie passt in ihrer gut ausgearbeiteten Rolle, die über den Status der hübschen Blondine hinaus zu kommen vermag. Robert Armstrong als hartgesottener, leicht spleeniger Filmemacher Carl Denham kann den Zuschauer durch seine Begeisterung mitreißen und verkörpert die beängstigend fanatischen Facetten seines Charakters ausgezeichnet. Die Identifikationsfigur und der Held der Geschichte ist der Bootsmann Jack Driscoll, der in Bruce Cabot einen passenden Mimen findet.

    „King Kong“ funktioniert heute vor allem noch dank seiner Geschichte und einer guten Charakterzeichnung. Wäre es nur wegen der Effekte, so manch einer, ob Cineast oder nicht, hätte sich ob einiger unvermeidlicher Veralterungen müde lächelnd abgewendet. So aber kann „King Kong“ ein zeitloses Mammutwerk bleiben, das so leicht nicht zu toppen ist. Klischees werden einige gepflegt, allerdings weitgehend subtil und immer richtig eingesetzt. Daher können sich die Hauptfiguren über eine für einen Abenteuerfilm mehr als angemessene Charakterisierung freuen. Die Geschichte gefällt auf Grund ihrer jugendlichen Naivität und der verklärt romantischen Abenteuerlichkeit. Auf der anderen Seite gibt sich das Werk aber in den Details und Wendungen ganz intelligent. Die Story überzeugt durch eine psychologische Nachvollziehbarkeit und wohlüberlegte Dialoge.

    Doch was wäre „King Kong“ ohne diesen King Kong. Gekonnt wird dem Publikum vermittelt, wie sich das Monster in die Schöne verliebt und nichts anderes im Sinne hat, als sie zu beschützen. Leidenschaftlich tritt er für sie ein, wenn andere Urtiere seine Liebe bedrohen und das lässt ihn die Sympathien des Zuschauers gewinnen. Er ist nicht einfach so ein Monster, sondern eines mit Charakter, eines mit Profil, gar mit Seele. Das macht den Reiz von „King Kong“ aus, wo doch der Betrachter durchaus mit Kong sympathisieren mag, andererseits Ann Darrow ihre Freiheit wünscht. Sympathisch wirkt sogar Filmemacher Denham, der zwar fanatisch, aber keineswegs böse ist. Sympathisch natürlich auch der Held der Geschichte Bootsmann Jack, was die ganze Geschichte angenehm menschlich wirken lässt.

    „King Kong und die weiße Frau“ ist ein Klassiker und einer der besten Abenteuerfilme überhaupt. Jeder kennt den Riesenaffen mittlerweile und zahlreiche Szenen erlangten Kultstatus. Es wird schwer für Peter Jackson in seiner Neuverfilmung, diese erste Version zu übertreffen, schon einmal hat es nicht geklappt und trotz bester technischer Möglichkeiten wird es auch ein weiteres Mal so einfach nicht sein.

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