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    Army Of One - Ein Mann auf göttlicher Mission
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Army Of One - Ein Mann auf göttlicher Mission
    Von Michael Meyns

    Sowas gibt es nur in Amerika! Ein Mann glaubt, von Gott persönlich damit beauftragt worden zu sein, nach Pakistan zu reisen und dort Osama bin Laden festzunehmen. Es ist eine ebenso aberwitzige wie wahre Geschichte, die „Borat“-Regisseur Larry Charles in seiner Tragikomödie „Army Of One - Ein Mann auf göttlicher Mission“ aufgreift. Dazu liefert Nicolas Cage eine noch exzessivere und exaltiertere Performance als üblich. Trotzdem machen sich Charles und Cage aber nie einfach nur lustig über den selbsternannten Bin-Laden-Jäger Gary Faulkner, sondern zeichnen ihn im Gegenteil als tragischen Anti-Helden. Deshalb ist „Army Of One“ auch so viel mehr als nur die simple Zweitverwertung einer ebenso bizarren wie unglaublichen Newsstory.

    Seine erste Begegnung mit Gott hatte der Zimmermann Gary Faulkner (Nicolas Cage) bereits in seiner Kindheit. Aber nun, etwa im Jahre 2004, wo er gerade im Krankenhaus am Dialyseapparat hängt und seinen Sitznachbarn erklärt, warum Amerika definitiv das tollste Land der Erde ist, taucht Gott (Russell Brand) erneut auf: mal im Fernseher, mal im Herzmonitor, mal als dieser schlaksige, langhaarige Typ, als den wir ihn uns eben so vorstellen. Und Gott erteilt Gary einen Auftrag: Er soll nach Pakistan fahren und Osama bin Laden fassen! Lebendig wohlgemerkt, es gibt da schließlich das fünfte Gebot. Und so macht sich Gary auf die Reise in das ferne Land, erst per Schiff, dann per Gleitflieger und schließlich doch per Flugzeug, immer fest davon überzeugt, auf einer göttlichen Mission zu sein…

    Noch einmal: Man mag es beim Schauen kaum glauben, aber in „Army Of One“ wird tatsächlich eine wahre Geschichte erzählt!!! Selbst wenn hier mit Sacha Baron Cohens Stamm-Regisseur Larry Charles ein Mann Regie führt, der in Filmen wie „Borat“ oder „Bruno“ brillant mit dem Anschein von Realität gespielt hat, kann man es einfach nicht oft genug betonen: Gary Faulkner gibt es tatsächlich - er hat insgesamt elf Mal versucht, nach Pakistan zu reisen, um bin Laden zu fassen. Und er glaubt auch Jahre nach der Ermordung bin Ladens noch, dass der Al-Qaeda-Anführer noch lebt: Ansonsten hätte Gott seinen Auftrag schließlich zurückgezogen! Ein typischer amerikanischer Knallkopf also? Irgendwie schon, aber die eigentliche Qualität des Films ist eben, dass Faulkner nicht zur Witzfigur degradiert wird, sondern als tragischer Außenseiter zu seinem Recht kommt - und das liegt zuallererst an der atemberaubenden Tour de Force von Nicolas Cage!

    In den vergangenen Jahren ist Cage durch etliche Direct-to-DVD-Rohrkrepierer (zuletzt „USS Indianapolis“), sein oft übertriebenes Spiel sowie seine zur Schau gestellte Exzentrik (er hat nicht nur reihenweise Schlösser, sondern auch einen Dinosaurierkopf gekauft) allmählich zum Gespött von Hollywood geworden. Dabei ist er keineswegs einer jener Schauspieler, die nur schnell den Scheck einlösen und dann so wenig wie möglich dafür tun wollen. Stattdessen ist Cage bei jeder Produktion mit ganzem Einsatz dabei und gibt immer voll Gas, egal ob sein 110-Prozent-Schauspiel nun gerade zu der Rolle passt oder nicht. Und hier passt die Nicolas-Cage-Methode perfekt: Als Gary Faulkner trägt er lange, zum Zopf gebundene Haare und einen dichten Bart, der ihm das Aussehen eines ungepflegten Einsiedlers verleiht. Wenn er mit seinen Kumpeln in einer Bar abhängt, nervt und amüsiert er sie mit seinen weltanschaulichen Überzeugungen - er ist vom amerikanischen Sendungsbewusstsein beseelt. Und zumindest lässt er seinen vielen Worten im Gegensatz zu den ganzen anderen Schwätzern auch Taten folgen.

    So verrückt Garys Aktionen auch anmuten (er will mit einem Boot nach Pakistan fahren, obwohl das Land im Himalaya liegt, um dort Osama mit einem Samurai-Schwert nachzustellen), seine Besessenheit wird hier nie als dümmlicher Fanatismus dargestellt: Man könnte „Army Of One“ auch als Studie über unbedingten (wenn auch fehlgeleiteten) Glauben betrachten. Dass Faulkner wie Jesus Zimmermann ist erzeugt eine ebenso interessante Dualität wie seine Nierenschwäche, die ihn wie ja angeblich auch Osama bin Laden zum Dialyse-Patienten macht.

    Fazit: So albern und überdreht viele Auftritte von Nicolas Cage in der vergangenen Dekade auf den ersten Blick auch wirken mögen, unterschätzen sollte man ihn und seine Filme trotzdem nicht, wie „Army Of One“ eindrucksvoll unterstreicht: Hinter dieser vermeintlich leichten Komödie verbirgt sich das tiefgründige Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit.

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