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    Einer der teuersten Animationsfilme aller Zeiten wird zum gigantischen Flop: So viel verliert Disney mit "Strange World"
    Björn Becher
    Björn Becher
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    Bei „Bambi“ muss er heute noch weinen und auch sonst haben die Zeichentrickklassiker von Disney die Kindheit von Björn Becher geprägt.

    Nach „Lightyear“ ist „Strange World“ bereits der zweite gigantische Animationsfilmflop für Disney an den Kinokassen 2022. Die Probleme sind sehr ähnlich - und das Maushaus verliert mit diesen Filmen jede Menge Geld...

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    Gerade einmal 18,9 Millionen Dollar spielte „Strange World“ am vergangenen Wochenende an den nordamerikanischen Kinokassen ein. Es ist ein katastrophaler Wert – insbesondere weil es sich um das lange, fünf Tage dauernde Thanksgiving-Wochenende handelte, welches Familien eigentlich besonders viel Zeit und Gelegenheit für Kinobesuche gibt.

    Hier startet Disney so auch traditionell Familienfilme für das Jahresende, ist eigentlich Einspielergebnisse zwischen 40 und 60 Millionen Dollar gewöhnt, schaffte mit „Die Eiskönigin“ sogar 67,3 Millionen Dollar an diesem Wochenende. Selbst der Start von „Encanto“ zu einer noch deutlich Corona-geschwächteren Zeit 2021 war mit 27,2 Millionen Dollar höher. Doch viel zu wenige interessierten sich für Disneys neuen Abenteuerfilm – übrigens auch in Deutschland. Nur etwas mehr als 60.000 Kinotickets wurden hierzulande verkauft.

    180 Millionen Dollar Kosten, mindestens 100 Millionen Dollar Verlust

    Auch im Rest der Welt sieht es nicht besser aus – und dabei hat „Strange World“ satte 180 Millionen Dollar gekostet. Gemeinsam mit „Wall-E“ ist das Familienabenteuer damit auf Platz 10 der teuersten Animationsfilme aller Zeiten.

    Für Disney wird „Strange World“ zum riesigen Verlustgeschäft. Analysten berechnen bereits, dass Disney auch nach der Auswertung auf Disney+, in sonstigen Heimkino-Angeboten und im TV am Ende mindestens 100 Millionen Dollar mit „Strange World“ verlieren wird.

    Bereits "Lightyear" war ein Mega-Flop

    Es ist bereits der zweite große Animationsfilm-Mega-Flop von Disney 2022. Bereits im Frühjahr ging „Lightyear“ an den Kinokassen unter. Das weltweite Einspielergebnis von 226 Millionen Dollar liest sich nur auf den ersten Blick ordentlich. Wenn man weiß, dass nur ein Teil dieses Geldes am Ende bei Disney ankommt und allein die Produktion von „Lightyear“ sogar 200 Millionen Dollar gekostet hat (und da kamen Ausgaben fürs Marketing noch obendrauf), ist das ebenfalls eine Katastrophe.

    Kurzer Einschub: Es wird für Disney übrigens immer mehr zum Problem, dass dort die Kosten bei Animationsfilmen seit Jahren aus dem Ruder gelaufen sind. Die 14 teuersten Animationsfilme aller Zeiten stammen von Disney bzw. Tochter Pixar (mit „Rapunzel – Neu verföhnt“ an der Spitze, Kostenpunkt: 260 Millionen Dollar). Als „Raya und der letzte Drache“ „nur“ 100 Millionen Dollar kostete, wurde das bereits als Sparerfolg gefeiert. Schließlich war es jahrelang nicht gelungen, einen Film für unter 150 Millionen Dollar zu machen. Konkurrent Illumination ließ sich jüngst das Sequel „Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ gerade mal 80 Millionen Dollar kosten (und spielte über 920 Millionen Dollar weltweit an den Kinokassen ein).

    +++Meinung+++

    Es läuft ein neuer Disney-Film im Kino?

    Doch zurück zu den aktuellen Flops „Strange World“ und „Lightyear“: Beide Filme teilen sich meiner Ansicht nach ein Problem mit dem Marketing. Wenn sich der Autor dieser Zeilen in seinem Bekanntenkreis umhört, haben selbst Disney-Interessierte teilweise gar nicht mitbekommen, dass seit dem vergangenen Wochenende ein neuer Disney-Film in den Kinos läuft. Und wenn doch jemand von „Strange World“ gehört hat, kann er wenig bis nichts dazu sagen, worum es in dem Film überhaupt geht – außer vielleicht „irgendwas mit Entdeckung einer bunten Fantasy-Welt“.

    Dies war bei „Lightyear“ ähnlich. Disney hat es in beiden Fällen meiner Meinung nach mit Vorschauen wie Trailern und TV-Spots nicht geschafft, dem Publikum aufzuzeigen, was für eine Geschichte sie im Kino erwartet. Natürlich will niemand allzu Story-lastige, alles spoilernde Trailer. Zugleich haben aber Studien gezeigt, dass eine gewisse Kenntnis der Handlung ein entscheidendes Kriterium beim Ticketkauf ist.

    Diversität als Flop-Ursache wäre der falsche Schluss

    Diese Probleme beim Marketing waren sicher nicht der einzige Faktor, sondern wie so oft gab es einen ganzen Strauß an verschiedenen Ursachen, die eine Rolle spielten. Aus bestimmten Kreisen wird (meist sehr schadenfroh) auch auf die Diversität des Films verwiesen. So ist unter anderem der Sohn der im Mittelpunkt der Geschichte stehenden Familie Clade homosexuell, was sich darin äußert, dass er für einen Jungen aus seinem Freundeskreis schwärmt.

    Auch das mag eine kleine Rolle gespielt haben – vor allem, weil sich rechte Trolle zusammenschlossen, um sogenanntes „Review-Bombing“ zu betreiben, dem Film also auf Internetplattformen mit Niedrigstwertungen zu fluten. Die daraus resultierenden schlechten Durchschnittsbewertungen mögen den einen oder die andere vom Kinobesuch abgehalten haben, aber die wirkliche Flop-Ursache ist das sicher nicht. Denn viel zu wenige Menschen dürften überhaupt mitbekommen haben, dass „Strange World“ in den Kinos läuft...

    Lohnt es sich denn noch in „Strange World“ zu gehen? Unserer Meinung nach durchaus. Denn auch wenn die Story nicht viel bietet, was über das klassische Familienabenteuer hinausgeht, bietet „Strange World“ gerade visuell eine ganze Menge – und das kommt im Kino natürlich deutlich besser zur Geltung als dann später zu Hause – zum Beispiel als Stream bei Disney+. Für die Streamingplattform ist der Abenteuerfilm übrigens noch nicht offiziell angekündigt, aber wir rechnen damit, dass „Strange World“ Ende des Jahres passend zu den Weihnachtsfeiertagen auf Disney+ erscheint. So verfuhr Disney auch bereits 2021 mit „Encanto“.

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