"Unfassbar ekelhaft": Regie-Legende rechnet mit "John Wick 4" ab – und wettert auch gegen Marvel und "Fast & Furious"

Vier Filme umfasst das „John Wick“-Franchise mittlerweile und ein Ende ist nach dem durchschlagenden Erfolg von „John Wick: Kapitel 4“ in diesem Jahr noch lange nicht in Sicht. Nicht nur soll ein fünfter Teil kommen, auch das Spin-off „Ballerina“ und die Miniserie „The Continental“ stehen bald ins Haus. Mit ihrer schonungslosen Over-the-top-Action und ausgefeilten Kampfchoreographien begeistern die Reihe und ihr Hauptdarsteller Keanu Reeves immer wieder aufs Neue das Publikum.

Jedoch gibt es wie bei allem auch hier Gegenwind – und das teilweise sogar aus prominenter Richtung. In einem Interview mit Variety zu seinem neuen Dokumentarfilm „Nuclear Now“ hat sich nun etwa Regiegröße Oliver Stone („JFK“) zu Wort gemeldet und kein gutes Haar an „John Wick 4“ gelassen (nachdem er ihn im Flugzeug gesehen hat).

"Wie ein Videospiel": Das sagt Oliver Stone über "John Wick 4"

„Der Film ist unfassbar ekelhaft. Ekelhaft! Ich weiß nicht, was die Leute denken“, so Oliver Stones Urteil über den vierten „John Wick“ im Variety-Gespräch. „[Keanu Reeves] tötet vielleicht 300, 400 Leute in dem verfickten Film. Als Kriegsveteran kann ich Ihnen sagen, dass kein einziger Kill glaubhaft ist.“

Damit spielt Stone auf seine Vergangenheit als Soldat im Vietnamkrieg an, die er unter anderem auch in seinen gefeierten Filmen „Platoon“, „Geboren am 4. Juli“ und „Zwischen Himmel und Hölle“ verarbeitet hat. Doch seine Schimpftirade gegen „John Wick“ war damit noch nicht beendet, scheint er einfach kein Fan der bewusst übertriebenen, bisweilen gar regelrecht surrealen Action-Einlagen des FSK-18-Reißers zu sein:

„Mir ist bewusst, dass es ein Film ist, aber es ist vielmehr zu einem Videospiel geworden. Es hat jeden Bezug zur Realität verloren. Das Publikum mag dieses Videospiel vielleicht. Aber mich langweilt es. Wie viele Autos können crashen? Wie viele Stunts kann man machen? Was ist der Unterschied zwischen ‚Fast And Furious‘ und irgendeinem anderen Film? Es kommt einfach einer nach dem anderen. Egal, ob es eine übermenschliche Marvel-Figur oder nur ein Mensch wie John Wick ist, es macht keinen Unterschied. Es ist nicht glaubwürdig.“

Kritik am gesamten Blockbuster-Kino

Der Seitenhieb gegen Marvel und „Fast & Furious“ macht deutlich, dass Oliver Stones Kritik sich offenbar generell gegen das moderne Blockbuster-Kino und nicht etwa nur gegen „John Wick“ oder die exzessive Gewaltdarstellung darin richtet, wie man nach dem „Ekelhaft“-Zitat eventuell vermuten könnte. Schließlich hat auch er selbst schon mit unbequemer Brutalität in seinem Schaffen für Kontroversen gesorgt, allen voran in seiner abgründigen Medien-Satire „Natural Born Killers“ aus dem Jahr 1994.

Viel eher scheint sich der 76-Jährige an der Austauschbarkeit und der völligen Realitätsferne des Krawall-Kinos zu stören – und ist dabei längst nicht der erste große Regie-Veteran, dem es so geht. Besonders das MCU wurde in der Vergangenheit schon von solchen Legenden wie Martin Scorsese und Francis Ford Coppola ziemlich abgestraft (Coppola hat mit dem Urteil „abscheulich“ sogar ein ganz ähnliches Vokabular benutzt wie nun Stone).

Dem Erfolg der Blockbuster tun diese hochkarätigen Vorwürfe aber keinen Abbruch. Zumindest alle drei von Oliver Stone angesprochenen Franchises bekommen in nächster Zeit noch so einige weitere Filme und Serien.