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    Ausgerechnet Steven Spielberg wollte ein Remake von diesem ultrabrutalen Meisterwerk drehen!
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: vom obskuren 70er-Jahre-Horrorfilm über Kunstfilme von Chantal Akerman bis hin zum neuesten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Ein megabrutaler Rache-Thriller vom „E.T.“-Regisseur? Nicht gerade naheliegend. Doch kurz stand der Plan im Raum, dass Spielberg einen koreanischen Kino-Hit neu verfilmt – mit einem Hauptdarsteller, der mindestens genauso unpassend erscheint...

    Es ist eine gängige Hollywood-Praxis, Filmerfolge aus anderen Regionen der Welt einfach noch mal neu aufzulegen. Das geht manchmal gut – David Finchers Remake des schwedischen Krimis „Verblendung“ wäre so ein Beispiel –, führt aber noch viel öfter zu durchwachsenen Ergebnissen. Erst recht, wenn die jeweilige Filmvorlage als Meisterwerk gilt und somit eigentlich nur schwer getoppt werden kann.

    Oldboy“ – der Mittelteil von Park Chan-wooks sogenannter Vengeance-Trilogie – ist definitiv so ein Film. In Cannes gewann der Thriller den Großen Preis der Jury, und im Kino trat er einen internationalen Siegeszug an, der für einen Film aus Südkorea bis dahin ohne Beispiel war (erst „Parasite“ erreichte 2019 wieder solche Höhen bzw. übertraf sie dank Oscar-Gewinn sogar bei Weitem).

    Parks Drastik gepaart mit unbändigem Stilwillen und einer kraftvollen Inszenierung machten aus „Oldboy“ einen Kultfilm weit über die Grenzen Südkoreas hinaus, und man müsste lange überlegen, um einen künstlerisch motivierten Grund zu finden, das Rache-Epos nur wenige Jahre später noch einmal zu verfilmen. Trotzdem wurden 2008 die ersten Remake-Pläne geschmiedet – und sogar die Namen von Regisseur und Hauptdarsteller standen schon im Raum …

    … die sich heute mehr als überraschend lesen: Will Smith sollte die Rolle von Choi Min-sik übernehmen, der im Original die Hauptfigur Oh Dae-su spielt. Der wird 15 Jahre lang eingesperrt, kommt plötzlich unvermittelt frei und macht sich nun auf die Suche nach seinen Entführern, um herauszufinden, was genau mit ihm passiert ist, und um Rache zu üben. Die Härte und Zerrissenheit, die es für diese Rolle bräuchte, kann man sich bei „Men In Black“-Star Smith nur schwerlich vorstellen. Noch schwerer ist es allerdings, sich auszumalen, was Steven Spielberg aus diesem Stoff gemacht hätte – der anfangs als Regisseur für die US-Version von „Oldboy“ im Gespräch war.

    Zwar hat sich die Regielegende in ihrer langen, reichen Karriere auch vergleichsweise düsterer Stoffe angenommen (zum Beispiel mit dem Terror-Thriller „München“), aber „Oldboy“ ist stilistisch und motivisch so weit von Spielberg entfernt, dass man sich heute fragt, was ihn an dem Projekt gereizt haben mag – geschweige denn, wie Steven Spielbergs „Oldboy“ (noch dazu mit Will Smith als Star!) wohl ausgesehen hätte.

    "Oldboy"-Remake wurde tatsächlich gedreht – und zum gigantischen Flop

    Erfahren werden wir das mit Sicherheit nie. Obwohl der „Indiana Jones“-Schöpfer verlauten ließ, dass er dem rauen Tonfall des Originalfilms treu bleiben wolle, bemühte sich seine Produktionsfirma DreamWorks vergeblich um die Rechte an der Geschichte – und so verlief das Projekt nach einigen losen Gesprächen schließlich im Sande.

    Bereuen dürften Spielberg und Smith das wahrscheinlich nicht: 2013 versuchten sich Regisseur Spike Lee („BlacKkKlansman“) und Schauspieler Josh Brolin („No Country For Old Men“) tatsächlich an einer Neuverfilmung von „Oldboy“ – und scheiterten gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Kritiken fielen vernichtend aus (laut der amerikanischen Film-Website Rotten Tomatoes konnte der Film nur 39% der Kritiker*innen bzw. 37% des Publikums überzeugen), und bei einem Budget von 30 Millionen Dollar spielte er gerade einmal 5 Millionen Dollar ein. Ein Mega-Flop!

    Unsere 3-Sterne-Kritik ging eine Spur gnädiger mit dem Thriller um: „Spike Lee gelingt mit seinem Action-Drama „Oldboy“ ein gefälliges Remake, dem aber die unerbittliche Schlagkraft des südkoreanischen Originals abgeht“, lautet das Fazit. Aber vielleicht ist ein ganz okayes Remake von „Oldboy“ am Ende ja sogar die schlimmste aller möglichen Varianten.

    Steven Spielberg hat vor 18 Jahren einen der besten Sci-Fi-Filme überhaupt gedreht – aber ist bis heute nicht zufrieden mit dem Ende

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