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    "Enden sind was Tolles": "Das Signal"-Star Florian David Fitz über seine Liebe zu Miniserien ohne 2. Staffel
    Markus Trutt
    Markus Trutt
    -Redakteur
    Vom Spurenverwischen mit Dexter bis zu Weltraum-Abenteuern mit Picard. Markus hat ein Herz für Serien aller Art – und schüttet es gern in Artikeln aus.

    Mit „Das Signal“ hat „Dark“-Heimat Netflix gerade neuen Mystery-Stoff aus Deutschland geliefert. Wir haben mit Hauptdarsteller Florian David Fitz über die hiesige Genrelandschaft und den Segen von Miniserien gesprochen.

    Anika Molnar / Netflix

    In „Das Signal“ versucht Florian David Fitz herauszufinden, was mit seiner Serien-Ehefrau geschehen ist, nachdem sie nach einer Forschungsmission im All plötzlich spurlos verschwindet. Und auf die Antworten müssen er und wir als Zuschauer*innen nicht allzu lange warten. Die ursprünglich als Kinofilm konzipierte deutsche Netflix-Produktion ist nach vier Folgen schon vorbei, eine zweite Staffel ist nicht geplant.

    Und genau das sieht Hauptdarsteller und Co-Autor Fitz als großen Vorteil, wie er uns im FILMSTARTS-Interview verrät. Außerdem kommen wir auf Deutschlands schwieriges Verhältnis zu Genrestoffen, die Vorzüge der Streaming- gegenüber einer Kino-Auswertung und den früheren Titel seiner Miniserie zu sprechen…

    Florian David Fitz: (nachdem er sich ein älteres Notizbuch mit kommenden Netflix-Highlights angeschaut hat, in dem „Das Signal“ noch unter dem Arbeitstitel „Hello“ firmierte) Wir hatten tatsächlich überlegt, „Hello“ als Titel beizubehalten, waren uns aber nicht sicher, ob man sich darunter etwas vorstellen konnte. Nachdem ich jetzt den Teaser-Trailer gesehen habe, wäre es aber vielleicht doch ganz gut gewesen. Aber wir sind auch mit „Das Signal“ als Titel sehr zufrieden.

    FILMSTARTS: Zumal ja auch nicht alle den Teaser schauen… auch wenn der schon viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Große Aufmerksamkeit ist für dich an sich ja nichts Neues, aber mit Netflix bekommt das noch mal eine etwas andere Dimension, erreicht man hier doch potentiell ein Millionenpublikum weltweit. Ist das etwas, das einem richtig bewusst ist, wenn man an einem solchen Projekt arbeitet oder blendet man das komplett aus?

    Florian David Fitz: (lacht) Solche Öffentlichkeitssachen musst du generell ausblenden, während du arbeitest. Aber jetzt, wenn du solche Fragen stellst, stelle ich mir die auch plötzlich. Cool, danke, dass du mich drauf angesprochen hast.

    FILMSTARTS: (lacht) Jetzt ist die Serie ja eh fertig.

    Florian David Fitz: Ich glaube aber, dass Netflix erst mal wichtig ist, dass sie lokal funktioniert. Aber so wertig, wie sie ist, sieht sie auch schon ziemlich international aus. Ich persönlich finde es toll, weil es für mich einfach mal ein anderes Genre ist und du sowas im Kino bei uns eigentlich nicht machen könntest. Das ist ja das Tolle an den Streamern. Dass man dort so etwas realisieren kann.

    "Das Signal" sollte zuerst ein Kinofilm werden

    FILMSTARTS: Stand denn von Anfang an fest, dass das Projekt zu Netflix kommt?

    Florian David Fitz: Nein, das war eine ganz lange Reise. [Showrunner] Sebastian Hilger wollte eigentlich einen Kinofilm daraus machen. Und ich habe gesagt: Das ist ein wahnsinnig teures Ding, das du da machen willst. Es wird hart, dafür das nötige Geld zusammenzutragen, vor allem im Kino. Und zweitens: Ist es dir wichtig, ob ein Publikum es sieht? Es ist ja nicht so, dass die Leute scharenweise in deutsche Genrefilme reinlaufen.

    Beim Streamer ist es anders. Wir alle schalten dort komischerweise andere Sachen ein, als wir in den Kinos schauen. Wir haben bestimmte Vorlieben, was wir wo anschauen. Und da haben die Streamer Möglichkeiten eröffnet, dass plötzlich Sachen geguckt werden, die traditionell sonst nicht so geguckt wurden. Dadurch kam die Idee auf, aus „Das Signal“ eine Streaming-Serie zu machen. Aber es wurde generell auch klar, dass eine Miniserie vielleicht besser für den Stoff ist als ein Film. Und damit kommen dann natürlich ganz andere Herausforderungen. Was passiert hier genau? Wie entwickelt sich alles? Was ist das Geheimnis dahinter? Wie schaffen wir es, dass der Zuschauer nicht nach fünf Minuten auf die nächste Kachel klickt, sondern wirklich wissen will, wie es weitergeht?

    FILMSTARTS: Während man im Serien-Bereich deutschen Genre-Stoffen inzwischen in der Tat etwas aufgeschlossener gegenübersteht, muss man im Kino hier erst noch nachziehen, auch wenn es immer mal Ausnahmen wie jüngst etwa „Home Sweet Home“ gibt...

    Florian David Fitz: Es liegt auch nicht an uns, wir wollen natürlich gerne alles machen. Aber wir müssen auch irgendwie das Publikum bekommen. Und ich glaube, die Schwelle für Genre im Kino ist bei uns einfach so viel größer. In anderen Ländern wird traditionell anders ins Kino gegangen. Bei uns ist es so, dass wir alle volle Leben haben und uns dann am Abend noch entscheiden müssen, mit dem Auto oder der S-Bahn in die Stadt zu fahren und ins Kino zu gehen. Und dann braucht es irgendeine Art von Hook.

    FILMSTARTS: Das ist definitiv der eine Punkt. Aber es müssen solche Genre-Inhalte natürlich auch angeboten werden...

    Florian David Fitz: Es gibt aber auch immer wieder Genre-Filme, auch wenn die natürlich meist nicht superteuer sein können. Aber sie können klug sein. Nur die Leute gehen nicht unbedingt rein. Da müssen wir uns als Publikum selbst an die Nase fassen. Bei den Streamern geht das wie gesagt alles. Da gibt es auch wahnsinnig tolle deutsche Genre-Stoffe. Also es liegt nicht daran, dass die Sachen überhaupt nicht gemacht werden könnten.

    FILMSTARTS: Ich hoffe nur, dass das noch mehr aufs Kino überschwappt. Könntest du dir denn vorstellen, mal selbst so einen richtigen Genre-Film zu inszenieren?

    Florian David Fitz: Na klar, das fände ich total interessant. Inszenieren ist nur gerade nicht so mein Thema, aus familiären Gründen. Es ist einfach zeitmäßig nicht drin. Das Schreiben dauert schon so unglaublich lang. Dann spiele ich auch noch. Und wenn ich dann auch noch Regie führen und den Film herausbringen würde... Ich will eher versuchen, noch drei Stunden am Tag zu leben. (lacht)

    FILMSTARTS: Dann stand bei „Das Signal“ wohl auch nie zur Debatte, dass du selbst Folgen inszenierst?

    Florian David Fitz: Nein! Die Idee zur Serie kommt ja eh von Nadine [Gottmann] und Sebastian, es ist ja ihr Baby.

    FILMSTARTS: Aber du warst relativ früh im Entwicklungsprozess an Bord, oder? Du hast ja immerhin an den Drehbüchern mitgeschrieben...

    Florian David Fitz: Wenn ich mitschreibe, schreibe ich immer eher zögerlich mit, weil ich das nicht unbedingt machen muss. Hier ging es dann primär darum, die Sachen zu bewerkstelligen, die wir uns vorgenommen haben. Und das war wirklich komplex. Du hast unterschiedliche Zeitebenen, du hast ein Whodunnit-Element, du hast was Philosophisches und was Emotionales zwischen den Figuren. Das ist ein dickes Brett, das du in Sachen Plot bohren musst. Und mit meiner Erfahrung kann ich versuchen, das zusammenzubringen, was man zusammenbringen will. Das ist auch handwerklich anspruchsvoll.

    "Ich liebe Miniserien"

    FILMSTARTS: Da macht es dann wahrscheinlich auch keinen Unterschied, ob man jetzt einen Film macht oder eine Serie mit vier oder acht Folgen.

    Florian David Fitz: Ich liebe ja Miniserien. Weil ich irgendwann böse werde, wenn ich merke, dass man eine geile Prämisse hat, das aber am Ende einer Staffel nicht zu Ende bringen will und man eigentlich nur bei der Stange gehalten werden soll. Bei einer Miniserie kannst du aber ganz anders erzählen, weil du da ein Ende hast. Das macht es erst wertvoll. Enden sind was Tolles.

    FILMSTARTS: Habt ihr denn trotzdem zumindest mal über eine mögliche Fortführung von „Das Signal“ nachgedacht? Das Ende ist ja schon ein Abschluss, aber...

    Florian David Fitz: Aber es könnte jetzt auch erst richtig losgehen. Das Ende könnte auch ein Anfang sein. Doch man muss nicht immer alles ausbuchstabieren. Den Anfang und das Ende gab es so auch übrigens immer, selbst als es noch ein Film werden sollte.

    FILMSTARTS: „Das Signal“ durchzieht lange Zeit eine eher pessimistische – oder vielleicht auch allzu realistische – Sicht auf die Welt und unsere Gesellschaft. Deckt sich das auch ein wenig mit eurer Sicht auf die Dinge?

    Florian David Fitz: Das kommt eher über die Figuren. Wir stellen diese Figur hin, die Geschichtslehrer ist und genau weiß, was die Menschen gemacht haben. Deswegen ist er nicht überzeugt, dass wir der Evolution letzter Schluss sind. (lacht) Und dem stellen wir seine Frau entgegen, die nicht aus Naivität ans Gute glaubt, sondern gerade weil sie superklug ist, auch wenn man natürlich dann hinterfragen kann, ob das alles so richtig ist. Das fand ich spannend. Es ist ja am Ende überhaupt nicht zynisch.

    FILMSTARTS: Tatsächlich ist das Ende ja sogar sehr hoffnungsvoll.

    Florian David Fitz: Ich fand es so schön, weil es so viel offen lässt. Am Ende ist es auch egal, wie philosophisch aufgeladen oder komplex es ist. Alle Experten, mit denen wir gesprochen haben, auch von der Europäischen Weltraumorganisation, wünschen jedem Menschen, einmal von da oben runterschauen zu können, weil das automatisch etwas mit einem macht. Es klingt immer total platt, aber es setzt alles ins Verhältnis, weil du die Realität siehst. Du siehst, wie es wirklich ist. Wir denken ja, unsere Realität ist all das hier. Aber dann zoom mal drei Stufen höher und du siehst: So ist es wirklich, die ganze Zeit. Du sitzt auf einer Gesteinsmurmel im Weltall, das ist die Realität. Und das lässt 98 Prozent aller Sachen, die wir hier machen, völlig absurd aussehen.

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