Die Walt Disney Animation Studios nehmen ihr Publikum seit jeher auf starke emotionale Reisen mit. Nicht umsonst gehören zu den berühmtesten Szenen zahlreicher Disney-Klassiker sowohl ausgelassene Sequenzen als auch ungeheuerlich traurige Momente. „Die Eiskönigin II“ ist da keine Ausnahme: Das 1,45 Milliarden Dollar schwere Abenteuermusical setzt auf Powerballaden, gewitzte Gesangseinlagen und dramatische Action.
Der Disney-Megahit konfrontiert Jung und Alt zudem mit Verlustgefühlen: Die zentralen Figuren müssen Abschiede verkraften, um liebgewonnene Orte bangen und sogar um treue Weggefährten trauern. Falls ihr eure Erinnerung daran auffrischen oder den animierten Blockbuster nachholen möchtet: „Die Eiskönigin II“ ist bei Disney+ im Abo enthalten!
Falls ihr keine Auffrischung benötigt, könnt ihr diesen Artikel unbesorgt weiterlesen. Denn Achtung, es folgen Spoiler für „Die Eiskönigin II“: In einer emotional aufgeladenen Sequenz muss die ebenso quirlige wie heldenhafte Anna hilflos zuschauen, während der lebende, freundliche und schusselige Schneemann Olaf dahinscheidet.
Zwar wird der kühle Frechdachs gegen Filmende wieder herbeigezaubert, trotzdem sorgte diese Szene für unzählige vergossene Tränen (nicht nur) beim jungen Publikum. Und das ist noch recht harmlos! Wie Schauspieler Josh Gad, der Olaf im englischsprachigen Original seine Stimme leiht, nun öffentlich gemacht hat, kam „Die Eiskönigin II“ bloß in einer abgemilderten Fassung ins Kino! Ursprünglich sollte der Abschied von Olaf deutlich schmerzhafter werden...
"Du kannst nicht mir nichts, dir nichts ein verängstigtes Kind töten"
Der entscheidende Unterschied zwischen der endgültigen „Die Eiskönigin II“-Version und dem ursprünglichen Plan: Im fertigen Film zeigt sich Olaf während seines (temporären) Ablebens von seiner starken Seite. Er strahlt inneren Frieden aus und nutzt seine (vorerst) letzten Atemzüge, um Anna Mut zuzusprechen und ihr zu verdeutlichen, wie sehr er sie liebt. Das hatte Regisseurin Jennifer Lee so vorerst nicht im Sinn!
Wie Josh Gad in seinen kürzlich veröffentlichten Memoiren „In Gad We Trust“ erläutert, war Olaf in der ersten Fassung verängstigt, da er nicht wusste, wie ihm geschieht. Das Schicksal dieser angsterfüllten Todesszene war jedoch eine Testvorführung später besiegelt: Erwachsene wären ergriffen gewesen, Kinder dagegen „völlig verwirrt und sehr, sehr traurig.“
So fasste es zumindest Lee gegenüber Gad und weiteren „Die Eiskönigin II“-Besetzungsmitgliedern zusammen. Gad findet in seinen Memoiren (via Entertainment Weekly) andere Worte: „Olafs Todesszene hat das jüngere Publikum völlig fertig gemacht. Kinder haben offenbar geflennt und geschrien, sie sollen von der ausufernden Szene und ihrem Tonfall völlig traumatisiert gewesen sein.“
Die Reaktion auf Olafs ursprünglichen Tod habe sogar Disney-CEO Bob Iger auf den Plan gerufen. Dieser habe sich unmissverständlich für eine Änderung der Filmpassage ausgesprochen: „Olaf ist ein Kind. Du kannst nicht mir nichts, dir nichts ein verängstigtes Kind töten, weil die Kinder im Publikum sich in ihm sehen werden.“
Sogar Olafs Stimme wurde überrascht
Dass Olafs Ableben in seiner anfänglichen Form derartige Wellen schlagen sollte, hätten die Filmverantwortlichen erahnen können. Gad beschreibt in seinen Memoiren schließlich, dass sich auch Lee und er selbst durch die Aufnahme dieser Sequenz kämpfen mussten: „Ich habe es nicht geschafft, ohne zu heulen. Diese ersten Aufnahmen waren brutal, und ich erinnere mich noch immer an dieses Gefühl, dass wir da etwas machen, das richtig weh tun wird“, so Gad.
„Am Ende der Aufnahmen gab es kein trockenes Auge mehr im Raum“, schreibt der „Die Schöne und das Biest“-Star. „Ich weiß noch, wie ich während der Session einen FaceTime-Anruf von meiner Frau bekam. Und als sie meine aufgequollenen, roten Augen sah, erwiderte sie nur: ,Oh Gott, was zur Hölle treibt ihr da?‘ Sie konnte keinen Unterschied mehr ausmachen, ob wir eine Fortsetzung zu ,Die Eiskönigin‘ machen oder zu ,Sophies Entscheidung‘.“
Hinzu kam, dass Olafs Schicksal sogar Gad völlig kalt erwischte: Laut seinen Memoiren wurde er vorab nicht informiert, was seine Paraderolle in „Die Eiskönigin II“ erwartet. Erst im Tonstudio, kurz bevor er die aufwühlende Ur-Fassung von Olafs Tod einsprechen sollte, habe ihm Lee mit Tränen in den Augen reinen Wein eingeschenkt.
Das mag harsch erscheinen, gehörte bei der Arbeit an „Die Eiskönigin II“ jedoch quasi zur Tagesordnung: Die Originalstimmen wurden im Laufe des jahrelangen Produktion wiederholt davon überrascht, welche Richtung der Film einschlägt. Das wurde eindrucksvoll in der erstaunlich ehrlichen, ungeschliffenen Making-Of-Serie „Wo noch niemand war“ eingefangen, einem unbesungenen Juwel im Portfolio von Disney+:
In der Serie wird auch behandelt, wie Cast- und Crew-Mitglieder während der Produktion mit dem Verlust geliebter Menschen zu kämpfen hatten. Außerdem werden abrupt durchgesetzte Änderungen der Filmhandlung und schlauchende Diskussionen innerhalb des Storyteams thematisiert.
Nur selten gestatten die Disney-Studios derartige Einblicke in ihren Arbeitsprozess, weshalb „Wo noch niemand war“ gleichermaßen für Fans und Nicht-Fans von „Die Eiskönigin II“ sehenswert ist! Wir erwarten nicht, dass ein kommendes Disney-Remake eine ähnliche Making-Of-Serie erhält. Aber wenigstens teilt „Wicked“-Star Ariana Grande ihre Castingwünsche mit uns:
Nach "Wicked": Fans wollen Ariana Grande in dieser Disney-Rolle sehen – doch sie hat eine andere Favoritin*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.