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    Spielberg vs. Weinstein: Oscar-Schwergewichte machen konkurrierende Filme zum selben Thema

    Im Frühjahr 2017 will Steven Spielberg seine Version der wahren Geschichte über die Entführung des kleinen Jungen Edgardo Mortara durch die katholische Kirche erzählen. Es wird wohl nicht der einzige Film zum Thema sein…

    Léo Laumont

    Wie der Hollywood Reporter berichtet, wird Produzentenlegende Harvey Weinstein für einen noch unbetitelten Film über die Entführung von Edgardo Mortara wohl nun mit Robert De Niro zusammenarbeiten. Der Schauspieler soll als Papst Pius IX. vor der Kamera stehen. Als möglicher Regisseur ist Baltasar Kormakur („Everest“, „2 Guns“) im Gespräch, das Drehbuch stammt von Jeremy Brock („Der letzte König von Schottland“). Erzählt wird eine Geschichte aus dem Jahr 1858: Im italienischen Bologna nimmt die Kirche dem jüdischen Kaufmann Momolo Mortara seinen Sohn Edgardo weg. Man entführt den sechs Jahre alten Jungen einfach mitten in der Nacht, denn ein Angestellter der Mortaras ließ das Kind heimlich taufen. Damit hat die Kirche nach ihren eigenen Regeln das Recht, ihn seinen andersgläubigen Eltern wegzunehmen. Doch Momolo Mortara kämpft um seinen Sohn und trägt damit entscheidend zum Verlust der bis dato großen weltlichen Macht der Kirche bei…

    Das Besondere an dem Projekt von Harvey Weinstein, der Filme wie „Pulp Fiction“, „Good Will Hunting“ oder „Gangs Of New York“ produzierte und finanzierte: Es ist bereits ein weiterer Film über den Fall in Arbeit. Steven Spielberg arbeitet seit einiger Zeit an „The Kidnapping Of Edgardo Mortara“, für den Mark Rylance und Oscar Isaac als mögliche Darsteller vorgesehen sind. Es kam schon öfter vor, dass in Hollywood zwei Filme zum selben Thema parallel produziert wurden (siehe auch unser Special „Doppelt gemoppelt - 20 filmische Doppelgänger“ aus dem Jahr 2012), doch hier hat die Konkurrenz eine besondere Ausprägung: Weinstein und Spielberg pflegen schon länger eine Rivalität, die vor allem bei den Oscars 1999 begründet liegt. Damals startete Weinstein die zum damaligen Zeitpunkt massivste Kampagne, um seinen Film „Shakespeare In Love“ zum Oscar-Triumph zu führen. Mit Erfolg umgarnte er die Academy-Mitglieder mit Geschenken und exklusiven Gala-Abenden. Größter Leidtragender: Steven Spielberg, dessen „Der Soldat James Ryan“ den Kürzeren zog.

    Laut dem Hollywood Reporter sprachen Weinstein, der seit acht Jahren einen Film über den Fall plant, und Spielberg sogar darüber, dass Projekt gemeinsam anzugehen. Wegen ihrer Historie sei es aber unwahrscheinlich gewesen, dass sie sich hätten zusammenraufen können und so sind diese Gespräche gescheitert. Spielberg, der ebenfalls seit sehr vielen Jahren die Geschichte ins Kino bringen will, kündigte dann im April 2016 an, dass er Anfang 2017 (mittlerweile Frühjahr 2017) mit dem Dreh beginnen will, um den Film noch zum Jahresende und damit rechtzeitig zu den Oscars 2018 in die Kinos zu bringen. Daraufhin soll Weinstein nun seiner Version die höchste Priorität eingeräumt haben und plant nun einen Produktionsbeginn im Januar 2017 ein. Es ist also wahrscheinlich, dass die beiden Versionen nicht nur um die Gunst des Publikums, sondern auch der Oscar-Wähler konkurrieren.

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