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    Stein und Schleim in "Hausen": Das hat es mit den bösen Erscheinungen auf sich

    In der deutschen Sky-Horrorserie „Hausen“ passieren allerlei merkwürdige Dinge. Wir gehen den wichtigsten Fragen zu den ersten vier Folgen zusammen mit Regisseur Thomas Stuber auf den Grund.

    Sky Deutschland / Lago Film GmbH / Reiner Bajo

    Der 16-jährige Juri (Tristan Göbel) und sein Vater Jaschek (Charly Hübner) ziehen in „Hausen“ nach dem Tod von Jascheks Mutter in einen heruntergekommenen Plattenbau. Und es dauert nicht lange, bis sich hier die unheimlichen und scheinbar unerklärlichen Vorfälle häufen.

    Um einer Erklärung zumindest etwas näherzukommen, haben wir uns (virtuell) mit Regisseur Thomas Stuber zusammengesetzt, der alle acht Folgen der ersten „Hausen“-Staffel inszeniert hat und auch maßgeblich an den Drehbüchern beteiligt war.

    Nach gefeierten Dramen wie „Herbert“ und „In den Gängen“ ist „Hausen“ jetzt Stubers erster Vorstoß ins Horror-Genre, für den er meisterliche Vorbilder wie Lars von Triers Miniserie „Hospital der Geister“, Stanley Kubricks „Shining“ und Andrzej Zulawskis „Posession“ als Inspirationsquellen nennt, aus denen er dann etwas ganz Eigenes geschaffen hat. Uns beantwortet er brennende Fragen, die sich nach dem Schauen seiner Serie ergeben haben.

    Nachfolgend soll es dabei zunächst um die erste Staffelhälfte gehen, ein zweiter Artikel zum Rest der Season und vor allem ihrem offenen Ende folgt zwei Tage später zur TV-Ausstrahlung des Finales auf Sky.

    Also Achtung, es folgen Spoiler zu den ersten vier Folgen von „Hausen“!

    Wo spielt "Hausen"?

    Die Welt von „Hausen“ wirkt mit ihrem abgeschiedenen Plattenbau-Kosmos, durch den sich dauerhaft unheilvolle Nebelschwaden ziehen, fast schon surreal. Eine Welt außerhalb des Blocks sehen wir in den ersten vier Folgen nie. Dabei wird auch ganz bewusst offen gelassen, wo die Serie eigentlich genau spielt:

    „Ich wollte nie, dass es richtig verortet werden kann“, erklärt uns Thomas Stuber hierzu. „Ich wollte für die Atmosphäre dieses Nirgendwo haben, aber das ist schon ein Nirgendwo irgendwo im Osten. Also mir geht es schon auch ein bisschen um solche verlorenen Seelen im ostdeutschen Nirgendwo. Daher ist es auch eigentlich wie eine Kehrseite zu ‚In den Gängen‘, wie der Horrorfilm dazu.“

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    In erster Linie sollte die Geschichte aber universell und nicht an einen bestimmten Ort gebunden sein: „Einen Plattenbau gibt’s auch in Mexiko City, in Bangkok, in Moskau. Das sind einfach die großen Blöcke, in denen viele, viele Menschen wohnen, in denen ganz viel Leben zusammengepresst ist. Diesen internationalen Anspruch haben wir auch immer verfolgt. Es sollte nicht provinziell, deutsch oder ostdeutsch sein. Wenn man sich unser Haus anschaut, ist das ja auch kein richtiger Plattenbau – und das ist auch beabsichtigt.“

    Gedreht wurde „Hausen“ übrigens zu großen Teilen im ehemaligen Regierungskrankenhaus der DDR in Berlin-Buch, das allerdings nur ein paar Stockwerke hoch ist. Der Rest der Fassade des Gebäudes in der Serie ist eine digitale Erweiterung aus dem Computer.

    Was hat es mit dem schwarzen Schleim auf sich?

    Ein wiederkehrendes Element in „Hausen“ ist die rätselhafte schwarze Substanz, die mal als Schleim mit Eigenleben, mal als schimmelartige Wucherung das Haus und seine Bewohner in ihrem Bann zu haben scheint (und als Mischung aus praktischen und visuellen Effekten realisiert wurde).

    Diese Erscheinungen visualisieren den um sich greifenden finsteren Einfluss des Hauses, das in seiner Gesamtheit zu einer Art Organismus geworden ist, in dem bestimmte Orte für bestimmte Organe innerhalb dieses Organismus stehen. Das sieht auch auch Thomas Stuber so:

    „Auch wenn die böse Macht ein bestimmtes Zentrum hat, ist diese nicht einfach nur an einem Ort. Die Wände, die Rohre und alles drumherum, das IST diese Macht. Der Heizungskeller ist das Herz, quasi der Maschinenraum, aus dem die gesamte Energie kommt. Die Lüftungsschächte sind die Augen und Ohren. Beim Müllschluckerschacht dachte ich immer an eine Speiseröhre, die alles verdaut und aufnimmt. Wir haben immer überlegt, wie man dem Haus, das hier ja der Antagonist ist, menschliche Züge geben kann und wie alles organisch auf eine bestimmte Art und Weise zuordenbar ist.“

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    Warum können übrigens unterschiedliche Figuren zu unterschiedlichen Zeitpunkten die schwarzen Auswüchse sehen, während andere sie nicht sehen? „Das Haus bestimmt, wer was wann sehen kann, wann es versteckt ist und wen es jetzt gerade quält“, stellt Thomas Stuber klar.

    Eine Ausnahme hierbei bildet aber Juri: „Die einzige Figur, der ich zugesprochen habe, dass sie immer alles sehen kann, ist Juri. Der sollte wie der Junge in ‚Shining‘ eine seherische Fähigkeit haben. Wenn die böse Macht sich zeigt, kann Juri es immer sehen.“ Das trifft aber nicht nur auf böse Mächte zu, kann Juri doch etwa auch als Einziger den kleinen Dennis (Ilja Bultmann) sehen, bei dem es sich ganz offensichtlich um einen Geist – oder ein Echo, wie es in der Serie genannt wird – handelt.

    Was soll der verschenkte Stein?

    Schon früh in der Serie macht Hauptfigur Juri Bekanntschaft mit dem dubiosen Kater (Alexander Scheer), der auf ganz eigene Weise mit dem Haus in Verbindung steht und ihm dient. Direkt bei dieser ersten Begegnung überreicht Kater dem Jungen einen mysteriösen schwarzen Stein, von dem eine finstere Macht auszugehen scheint und den uns Thomas Stuber wie folgt erläutert:

    „Der Stein ist ein Talisman, ein Geschenk des Hauses. Er erinnert in seiner verschlungenen, nicht ganz terrestrischen Form an den festgewordenen Schleim, der immer wieder im Haus zu sehen ist. Er ist ein Produkt dieses Hauses, genauso wie die Droge, die ebenfalls aus dem Schleim gewonnen wird.

    Er ist ein unheilvoller Talisman des Bösen. Dahinter steht der Versuch von Kater, Juri auf die dunkle Seite zu locken. Immer dann, wenn er schwarze Augen bekommt, wenn er die Verführung bekommt, Böses zu tun, Leid zuzufügen oder keine Emotionen zu zeigen, dann fängt der Stein auch an zu glühen. Er wird ihn nicht los, selbst als er versucht, ihn wegzuschmeißen.“

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    Was ist mit Jascheks Vorgänger passiert?

    Das Unheil von „Hausen“ kündigt sich schon früh an, als angedeutet wird, dass Jascheks Hausmeister-Vorgänger seinen Job nicht einfach quittiert hat, sondern ihm etwas zugestoßen ist (schon auf einem Aushang im Foyer des Hauses kann man kurz sehen, dass sein Gesicht ausgebrannt wurde). Thomas Stuber buchstabiert das für uns nochmal aus:

    „Ich glaube, dass sich das Haus den Hausmeister irgendwann geholt hat, so wie es sich auch viele andere Figuren geholt hat, ihn getötet oder verspeist hat. Und dann hat die Hausverwaltung angerufen – die ja in Wahrheit auch nur das Haus ist –, um sich einen neuen zu holen. Jascheks Vorgänger ist ein schlimmes Schicksal widerfahren und Jaschek ist dann kurz davor, dass es ihm genauso ergeht.“

    Was flüstert Ninja seinem Vater zu?

    Im Laufe der Serie nähern sich Juri und der schon länger im Haus wohnende Ninja (Béla Gabor Lenz), der eine ganz eigene On-Off-Bindung zum Haus zu haben scheint, immer mehr an. Was Letzterer seinem alkoholkranken Vater in einer Szene in Folge 4 Schreckliches zuflüstert, das ihn sogar dazu bringt, in die Hose zu machen und um Hilfe zu betteln, wollte uns Thomas Stuber allerdings nicht verraten:

    „Das kann ich nicht verraten, weil es das weniger spannend machen würde. Der Effekt reicht ja völlig. Es muss aber eine geheime Formel sein, die das Haus ihm zugeflüstert hat. Ähnlich, wie sich das Haus zu Juri ausstreckt und ihm den Talisman gibt, hat es vielleicht auch mal Versuche in Richtung Ninja unternommen, dass er der neue Kater wird. Darum geht es ja letzten Endes. Es hat ihm einen fiesen Zauberspruch genannt, der dazu führt, dass er sich von seinem Vater lösen bzw. sich an ihm rächen kann.“

    Aufmerksamen Zuschauern dürfte dabei nicht entgangen sein, dass ebenjener Vater von Peter Kurth gespielt wird, der schon die Titelrolle in Stubers „Herbert“ innehatte (und zudem auch eine der Hauptfiguren in „In den Gängen“ spielte). Dass Kurth hier erneut als Ex-Boxer zu sehen ist, kann laut Stuber übrigens als subtiler Querverweis zu seinem eigenen Kosmos verstanden werden. Auch wenn „Hausen“ und „Herbert“ inhaltlich nichts miteinander zu tun haben, könnte „Hausen“ in gewisser Weise also nicht nur die Horror-Kehrseite von „In den Gängen“, sondern durch diesen kleinen Auftritt auch die Kehrseite von „Herbert“ sein.

    "Hausen" bei Sky

    „Hausen“ wird derzeit täglich um 20.15 Uhr bei Sky Atlantic ausgestrahlt, wo nach dem heutigen Abend dann bereits die ersten vier Folgen gelaufen sein werden. Die restlichen Episoden folgen am morgigen 31. Oktober und am 1. November 2020.

    Bei Sky Ticket* kann indes schon jetzt die komplette erste Staffel abgerufen werden.

    *Bei diesem Link zu Sky handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

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