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    Ist der "Paw Patrol"-Kinofilm zu hart für kleine Kinder? Die Altersfreigabe der FSK erklärt
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Als zugelassener Rechtsanwalt interessiert sich Björn Becher auch für alle Filmthemen mit Jura-Bezug – von Justizfilmen über Fragen des Jugendschutzes bis hin Hollywoods Branchenprozessen.

    „Paw Patrol“ wurde von der FSK ohne Altersbeschränkung freigegeben, hat also eine FSK-Freigabe ab 0 Jahren. Doch einige Eltern empfinden den Film als zu verstörend für ihre Kinder. Was steckt dahinter und was ist die Rolle der FSK? Wir erklären es.

    2021 Paramount Pictures / Courtesy of Spin Master

    Der aktuell erfolgreichste Film in den deutschen Kinos ist „Paw Patrol“. Landesweit wollen kleine Kinder das große Abenteuer der Rettungshunde-Welpen sehen. Und viele Eltern fragen sich: Soll ich mit dem Nachwuchs reingehen? Im Rahmen dieser Entscheidungsfindung blicken viele Erziehungsberechtigte auf die FSK, die den Film ab 0 Jahren freigegeben hat. Das wird dann offenbar so ausgelegt, dass man den Film mit Kindern egal welchen Alters ansehen kann – mit zumindest in einigen Fällen wenig erfreulichem Ausgang.

    In den vergangenen Tagen erreichten uns mehrfach Berichte und Hinweise, die zum Beispiel im User-Kritiken-Bereich auf unserer Filmseite zu finden sind. Dort liest man etwa eine „Warnung“ davor, dass der Film „Schaden anrichte“, Beschwerden darüber, wie „verstörend“ das Kinoabenteuer von Chase und Co. sei, oder dass das eigene Kind aus dem Kino flüchtete oder weinen musste. Und man stößt immer und immer wieder auf die Aussage: Dieser Film hätte erst ab 6 Jahren freigegeben werden dürfen.

    Wichtig: Negativ-Reaktionen sind nur Ausnahmen

    Damit kein falscher Eindruck entsteht, müssen wir festhalten: Diese Reaktion sind nach unserem Eindruck deutlich in der Minderheit. Auch auf unserer Seite finden sich mehr Kommentare von Eltern, die von begeisterten Kindern berichten.

    Und unser Redakteur Julius Vietzen war mit seiner fünf Jahre alten Tochter im Kino, die sich nicht nur prächtig amüsierte und begeistert mitfieberte, sondern auch gemeinsam mit dem restlichen Publikum an gleich zwei Stellen Szenenapplaus spendierte. Und dass obwohl sie wirklich keine abgebrühte Zuschauerin ist, sondern sich sonst auch gerne mal bei eigentlich recht harmlosen Filmen hinter dem Sofa versteckt, wie der Vater erzählt.

    Doch weil in quasi allen Berichten darüber, dass das eigene Kind Angst hatte, die Entscheidung der FSK kritisiert und angegriffen wird, wollen wir versuchen, aufzuzeigen, was die Freigabe ab 0 Jahren bedeutet und warum es gerade keine Altersempfehlung ab 0 Jahren ist.

    Die FSK gibt frei und empfiehlt nicht

    Die Altersfreigabebehörde hat die Aufgabe, nach den Vorgaben des Jugendschutzgesetzes zu schauen, ob ein Film geeignet ist, Kinder und Jugendliche einer bestimmten Altersgruppe nachhaltig zu belasten und zu beeinträchtigen und gibt danach eine Freigabe in den Stufen ab 0, ab 6, ab 12, ab 16 und ab 18 Jahren – oder im extremsten Fall gar keine Freigabe.

    Es ist aber gerade nicht die Aufgabe der FSK, zu beurteilen, ob Filme gut oder schlecht sind und auch nicht, ob sie pädagogisch wertvoll sind oder nicht. Vor allem entscheidet die FSK auch nicht, ob ein Film kindgerecht erzählt ist. So sind zum Beispiel auch die Oscar-Hits „The King's Speech“ und „La La Land“ ab 0 Jahren freigegeben – und trotzdem dürfte niemand auf die Idee kommen, sich mit seinen Kindern im Vorschulalter das Historien-Drama oder das Hollywood-Musical anzuschauen. Falls Eltern es doch tun sollten, werden kleine Kinder womöglich wenig verstehen, sich wahrscheinlich langweilen – aber eben kaum „nachhaltig belastet und beeinträchtigt“ werden.

    Aber ist "Paw Patrol" nun verstörend?

    Es sollte also nun klar sein, dass die Altersfreigabe ab 0 Jahren für „Paw Patrol – Der Kinofilm“ keine Empfehlung ist, den Film auch wirklich mit den allerkleinsten Kindern zu schauen. Die FSK ist nur der Ansicht, dass der Animationsfilm selbst kleine Kinder nicht nachhaltig ängstigen und überfordern wird.

    In der offiziellen Begründung heißt es so unter anderem, dass es selbst „in turbulenten Sequenzen immer wieder humorvolle Entlastungsmomente gibt“. Auch das „lang ausgespielte Happy End“ trage zu einer Entlastung bei.

    Doch wie passt das zu den eingangs zitierten Berichten von Eltern, dass ihre Kinder verstört seien? Hier kommt das schon mehrfach gefallene, von vielen vielleicht aber bislang überlesene Wort „nachhaltig“ ins Spiel. Filme berühren uns, erzeugen Emotionen – und das ist natürlich auch bei kleinen Kindern so. Und dabei bringen Filme Kinder eben nicht nur zum Lachen, sondern lassen sie auch mal um ihre Lieblinge fürchten. Doch die Frage ist, ob das nur eine kurzfristige Sorge ist, sich am Ende alles zum Guten auflöst und die Kleinen mit Freude aus dem Kinosaal gehen.

    Paw Patrol: Der Kinofilm

    Und hier müssen und können nur die Eltern selbst wissen, wie ihre Kinder reagieren und auch mal traurigere Momente verarbeiten. Und ob die eigenen Kinder überhaupt schon bereit sind, einen fast 90 Minuten langen Kinofilm zu sehen, der natürlich deutlich mehr Höhen und Tiefen umfasst als die „Paw Patrol“-Episoden von 23 Minuten Länge auf Netflix, die dann auch noch aus gleich zwei Geschichten bestehen.

    Nicht umsonst sollte man seine Kinder langsam an eine solche Filmlänge ranführen – am besten erst einmal mit Inhalten, die man selbst schon gesehen hat und bei denen man weiß, was passiert, worüber man vielleicht mit dem Kind reden muss. Und am Ende müssen Eltern natürlich dann selbst entscheiden, was sie ihrem Kind zeigen wollen. Die Freigabe der FSK kann dabei eine von vielen Hilfen sein, aber sie ist gerade keine Empfehlung.

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