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    Heute im TV: Dieses zutiefst düstere Gangster-Highlight mit Brad Pitt ist vollkommen unterschätzt
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Die großen Gangster-Klassiker wie „GoodFellas“ und „Pulp Fiction“ haben wir alle gesehen. Vollkommen zu Unrecht unter dem Radar fliegt jedoch der großartige „Killing Them Softly“, der am heutigen Mittwoch im TV zu sehen ist.

    LEONINE

    +++ Meinung +++

    Als „Killing Them Softly“ im Jahr 2012 in die Kinos gekommen ist, waren die Publikums- und Pressestimmen eher verhalten. Für mich ist der zutiefst düstere Thriller von Andrew Dominik, der heute, am 29. Dezember, um 23:25 Uhr auf RTL 2 zu sehen ist, jedoch ein echtes Meisterwerk. Wer den Film also noch nicht gesehen hat, sollte heute unbedingt einschalten!

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    Darum geht es in "Killing Them Softly"

    Bevor ich darauf eingehe, warum „Killing Them Softly“ so famos ist, hier erst einmal der Plot:

    Frankie (Scoot McNairy) und der heroinabhängige Russell (Ben Mendelsohn) sind Kleinganoven und chronisch pleite. Um möglichst schnell an Geld heranzukommen, holen sie sich einen Tipp von dem Geschäftsmann Johnny Amato (Vincent Curatola): In New Orleans soll ein illegales High-Stakes-Pokerturnier stattfinden. Das lassen sich die beiden Gauner natürlich nicht zweimal sagen, denn im besten Fall könnten sie hier bei einem Überfall satte 30.000 Dollar einsacken.

    Tatsächlich geht der Coup auf, doch der Mafioso Markie Trattman (Ray Liotta), der früher selbst Raubüberfälle durchzog, lässt diese Schmach nicht lange auf sich sitzen und engagiert den berühmt-berüchtigten Aufstragskiller Jackie Cogan (Brad Pitt) und dessen nicht weniger bekannten Kollegen Mickey (James Gandolfini). Frankie und Russell müssen nun extrem vorsichtig sein, um den beiden Männern nicht vor den Lauf zu geraten...

    Düsterer geht's nicht!

    Mit „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ hat Regisseur Andrew Dominik bewiesen, dass er ein ungemein charakterorientierter Filmemacher ist, dem es nicht um äußere, sondern immer um innere Spannungen geht. Das lässt sich nun auch auf „Killing Them Softly“ übertragen, bei dem es nicht um krachend-blutige Schießereien geht. Stattdessen versteht sich der Gangster-Thriller als düster-trostloser Befindlichkeitsfilm, der tief in die Seele eines verwahrlosten Amerikas blickt.

    Versinnbildlicht wird das durch ein vollkommen vom Verfall gezeichnetes New Orleans. Während die Medien vollends damit beschäftigt sind, den damaligen Wahlkampf zwischen McCain und Obama auszuschlachten, liegt das Gewerbe des organisierten Verbrechens regelrecht brach. Die Zeiten, in denen man als Gangster noch in Luxus schwelgen konnte, sind lange vorbei. Auch im Schatten der Halbwelt muss man inzwischen etwas für sein Geld tun.

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    Andrew Dominik formuliert diesen Punkt als bittere Anklage. „Killing Them Softly“ zeichnet sich für ein Amerikabild verantwortlich, welches vollkommen von jedweder Form von Idealen entwurzelt wurde. Die Menschen hier sind desillusioniert oder hasserfüllt – im schlimmsten Fall beides. Dadurch, dass Dominik diese Gefühlswelten nun auf das Gangstermilieu überträgt, sorgt er dafür, dass der Abgesang auf die Vereinigten Staaten auch eine Dekonstruktion festgefahrener Mythen wird.

    Das Gangstertum ist nicht mehr schillernd und Brad Pitts Mafioso Jackie Cogan ist nicht cool, auch wenn er seine Haare zurückgegelt hat. Der Mythos des Mafioso ist nichts mehr wert, wenn diesem das Gehalt gekürzt wird. Amerika ist ein Business, das jeden erwischt – und letztlich ins Verderben stürzt. „Killing Them Softy“ unterstreicht das, nicht nur wütend und bissig, sondern auch mit einer verlorenen Hilflosigkeit, die den Film – gerade innerhalb seines Genres – so meisterhaft und einzigartig macht.

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