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    TV-Tipp: In diesem Gangsterfilm wird Johnny Depp zum größten Bankräuber aller Zeiten – und ein "Batman"-Darsteller jagt ihn!
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    In „Public Enemies“ schlüpft Johnny Depp in die Rolle des berüchtigten Bankräubers John Dillinger und wird gejagt von Christian Bale. Der durch und durch stylische Gangster-Thriller von Michael Mann („Heat“) läuft heute Abend im TV.

    Universal

    +++ Meinung +++

    Es gibt nur wenige Regisseur*innen, die derart stilsicher und virtuos agieren wie Michael Mann. Damit einher geht immer wieder der altbackene Style-Over-Substance-Vorwurf, dabei ist der „Heat“-Macher doch ein absoluter Meister darin, die Form zum Inhalt zu erklären. Auch wenn Public Enemies“, der heute am 8. Januar um 20:15 Uhr auf ZDF Neo ausgestrahlt wird, nicht zu seinen großen Meisterwerken zählt, ist der Gangster-Thriller in seiner Opulenz schlichtweg famos.

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    Darum geht es in "Public Enemies"

    Die Große Depression hat die Vereinigten Staaten Anfang der 1930er-Jahre fest im Griff. In diesem von Frustration und Beklemmung geprägten Klima wächst der charismatische Profi-Bankräuber John Dillinger (Johnny Depp) zur medialen Ikone heran. Er beraubt die nämlich Banken, die die Bevölkerung mutmaßlich in die Armut getrieben haben, was ihm eine gewisse Bewunderung seitens der Bürger einbringt. Seine Gang lässt sich dabei von niemandem stoppen – nicht einmal das Gefängnis hält die Gangster auf.

    Immer an Dillingers Seite ist seine Geliebte Billie Frechette (Marion Cotillard), die dem draufgängerischen Charme des Verbrechers vollends verfallen ist. Die Regierung hat sich indes vorgenommen, Dillinger ein für alle Mal dingfest zu machen. J. Edgar Hoover (Billy Crudup) erklärt den Gangster zum Staatsfeind Nr. 1 und hetzt ihm mit Melvin Purvis (gespielt von Ex-Batman Christian Bale) seinen besten Mann auf den Hals...

    Austattungskino mit Widersprüchen

    „Public Enemies“ ist ein Film, der schon in den ersten Minuten irritiert. Das liegt daran, dass es hier eine Diskrepanz zwischen der handwerklichen und der inhaltlichen Ebene gibt. Einerseits fällt das Gangster-Epos in die Kategorie des historischen Ausstattungskinos, andererseits ist die von Michael Mann seit „Collateral“ präferierte, superflexible HD-Digicam der Grund dafür, dass „Public Enemies“ niemals wie ein authentisches Peroid Picture daherkommt. Durch die digitale Ästhetik entsteht eine Kälte – aber im Verlauf der Handlung wird diese zur Methode.

    Denn alles, was eigentlich monumental wirken soll, bekommt durch die digitalen Bilder einen mechanischen Ausdruck, der sich wunderbar als Reflexion über den Mythos John Dillinger verstehen lässt. Michael Mann huldigt hier nämlich keiner Verbrecher-Legende, sondern inszeniert ein poetisch-sehnsüchtiges Porträt einer einsamen Seele, die von Johnny Depp gewohnt faszinierend und bewegend verkörpert wird. „Public Enemies“ ist experimentierfreudig, aber niemals glorifizierend.

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    Das soll nun aber nicht bedeuten, dass „Public Enemies“ nicht perfekt ausgestattet ist. Ganz im Gegenteil. Michael Mann lässt hier eine komplette Ära detailversessen wiederauferstehen, nur eben mit Brüchen. Wenn es dann zu Schusswechseln auf offener Straße kommt, dann werden Erinnerungen an die konkurrenzlose Straßenschlacht aus „Heat“ geweckt. Erneut setzt Mann die Schießereien so brachial und physisch in Szene, dass es einem die Sprache raubt.

    Man muss sich aber so oder so darauf einstellen, dass „Public Enemies“ zwar auf den ersten Blick wie großes Hollywood-Kino erscheint, aber dann doch die ein oder andere stilistische Abbiegung nimmt, um auf ein unspektakulär-spektakuläres Finale hinzuarbeiten, welches noch einmal die inszenatorische Brillanz Michael Manns unter Beweis stellt. In jedem Fall gilt: „Public Enemies“ ist ein hochgradig sehenswerter Gangster-Thriller. Man muss ihn nur zu nehmen wissen.

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