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    Neu im Heimkino: Ist dieser Mega-Blockbuster vielleicht sogar der erfolgreichste Horrorfilm aller Zeiten?
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Mit über 900 Millionen Dollar Einspielergebnis ist „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“ einer der größten Kinoerfolge des Jahres. Doch ist der Marvel-Hit mit Benedict Cumberbatch und Elizabeth Olsen auch tatsächlich ein Horrorfilm?

    +++ Meinung +++

    Man muss es sich nur auf der Zunge zergehen lassen: Ein Kinofilm, der weltweit 677,8 Millionen Dollar eingenommen hat, erhält nach sechs Jahren Wartezeit einen zweiten Teil. Der startet zwar in weniger Ländern als sein Vorgänger, nimmt allerdings 276,9 Millionen Dollar mehr im Kino ein. Dennoch entsteht eine Diskussion, ob dieses Sequel als wirtschaftliche Enttäuschung durchgeht. Klingt an den Haaren herbeigezogen, aber genau das ist Teil des medialen Diskurses rund um „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“.

    Doch auch abseits der Box-Office-Debatte sorgt das neuste Marvel-Abenteuer von „Tanz der Teufel“- und „Spider-Man“-Regisseur Sam Raimi für Diskussionsstoff. Etwa darüber, ob der Blockbuster dem Horror-Genre angehört. Egal, ob ihr den Film nochmal sehen möchtet, um euch ein Urteil zu bilden, oder ihn erst noch nachholen müsst: Jetzt, einige Wochen nach seiner Veröffentlichung auf Disney+*, bekommt ihr zusätzliche Möglichkeiten, das zu tun. Denn jetzt gibt es „Doctor Strange 2“ auch auf DVD, Blu-ray und im 4K-Steelbook.

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    Außerdem gibt es die Comic-Adaption mit Benedict Cumberbatch und Elizabeth Olsen ab sofort auch im Doppelpack* mit dem ersten „Doctor Strange“-Film. Das Double Feature ist allerdings nur als DVD-Set und auf Blu-ray erhältlich, in 4K nicht.

    "Doctor Strange 2" und die Frage: Was ist schon Horror?

    Manche Genre-Einteilungen fallen denkbar leicht. Zielt ein Film etwa sehr oft auf die Lachmuskeln, ist er eine Komödie – ganz gleich, ob man ihn lustig findet oder nicht. Das Genre-Label „Horror“ ist nicht so leicht zu definieren. Klar, es gibt Filme, die in hoher Taktung versuchen, ihr Publikum in Angst und Schrecken zu versetzen. Wohl niemand würde bestreiten, dass diese Filme Horror darstellen. Doch es ist zu kurz gedacht, das Genre allein auf solche Werke zu beschränken.

    Zahlreiche starke Horrorfilme haben wenige oder gar keine sogenannte „Jump Scares“, bei denen man kurz aus dem Kinosessel hüpft oder auf dem heimischen Sofa hochschreckt. Stattdessen setzen sie auf eine unbequeme Grundstimmung oder unbehagliche, denkwürdige Bilder. Andere Horrorfilme wecken bei den wenigsten ihrer Fans negative Gefühle: Mit grotesken Monstern, verunstalteten Körpern und pointierten Gewaltspitzen zaubern sie dem geneigten Publikum eher ein Grinsen ins Gesicht. Mehrere Grundpfeiler des Horrorgenres nehmen derweil übernatürliche Elemente und vom Alltag entrückte Settings, um komplexe Gefühlswelten auszuloten.

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    Wie kommt es also, dass sich viele Genrefans sträuben, „Doctor Strange 2“ als Horrorfilm zu bezeichnen, oder wenigstens als Mix aus Horror und Superheldenfilm? Selbst meine Antwort auf die Frage „Ist 'Doctor Strange 2' ein Horrorfilm?“ erwies sich als tagesformabhängig. Warum nur? Die erzählerische Triebfeder von Raimis neuster Regiearbeit sind Zorn, Frust und ins Negative gekippte Sehnsucht.

    Es gibt ein einäugiges Tentakelmonster, Zombies, dämonische Geister sowie Unschuldige, die von bösen Kräften besessen oder auf groteske Weise getötet werden. Und eine junge Frau, die sich einem mächtigen Zauberer anvertraut, obwohl sie die begründete Furcht verspürt, dass er sie jeden Moment töten wird, um an ihre besondere Kraft zu gelangen.

    Den meisten Filmen würde man nach einer solchen Zusammenfassung ohne zu zögern das Etikett „Horror“ verpassen. Selbst die FSK-Freigabe ab zwölf Jahren sollte kein Gegenargument darstellen, gibt es mit Filmen wie „Blair Witch Project“ oder „Das Waisenhaus“ doch geachtete Genrevertreter, die dieselbe Altersfreigabe aufweisen. Vielleicht hat der gegenwärtige, fast schon inflationär mit übernatürlichen Elementen hantierende Blockbuster-Alltag uns desensibilisiert? Oder sind wir Horror-Fans manchmal kleine Snobs, die einem Mainstreamerfolg keine Genrebezeichnung gönnen, die noch immer einen leicht verruchten Ruf hat, der auf uns abfärben darf? Und zwar nur auf uns, weil wir den Charme der Nische für uns reservieren wollen?

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    Raimi inszenierte den zeitlos verehrten Horror-Klassiker „Tanz der Teufel 2“ mit unbändiger Spielkind-Energie. Er zelebrierte darin groteske, abgeschmackte und sonderbare Ereignisse, statt mit ihnen zu verstören. Seinerzeit strafte ihn ein strenger Jugendschutz ab, heute ist der Film ab 16 Jahren freigegeben – nur vier Jahre Unterschied zu „Doctor Strange 2“, dem dieselbe Freude am Okkulten und Makaberen innewohnt. Nur, dass Raimi in seinem Marvel-Film häufiger abblendet, bevor aus impliziertem Elend gezeigte Härte wird. Die Inhalte bleiben aber verwandt. Um also erneut zu fragen: Sollten wir Genrefans womöglich aufhören, uns derart vehement gegen die Vorstellung zu wehren, dass „Doctor Strange 2“ auch ein(e Art) Horrorfilm ist?

    Und liebe Nicht-Horrorfans und Horror-Neulinge: Sollte euch dieser Marvel-Hit angefixt haben – scrollt doch mal durch unsere Horror-Bestenliste und schaut, was euch daraus anspringt. Vielleicht ist das euer Schritt in ein größeres Universum an Filmvergnügen, von dem ihr bisher noch nichts wusstet?

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